Ein Teil der Akten, die der NSU-Untersuchungsausschuss gesichtet hat. Foto: dpa

Vor dem NSU-Untersuchungsausschuss war am Montag mit Sylvia F. eine wichtigen Zeugen geladen. Doch statt einer Aussage gab diese nach Ansicht des Ausschuss-Vorsitzenden eher eine „riesige Liste von Nicht-Wissen“ von sich.

Stuttgart - Es war ein exklusiver Verein. „Als Allgemeinkrimineller hätte man da keine Chance gehabt“, brachte es der Verfassungsschützer Ulrich Bringewatt am Montag im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags auf den Punkt. „Denen ging es nicht um Resozialisierung, sondern darum, Gesinnungsgenossen in der Szene zu halten“.

Kein Zweifel: Die „Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG) war ein Verein von Rechtsextremen für Rechtsextreme. Wer als Neonazi hinter Gittern landete, konnte sich der Unterstützung der tiefbraunen Organisation sicher sein. Zumindest bis zu deren Verbot im September 2011. Ob es seitdem Aktivitäten ehemaliger HNG-Anhänger gab, wollte Bringewatt am Montag öffentlich nicht kommentieren.

„Ich wollte Menschen helfen“

Auch Verbindungen zwischen Funktionären der Organisation, der Neonaziszene in Baden-Württemberg und dem Umfeld der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ könne er nur in nicht öffentlicher Sitzung nennen. Es sind genau diese Kontakte, denen die Abgeordneten auf den Grund gehen wollen.

Am Montag gelang ihnen das nur bedingt. „Ich wollte Menschen helfen“, erklärte die ehemalige zweite HNG-Vorsitzende Sylvia F. vor dem Ausschuss ihr jahrelanges Engagement für rechtsextreme Strafgefangene. An einen Brief an den späteren NSU-Terroristen Uwe Mundlos vom 11. Januar 1997 könne sie sich nicht mehr erinnern – nicht mal an dessen Namen.

„Ich habe so viele Briefe geschrieben, ich weiß gar nicht, worum es da geht.“ Warum sie ihren Brief an Mundlos mit einem „weißen Gruß“ abgeschlossen habe, fragte der SPD-Abgeordnete Boris Weirauch die Zeugin. „Ich fand das damals nicht rassistisch“, lautete deren Antwort. Damals habe sie eben noch etwas anders getickt. „Ich wollte nie politisch was machen, ich war ein Skinhead-Girl“.

„Immer gegen Gewalt“

Ob sie Mundlos jemals persönlich kennen gelernt habe, könne sie heute nicht mehr sagen. „Das ist schon eine riesige Liste von Nicht-Wissen“, ermahnte der Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Drexler die Zeugin. Die war sich bei einem ganz sicher: „Mit Beate Zschäpe hatte ich definitiv nie etwas zu tun“. Mehrfach betonte die 47-jährige Fleischfachverkäuferin, die zwischen 1995 und 1997 im baden-württembergischen Erolzheim wohnte, sie sei „immer gegen Gewalt“ gewesen. Auch als der Grüne Alexander Salomon ihr vorhielt, Neonazis betreut zu haben, die wegen gefährlicher Körperverletzung im Gefängnis saßen, winkte F. ab: „Jeder hatte doch schon mal eine Klopperei“.