Aus den Gipsrohlingen wurden kleine Kunstwerke geschaffen. Foto: Ines Rudel

Die Raumnot zwingt die Bodelschwinghschule, neue Kooperationspartner wie die FKN zu suchen.

Nürtingen - Es ist zu eng. Seit Jahren werde das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrums, kurz SBBZ, mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung von Raumnot geplagt, klagt die Rektorin Barbara Andreas. Vergangene Woche machten sich 110 Schüler deshalb auf den Weg zu zahlreichen Partnern. Unter dem Motto „Das fliegende Klassenzimmer“ wurden 15 verschiedene Projekte angepackt. Dass die Schüler der Bodelschwinghschule während der Projektwoche an vielen Orten präsent seien, sei ganz im Sinne der seit einigen Jahren im Fokus der Schulpolitik stehenden Inklusion. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, sagt die Rektorin deshalb.

Für die Projektwoche hat sich die Schule viele Partner mit ins Boot geholt. Die Kinder besuchten einen Workshop am Theaterhaus Stuttgart, pflegten Alpakas einer Farm in Neckarhausen oder erkundeten den Wald. An der Freien Kunstakademie Nürtingen (FKN) betreute der Bildhauer Alexander Hubrig sieben Kinder der Bodelschwinghschule. Eine von ihnen war die 10-jährige Selina, die bei der FKN konzentriert an einem Rohling aus Gips arbeitete. Eine Schnecke mochte sie daraus machen. Dafür bearbeitete sie geduldig den Gips mit Klöpfel und Stechbeitel. Ihr erstes Werk, ein mit vielen kleinen Herzchen verzierter Kuchen, war da bereits fertig. „Das hat Spaß gemacht“, freute sich das Mädchen.

Gips sei sehr geduldig, erklärt der Bildhauer Hubrig. Gerade für Anfänger sei das Material gut geeignet, weil es schneller gute Ergebnisse ermögliche als Holz oder Stein. Neben der Ingangsetzung eines künstlerischen Prozesses werde auch die Feinmotorik der Kinder trainiert, von denen viele unter einer Form von Autismus, Entwicklungsverzögerungen oder dem Downsyndrom leiden. Außerdem werde es den Kindern ermöglicht, über mehrere Tage hinweg an etwas zu arbeiten.

Bei den Projektwochen könne das Erlernte aus dem Unterricht fächerübergreifend angewandt werden, erklärt der stellvertretende Schulleiter Stefan Track. Hinzu komme das soziale Lernen. Die Kleinen freuten sich, einmal bei den Großen sein zu dürfen und die Großen freuten sich, den kleineren Schülern etwas erklären zu dürfen.

Nichts desto trotz wünscht sich die Rektorin Andreas mehr Räume. Es gebe derzeit keinen Platz für Fachräume, etwa für die Fächer Kunst, Musik, Werken oder Hauswirtschaft, klagt die Schulleiterin. Das Lehrerzimmer für das 55-köpfige Kollegium sei 46 Quadratmeter groß. Auch Räume für Schüler, die zwischendurch aus dem Unterricht herausgenommen werden müssten, gebe es nicht. Momentan könne nur auf den Flur ausgewichen werden.

In der Vergangenheit habe der Schulträger mit dem Aufstellen von inzwischen fünf Containern auf die Raumnot reagiert. Im Sommer sei es darin aber sehr warm. Außerdem stünden sie auf einem Sportplatz und einem Teil des Pausenhofes. Besser wäre es aus Sicht der Schulleitung, weitere Räume auf das bestehende Schulgebäude zu bauen. Grundsätzlich stehe der Schulträger, der Landkreis Esslingen, diesem Ansinnen positiv gegenüber, meint die Pädagogin. Ob und wann angebaut werde, sei aber ungewiss.

Wer die Arbeiten der Kinder aus der Projektwoche besichtigen möchte, hat dazu während einem Schulfest am Dienstag, 23. Mai, von 14 bis 17 Uhr, an der Bodelschwinghschule die Gelegenheit.