Beate Zschäpe am Mittwoch im Gerichtssaal in München Foto: dpa

Die Erkenntnisse des Brandermittlers Frank Lenk könnten darüber mitentscheiden, was aus der Mordanklage gegen Zschäpe wird.

München - Sie ist wieder gut gelaunt heute. Im ärmellosen Stricktop erscheint Beate Zschäpe am 24. Verhandlungstag im NSU-Prozess. Sie lächelt, nimmt einen Drops und scherzt mit ihren Anwälten. Dabei könnte es durchaus ernst werden für die Hauptangeklagte im größten Neo-Nazi-Mord-Prozess der Bundesrepublik. Die Erkenntnisse des Brandermittlers Frank Lenk könnten darüber mitentscheiden, was aus der Mordanklage gegen Zschäpe wird.

Der Kriminalhauptmeister war der erste Fachmann, der am 4. November 2011 in der Frühlingsstraße in Zwickau eintraf, wo ein zweistöckiges Haus abgebrannt war. Die Feuerwehrleute wussten nicht, dass die Ruinen ein Waffenlager verbargen und eine Bombenattrappe. Dass der Brand allerdings etwas besonderes war, das ahnte der Brandermittler Lenk bald: „Das Gebäude war stark einsturzgefährdet durch die Explosion“ sagt der Beamte trocken. Eine Wand war komplett herausgesprengt, tragende Dachbalken waren gebrochen. Viele der Fotos, die das Gericht und die Angeklagten zu sehen bekommen, entstanden von der Drehleiter. Das Betreten des Hauses schien den Helfern zunächst als zu gefährlich.

Explosion ist mit "Otto-Kraftstoff“ ausgelöst worden"

Zu sehen auf den Fotos sind verkohlte Hochbetten, zerstörte Computer, verbogene Fitness-Geräte – die mutmaßlichen Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wollten in Form bleiben – und verkokelte Zeugnisse bürgerlicher Gemütlichkeit: „Mehrere Teelichter am Boden mit intaktem Docht“ registrierte der Ermittler, „einen Impfausweis für Kater Lilly, schwarz-weiß, kastriert“, sowie den „Kratzbaum“ für Zschäpes Katzen.

Unter einem Schreibtisch lag aber auch der gelbe Füllstutzen eines Benzinkanisters. Bei seiner ersten Aussage hatte Lenk von einem Zehn-Liter-Kanister im Flur gesprochen. Die Explosion sei „mit Otto-Kraftstoff“ ausgelöst worden.

„Und dann fand ich eine Waffe“, berichtet Lenk. Als dann die Kiste mit den zwei Drähten auftauchte, da riefen sie das Kampfmittelkommando des LKA Sachsen. Die Experten identifizierten das Ding als Attrappe.

Aussagen mit Brisanz

Vor allem an Anfang des Vortrags verfolgt Zschäpe die Ausführungen des Ermittlers mit offenem Interesse: Sie stützt das Kinn auf die Hand, als bereite ihr der angerichtete Schaden eine leichte Befriedigung. Erst später kehrt die Frau, die laut Anklage für den Tod von zehn Menschen verantwortlich sein soll, zu einem teilnahmsloseren Gesichtsausdruck zurück.

Auch wenn es im Stil etwas ermüdend wirkt, wenn Lenk von „Brandbereich H“ zu „Brandbereich L“ springt, wenn er von „Durchzündungen“ und „thermischer Beaufschlagung“ spricht – die Aussagen können durchaus Brisanz haben für die Angeklagte. Schwere Brandstiftung ist einer der Anklagepunkte gegen Zschäpe. Und wenn das Gericht zur Ansicht kommt, sie habe den Tod einer Nachbarin und zweier Handwerker im Haus billigend in Kauf genommen, als sie die Wohnung in der Frühlingsstraße abfackelte, dann könnte sie allein wegen dieses Delikts wegen Mordes verurteilt werden.

Bis dahin ist noch lang. Verfahrenstermine gibt es noch bis Ende 2014.