Beim NSU-Prozess in München hat am Dienstag ein mutmaßlicher Terrorhelfer die Aussage verweigert. Foto: dpa

Ein mutmaßlicher NSU-Unterstützer aus Chemnitz will sich nur für Musik interessiert haben. Weitergehende Fragen des Gerichts blockt er ab - mit Rücksicht auf seine Frau.

München - Ein Mitglied der rechtsradikalen „Blood & Honour“-Szene in Chemnitz will das mutmaßliche NSU-Terrortrio nicht gekannt haben. Er habe nur am Rande mitbekommen, dass es in der Szene Spendenaufrufe für abgetauchte Gesinnungsgenossen gegeben habe, sagte der Zeuge am Dienstag im Münchner NSU-Prozess. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe ist wegen der zehn Morde angeklagt, die die Bundesanwaltschaft dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) vorwirft.

Der Zeuge sagte, er habe sich nur für Musik interessiert und sich um den Betrieb seines Szene-Ladens gekümmert. Politische Aktivisten seien ihm suspekt erschienen. Er habe sie für staatlich bezahlte Agenten gehalten. Weitere Fragen des Gerichts wollte der Zeuge nicht beantworten, weil er dann seine Ex-Frau belasten würde. Die Frau hatte vor zwei Wochen ebenfalls im Prozess ausgesagt und sich dabei als eine Gründerin von „Blood & Honour“ bezeichnet. Die Organisation war im Jahr 2000 vom Bundesinnenministerium verboten worden.

Einer der Angestellten des Zeugen war ein V-Mann des Brandenburger Verfassungsschutzes. Dieser Mann, Carsten Szczepanski alias „Piatto“, ist an diesem Mittwoch als Zeuge im NSU-Prozess geladen. Er hatte 1998 an seine Behörde gemeldet, die Chemnitzer Szene sammle Geld für das Trio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt und versuche, Waffen zu organisieren.

Die Verhandlung am Dienstag hatte mit einstündiger Verspätung begonnen, weil das Gericht am Morgen noch einen Schriftsatz zu einem Befangenheitsantrag bekommen hatte. Zschäpe und der wegen Beihilfe angeklagte Ralf Wohlleben hatten vergangene Woche den Vorsitzenden Richter abgelehnt. Der Senat wies den Antrag zurück. Es war der sechste Befangenheitsantrag in dem seit 166 Verhandlungstagen laufenden Verfahren.

Am Morgen hatten zwei pensionierte Schweizer Kriminalpolizisten aus Luzern als Zeugen ausgesagt. Sie berichteten, dass Schweizer Waffenhändler häufig im rechtlichen Graubereich gearbeitet und deutschen Kriminellen zahlreiche Waffen verkauft hätten. Sie nannten namentlich ein Geschäft in Bern, aus dem nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft auch die mutmaßliche Mordwaffe des NSU vom Typ „Ceska“ stammte.