Ärgerlich: Stuttgart verspielt eine 2:0-Führung. Foto: Bongarts

Es begann verheißungsvoll, doch am Ende lässt der VfB Stuttgart Punkte liegen. Im Baden-Württemberg-Derby gegen den direkten Abstiegskonkurrenten SC Freiburg müssen sich die Roten mit einem 2:2-Unentschieden begnügen.

Stuttgart - Es begann verheißungsvoll, doch letztlich hat der VfB Stuttgart das Baden-Württemberg-Derby gegen den SC Freiburg nicht für sich entscheiden können. Gegen den direkten Abstiegskonkurrenten aus dem Breisgau verspielten die Stuttgarter in Unterzahl eine 2:0-Führung. Am Ende stand ein wenig befriedigendes 2:2-Unentschieden.

Nach der 1:3-Niederlage gegen den FC Augsburg gab es drei Veränderungen in der Stuttgarter Startelf. Neben Serey Dié (gelbgesperrt) fehlte auch Antonio Rüdiger, der grippebedingt aussetzen musste. Außerdem fand sich Daniel Schwaab auf der Ersatzbank wieder. Von Beginn an ran durften dafür Timo Baumgartl, Martin Harnik und Oriol Romeu.

In der Mercedes-Benz-Arena spielte sich vor 60.000 Zuschauern in den Anfangsminuten eine intensive und kampfbetonte Partie ab. Während der VfB sich bemühte, das Spiel zu machen, waren die Freiburger darauf aus, das Aufbauspiel der Roten durch gezieltes Pressing und aggressives Zweikampfverhalten zu unterbinden. Da der SC zunächst konzentriert verteidigte, dem VfB allerdings zuweilen auch die Präzision in seinen Aktionen fehlte, blieben die Offensivszenen aus – bis zur 20. Minute.

Erfolgreiches Flügelspiel

Nach einem Eckball von links landete die Kugel nach einem fehlgeschlagenen Klärungsversuch bei Martin Harnik, der nicht lang fackelte und abzog, doch Roman Bürki parierte. Der Abpraller landete bei Christian Gentner, der jedoch im Abseits stand. Stuttgart blieb aber weiter mutig und belohnte sich dafür: Gentner setzte Harnik auf rechts in Szene, der eine Flanke in den Strafraum brachte. Dort wartete Daniel Ginczek, der aus rund acht Metern zum 1:0 einnetzte (24.). Noch bevor sich Freiburg von diesem Rückschlag erholt hatte, folgte kurz danach der Doppelschlag zum 2:0. Filip Kostic setzte sich auf der linken Seite stark gegen Matthias Günter durch und passte die Kugel flach in den Strafraum, wo Harnik nur noch seinen Fuß hinhalten musste (27.).

Auffällig dabei: Beide Tore fielen über die Außen. Und über dieses Flügelspiel versuchte es Stuttgart nun vermehrt. Durch regelmäßige Seitenverlagerungen riss die Stevens-Elf dabei immer wieder Lücken in die Freiburger Defensive auf, was die motivierten VfB-Angriffe gefährlicher als zu Beginn werden ließ. Kurz vor der Pause kam der VfB sogar fast noch zu einer weiteren Großchance. Gentner verlängerte einen Eckball auf den zweiten Pfosten, wo Harnik das Leder nur um Haaresbreite verpasste (41.).

Freiburg dreht die Partie

Nach der Halbzeit wollten die Breisgauer das Zepter in die Hand nehmen, doch durch mehrere Fehlpässe kam zunächst immer wieder der VfB in Ballbesitz – und dadurch zu Konterchancen. Wie in der 54. Minute: Mit einem schönen Steilpass schickte Alexandru Maxim den Kollegen Martin Harnik auf die Reise, der alleine auf Bürki zulief. Doch der Österreicher legte sich den Ball zu weit vor und verstolperte die Chance.

Danach folgte entgegen aller Erwartungen der Wendepunkt: Jonathan Schmid wollte den Ball an Adam Hlousek vorbeilegen, doch der Stuttgarter Linksverteidiger stellte sich ungeschickt in den Weg und ließ den Flügelstürmer auflaufen – Elfmeter. Den Strafstoß verwandelte Nils Petersen (58.) zum 1:2-Anschlusstreffer. Der SC wirkte nun wie beflügelt. Die Freiburger gewannen mehr Zweikämpfe, hatten mehr Ballbesitz und wurden immer gefährlicher. Der VfB Stuttgart geriet noch weiter ins Hintertreffen. Um einen Konter der Gäste zu unterbinden, leistete sich der bereits gelbverwarnte Hlousek ein taktisches Foul. Schiedsrichter Wolfgang Stark blieb nichts anderes übrig, als den Verteidiger mit Gelb-Rot vom Platz zu stellen.

Danach erhöhten die Freiburger den Druck, um die personelle Überzahl umzumünzen – was ihnen auch gelang. Sorg spielte auf links vor Stuttgarts Sechzehner einen Doppelpass mit Darida und schloss ab. Sein verunglückter Schuss landete am langen Pfosten bei Petersen, der nur noch einschieben musste (85.). Den Stürmer hatte die Stuttgarter Hintermannschaft völlig aus den Augen verloren, da sie sich zu sehr am Ball orientiert hatte. Der VfB kam anschließend kaum mehr aus der Verteidigung heraus, konnte aber immerhin das 2:2 über die Zeit retten.

Für die Stuttgarter ist die Punkteteilung am Ende ärgerlich. Die Mannen mit dem roten Brustring waren in der gesamten ersten Halbzeit das aktivere und gefährlichere Team, das sich mit zwei Toren für seinen Aufwand belohnte. Doch durch den unnötigen Elfmeter sowie den Platzverweis brachten sich die Roten in der zweiten Halbzeit selbst um den Sieg. Am nächsten Samstag wartet der FC Schalke 04 auf den VfB (15:30 Uhr).

Stimmen zum Spiel

Huub Stevens (Trainer VfB Stuttgart): „Ich bin fassungslos, wenn man so ein Spiel noch aus der Hand gibt. Ich habe es geahnt und habe gewarnt, habe aber gegen eine Wand geredet.“

Christian Streich (Trainer SC Freiburg): „Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten, einzuordnen, was in der ersten Halbzeit passiert ist. Ich habe es nicht verstanden, der Mannschaft Zutrauen, Ruhe und Aggressivität zu geben. Wir haben furchtbar gespielt. Aber es gibt nur einen Verantwortlichen: Und das bin ich. Ich bin maßlos enttäuscht, weil wir viele Dinge falsch gemacht haben. Die Mannschaft hat es mit einigen kleinen Umstellungen verstanden, in der zweiten Hälfte zurückzukommen. Aber ich muss mit mir in Klausur gehen.“