Der Uni-Rektor Wolfram Ressel (links) und der Regierungspräsident Johannes Schmalzl wollen den Menschen in der Notunterkunft am Pfaffenwaldring 11 möglichst schnell sagen, wie es weitergeht. Doch das ist oft nur ein frommer Wunsch. Foto: Alexandra Kratz

Der Uni-Rektor Wolfram Ressel (links) und der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl haben die Notunterkunft in der Turnhalle Keltenschanze auf dem Campus in Stuttgart-Vaihingen besucht.

Vaihingen - Neugierig betrachten die Mädchen und Jungen die Besucher, rennen auf sie zu, sagen kurz hallo und laufen dann wieder kichernd davon. Der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl schüttelt jedem einzelnen Kind die Hand. Zusammen mit dem Uni-Rektor Wolfram Ressel hat er am Mittwoch das Flüchtlingsheim in der Turnhalle Keltenschanze auf dem Campus besichtigt.

Es ist eine Notunterkunft. Am 9. November kamen die ersten Frauen, Männer und Kinder. Mittlerweile leben knapp 120 Menschen in der verhältnismäßig kleinen Turnhalle. Die meisten kommen aus den Kriegsgebieten in Syrien und Irak. Die Uni stellt dem Land das Gebäude bis Ende Januar zur Verfügung. Dafür dankte Schmalzl dem Uni-Rektor ausdrücklich. „Der Artikel 1 des Grundgesetztes ist auch in dieser Halle die Richtschnur“, sagte der Regierungspräsident und meinte damit, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.

Die Halle misst 600 Quadratmeter

„Wir tun das gern und bewusst“, betonte Ressel. Die Lage sei ernst. „Das Thema Flüchtlinge ist momentan wichtiger als der Hochschulsport“, sagte der Uni-Rektor. Fest steht aber auch, dass die Uni die Turnhalle von Ende Januar wieder selbst benötigt. Nicht zwingend für den Sport, sondern um darin Prüfungen zu schreiben.

Bereits im September war die Universität Stuttgart an das Land herangetreten und hatte die Turnhalle als mögliche Flüchtlingsunterkunft vorgeschlagen. Nach anfänglichem Interesse lehnte das Land das Angebot aber ab. Die Halle sei mit 600 Quadratmetern zu klein, um sie effizient als Notunterkunft zu nutzen, so die Begründung. Aufgrund der akuten Notsituation nahm das Land die Möglichkeit dann aber doch wahr. Im Vergleich zu anderen Notunterkünften habe das RP im Fall der Keltenschanze viel Zeit zur Vorbereitung gehabt, sagt Schmalzl: nämlich mehrere Tage. In dieser Zeit haben Handwerker beispielsweise den Hallenfußboden abgedeckt, den Brandschutz verbessert und zusätzliche Sanitäranlagen installiert.

Etliche Ehrenamtliche helfen

Die Turnhalle ist mit Holzwänden in mehrere Abschnitte unterteilt. In einem stehen Biertischgarnituren. Dort gibt es Essen und Trinken. Das RP hat einen privaten Caterer mit der Verpflegung beauftragt. In den anderen Boxen stehen einfache Stockbetten – sonst gibt es nichts. Immerhin: an den Holzwänden hängen bereits viele bunte Bilder. Sie sind ein Beweis dafür, dass sich schon etliche Ehrenamtliche gefunden haben, die den Flüchtlingen helfen wollen und sich mit ihnen beschäftigen. Organisiert wird das von der evangelisch-methodistischen Gemeinde in Vaihingen. In ihrem Gemeindezentrum an der Brommerstraße gibt es auch eine Kleiderkammer.

Amir Niazi und sein Team von der Firma Campanet sind für die Notunterkunft zuständig. „Von uns ist immer einer da“, sagte Niazi. Das Unternehmen wurde vom RP beauftragt, ebenso wie ein privater Sicherheitsdienst. Die Notunterkunft ist keine Landeserstaufnahmestelle (Lea). Die Menschen in der Keltenschanze können noch keinen Asylantrag stellen. Für die Kinder gilt noch keine Schulpflicht. „Unser Ziel ist es, den Flüchtlingen möglichst frühzeitig verlässlich zu sagen, wie es weitergeht und sie ins offizielle Verfahren zu bekommen“, sagte Schmalzl. Das bedeutet, die Flüchtlinge müssen zunächst in eine Lea und werden von dort aus auf die Kommunen verteilt. Doch da sei das RP von den Entscheidungen des Innenministeriums abhängig.

Ein frommer Wunsch

„Unser Wunsch ist, dass die Flüchtlinge nur ein paar Tage in der Notunterkunft bleiben. In der Praxis sind es aber Wochen“, sagte der Regierungspräsident. Seine Erfahrung sei, dass die Starken von sich aus weiterziehen. Die Schwachen, die dafür keine Kraft mehr haben, bleiben in den Notunterkünften. „Das sind vor allem Frauen und Kinder. Für mich ist es eine Frage der Gerechtigkeit, dass auch die Familien möglichst schnell ihre Asylanträge stellen können“, sagte Schmalzl.