Wolfgang Drexler, der Vorsitzende des Landtags-Untersuchungsausschusses, verliert mit dem Geheimdienstgremium des Bundestags langsam die Geduld. (Archivfoto) Foto: dpa

Im NSU-Untersuchungsausschuss des Landes gestaltet sich die Aufklärung der möglichen Verbindungen zu einem Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz namens Corelli weiter schwierig. Der Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Drexler verliert langsam die Geduld.

Stuttgart - Die Aufklärungsarbeit des NSU-Ausschusses zum V-Mann Corelli und dessen Kontakten zur rechtsextremen Szene im Südwesten gestaltet sich schwierig. Das Landtagsgremium will mehr über den Verbindungsmann des Bundesamtes für Verfassungsschutzes mit dem schillernden Decknamen erfahren. Doch das Parlamentarische Bundestags-Kontrollgremium für die Geheimdienste will den geheimen Bericht seines Sonderermittlers Jerzy Montag nicht nach Stuttgart geben. Vor dem NSU-Ausschuss sagte der Sonderermittler am Freitag aus - allerdings hatte er nur eine stark eingeschränkte Redeerlaubnis.

Ausschusschef Wolfgang Drexler (SPD) kritisierte, für ihn sei das nicht nachvollziehbar. Corelli war Mitglied im Ku-Klux-Klan (KKK) im Raum Schwäbisch Hall. Es besteht die Frage, warum das Bundesamt seine Topquelle in den rassistischen Geheimbund einschleuste, obwohl das Landesamt für Verfassungsschutz dem Klan zunächst keine große Bedeutung beimaß. Montag - früher grüner Bundestagsabgeordneter - sagte, Anfang der 1990er Jahre sei in Brandenburg ein Ausländer fast zu Tode gehetzt worden. Dabei seien Parolen des KKK gerufen worden. Vor dem Hintergrund habe der Bundesverfassungsschutz den KKK in Schwäbisch Hall als „potenziell gefährlich“ eingestuft.

Corelli starb im April 2014

Corelli spionierte seit Anfang der 1990er Jahre in der rechtsextremen Szene für die Geheimdienste. Er starb im April 2014 im Alter von 39 Jahren in einer Wohnung im nordrhein-westfälischen Paderborn - an einem Zuckerschock infolge einer nicht behandelten Diabetes. „Bezüglich der Todesermittlungen habe ich nach Aktenkenntnis und eigener Recherche nicht den Hauch eines Verdachtes für Fremdverschulden gesehen“, sagte Montag zu Spekulationen, der als V-Mann enttarnte Corelli könnte ermordet worden sein.

Corelli ist deshalb für den Ausschuss interessant, weil der KKK in Verbindung zum Polizistenmord von Heilbronn steht, bei dem Kollegen der 2007 erschossenen Polizistin Michèle Kiesewetter angeheuert hatten. Der Mord an Kiesewetter und an neun Migranten werden dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) zugerechnet.

Geheimdienst zwang Corelli zu Kontakt zum KKK

Über das Internet bekam Corelli Ende der 1990er Jahre Wind davon, dass in Baden-Württemberg ein KKK gegründet werden sollte. Wie Sonderermittler Montag berichtete, informierte Corelli davon seinen Ansprechpartner beim Bundesverfassungsschutz. Der Geheimdienst habe Corelli gezwungen, persönlich Kontakt zum KKK zu suchen, obwohl dieser mit dem „pseudoreligiösem Quatsch“ nichts zu tun haben wollte. Corelli soll von fünf bis sechs Polizisten mit Interesse am KKK berichtet haben - das wären mehr als offiziell eingeräumt wird.

Corelli bewegte sich 20 Jahre im braunen Sumpf, wie Sonderermittler Montag sagte. „Es ist naheliegend, dass er die Leute aus dem NSU-Umfeld und auch die NSU-Leute irgendwo mal getroffen hat.“ Dies bedeute aber nicht, dass Corelli vom NSU als Gruppe habe wissen müssen. Corelli habe nach dem Auffliegen des NSU im Herbst 2011 beteuert, die NSU-Mitglieder Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nicht zu kennen. Jedoch soll er 1995 dem Geheimdienst selbst berichtet haben, dass er „einen Mundlos“ getroffen habe - in einer Befragung 2012 stritt der V-Mann dies aber ab. Verbindungen von Corelli zu Kiesewetter sind Sonderermittler Montag nicht bekannt.