Florian H. war 2013 in seinem Auto am Cannstatter Wasen in Stuttgart verbrannt. Foto: dpa

Nikolaos Sakellariou, Obmann im NSU-Ausschuss, wirft dem Berliner Extremismusexperten Hajo Funke vor, die Herausgabe von Beweismitteln im Fall Florian H. zu verschleppen. Der Politologe weist das entschieden zurück.

Stuttgart - Tauziehen um Beweismaterial für den NSU-Untersuchungsausschuss: Das Landtagsgremium hat den Berliner Politikwissenschaftler Hajo Funke aufgefordert, ein Notebook, ein Handy und einen Camcorder aus dem ausgebrannten Fahrzeug des toten, ehemaligen Neonazis Florian H. zu übergeben. In einer Mitteilung vom Donnerstag erklärte Ausschusschef Wolfgang Drexler (SPD), das Gremium wolle die Geräte bis zum 22. Mai haben. „Der Ausschuss wird sich an dem Tag in nicht-öffentlicher Sitzung mit der Angelegenheit befassen.“ Zuvor hatte SPD-Obmann Nikolaos Sakellario Funke vorgeworfen, die Übergabe von Beweismitteln zu verschleppen.

Der wies die Vorwürfe zurück. Sein Sprecher sagte, es gehe um ein Notebook, das unter Funkes Vermittlung zur Auswertung an einen Fachmann gegangen sei. Diese Auslesung dauere längere Zeit, da das Gerät durch den Brand in dem Fahrzeug, in dem Florian H. starb, stark beschädigt sei. Danach erhalte die Familie das Gerät zurück. Ob sie es an den Ausschuss gebe, sei allein ihre Sache, sagte der Sprecher. Funke rate aber zur Übergabe. Der Sprecher bestätigte, dass es auch noch um einen Camcorder und ein Handy gehe. Wo sie sich allerdings gerade konkret befinden, konnte Funkes Sprecher zunächst nicht sagen.

Florian H. war im Herbst 2013 in einem brennenden Auto in Stuttgart gestorben

Florian H. war im Herbst 2013 in einem brennenden Auto in Stuttgart gestorben. Die Polizei geht von Suizid aus. Der brisante Hintergrund: Zuvor hatte er erklärt, die Mörder der Polizistin Michèle Kiesewetter zu kennen. Die Familie H. hatte erklärt, in die Polizei kein Vertrauen mehr zu haben. Darum hätten sie den Berliner Rechtsextremismusexperten Funke als Vertrauensperson eingeschaltet.

Dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) werden neun Morde an Migranten und die Ermordung Kiesewetters 2007 in Heilbronn vorgeworfen. Der Ausschuss arbeitet die Bezüge des NSU nach Baden-Württemberg und mögliches Behördenversagen auf.