Hildegard Ruoff stellt Werke ihres verstorbenen Mannes Fritz aus. Einige der Bilder sind jetzt erstmals zu sehen. Foto: Horst Rudel

In den 1950er-Jahren prägt die Kriegserfahrung die Kunst Fritz Ruoffs. Angesichts des derzeit fast überall grassierenden Populismus gewinnen seine Werke eine neue Aktualität.

Nürtingen - Manche Menschen sind mit sich selbst am kritischsten. Hildegard Ruoff etwa legt hohe Maßstäbe an ihre Ausstellungen an, die sie in der Stiftung in der Nürtinger Schellingstraße 12 regelmäßig der Öffentlichkeit zeigt. Jetzt sind mehr als 30 Werke des Malers und Bildhauers Fritz Ruoff zu sehen. Dessen Witwe ist zufrieden: „Darauf, wie mir die Ausstellung gelungen ist, bin ich sehr stolz“, sagt Hildegard Ruoff.

Die 97-Jährige, die mit 19 zum ersten Mal Bilder gehängt hat, entschied sich für die Reduktion. Eine Wand, die sie sonst mit sechs Bildern bespielt hätte, dient nun als Präsentationsfläche für lediglich drei Werke. Dadurch kommen sie besonders zur Geltung. Reduktion beweist auch die zeitliche Auswahl, ausgestellt sind ausschließlich Werke aus der Phase der 1950er Jahre.

Die Erinnerung an die NS-Zeit lastet schwer

Der Leiter der Karin Abt-Straubinger Stiftung, Tobias Wall, betonte bei seiner Einführung den historischen Kontext der Ausstellung. Die Erfahrung der nationalsozialistischen Barbarei war auch für Fritz Ruoff wenige Jahre nach Kriegsende bedrückend. Doch nicht nur Dunkelheit, sondern auch Licht strahlen die Bilder aus. „Man hat den Eindruck, dass sich das Nachkriegswerk Ruoffs aus einer tiefen deutschen Nacht erhebt. Der Aufstieg eines Verbrannten aus den schwarzen Überresten seines Untergangs – zu neuer Hoffnung, zu neuer Kraft“, sagte Tobias Wall.

Für ihn sind zwei Bilder mit demselben Titel – „Phönix“ – Schlüsselwerke dieser Ausstellung. „Man wartet darauf, dass aus dem geheimnisvollen Funkeln jeden Moment der Phönix in die Dunkelheit des Blaus hineinexplodiert, er die Schwingen der Farben ausbreitet und des Lichts“, so Wall. Beim zweiten „Phönix“, „auf dem der Vogel sein blaues Gefieder in glitzernder Pracht über den feurig roten Grund spannt“, erfüllt sich diese Prophezeiung dann tatsächlich. Wall: „Ruoff selbst ist der ewige Phönix, ein Künstler, der im Laufe seines Lebens mehrfach aus der Finsternis seiner Krankheiten auferstand – jedes Mal neu und mit neuer künstlerischer Kraft.

Mahnmal gegen politischen Populismus

Diese Reminiszenzen aus der Nachkriegszeit haben laut Tobias Wall einen starken Bezug zur politischen Gegenwart. Angesichts eines „neu auflebenden demagogischen Populismus“ sind die hier gezeigten Werke aktueller denn je und mögen uns und kommenden Generationen als Mahnung und Richtschnur dienen.