Habil Kilic war das vierte Opfer der Zwickauer Terrorzelle. Foto: dpa

 Er war das vierte Opfer der rechtsradikalen Mörder: Habil Kilic, der am 29. August 2001 in seinem Lebensmittelladen erschossen wurde. Im NSU-Prozess sagten am Mittwoch die Nachbarin und der Postbote aus.

München - Er war das vierte Opfer der rechtsradikalen Mörder: Habil Kilic (†38), der am 29. August 2001 in seinem Lebensmittelladen an der Bad-Schachener-Straße in München erschossen wurde. Im NSU-Prozess sagten am Mittwoch die Nachbarin und der Postbote aus, die den Sterbenden gefunden haben.

Nuran K. ist 2001 die erste am Tatort. Sie hat vor dem Geschäft ihren kleinen Sohn und einen Freund getroffen, die Süßigkeiten kaufen wollen, aber keinen Verkäufer entdecken. „Als ich hineinging habe ich gerufen. Dann sah ich den Mann am Boden liegen. Voller Blut“, erzählt sie.

Panisch rennt die Frau nach draußen – direkt in die Arme von Postbote Holger H. Als er den Verletzten sieht, sei ihm sofort klar gewesen, dass „das eine ernst Sache ist“, sagt er. Während Nuran K. zur nahen Polizeidirektion Verkehrsüberwachung läuft, ruft er die Feuerwehr an.

Dann kümmert er sich um den Verletzten. „Es war grauslig. Er hat heftig aus Mund, Nase und Ohren geblutet und war wohl nicht mehr bei Bewusstsein. Aber ich konnte keine Wunde entdecken. Ich habe versucht, ihn auf die Seite zu drehen, dadurch schien die Atmung leichter zu gehen.“ Ein Polizist, der Hygienehandschuhe trägt, ertastet schließlich eine Schusswunde am Hinterkopf.

Der blutige Anblick verfolgte Nuran K. noch lange

Nuran K. fällt es schwer, sich nach zwölf Jahren noch an die genauen Umstände zu erinnern. Sie sagt, anders als im Vernehmungsprotokoll von 2001 festgehalten, seien die Kinder nicht im Laden gewesen. Es sei auch nicht ihr Sohn gewesen, den dieser Vormittag traumatisiert habe, sondern sie: „Ich konnte das blutige Gesicht mindestens ein halbes Jahr nicht vergessen.“

Postbote H. hat andere Erinnerungen: Eins der Kinder sei sehr wohl im Geschäft gewesen. „Der Junge war ganz blass, hat den Verletzten angestarrt und sich nicht bewegt. Ich habe ihn rausgeschickt.“

Der Münchner Rechtsmediziner Oliver Peschel kann seine Erinnerungen hingegen auf seine Unterlagen stützen. Er hat Habil Kilics Leichnam noch am Tattag obduziert. Der Händler sei von zwei Kugeln getroffen worden, sagt er. Die erste traf ihn unterhalb der linken Augenbraue, während er hinterm Tresen stand. Das Opfer sackte auf die Knie, die Täter feuerten erneut, diesmal auf den Hinterkopf.

Der zweite Schuss sei tödlich gewesen, sagt Peschel. Habil Kilic sei in kürzester Zeit an einer Zentralen Lähmung gestorben.