Lange Gesichter beim VfB: Das Erfolgserlebnis lässt weiter auf sich warten Foto: Getty

Glückloser Einstand für Jürgen Kramny: Der VfB Stuttgart hat auch unter seinem Interimscoach erneut eine Niederlage eingesteckt. Beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund war für die Roten nichts zu holen. Am Ende hat sich die Qualität des BVB durchgesetzt. Die 1:4-Pleite hätte am Ende sogar höher ausfallen können.

Dortmund - Glückloser Einstand für Jürgen Kramny: Der VfB Stuttgart hat auch unter seinem Interimscoach erneut eine Niederlage eingesteckt. Beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund war für die Roten nichts zu holen. Am Ende hat sich die Qualität des BVB durchgesetzt. Die 1:4-Pleite hätte am Ende sogar höher ausfallen können.

Im Vergleich zur vergangenen 0:4-Klatsche gegen den FC Augsburg gab es vier Veränderungen in der Startelf. Der bisherige U-23-Trainer des VfB, Jürgen Kramny, setzte von Beginn an auf Alexandru Maxim, Lukas Rupp, der den gelbgesperrten Serey Dié ersetzte, Przemyslaw Tyton, der wieder zwischen die Pfosten zurückkehrte und Georg Niedermeier, der unter Alexander Zorniger keine Rolle spielte. Neben Dié fehlten Toni Sunjic (muskuläre Probleme im Oberschenkel) und Florian Klein (Blockade im Halswirbelbereich) verletzungsbedingt.

Die Dortmunder gaben wie erwartet gleich den Ton an und schlugen früh zu, weil die Stuttgarter den Ballführenden zu unentschlossen angriffen. So fand Lukasz Piszczeks Hereingabe von rechts Henrikh Mkhitaryan, der von halblinks vor der Strafraumlinie abzog. Tyton ließ nach vorne abprallen, wo Gonzalo Castro zur Stelle war und zum 1:0 für den BVB einnickte (3.) – ein ernüchternder Start in die Partie für den VfB, der sich danach etwas zu fangen schien und ein ums andere Mal auch den Vorwärtsgang einschaltete.

Borussia Dortmund zu schnell für VfB

Während es allerdings offensiv an spielerischen Mitteln mangelte, stand die VfB-Elf immerhin defensiv kompakter als in den Anfangsminuten. Die Schwarz-Gelben rannten mehrmals an, fanden dann aber mit einem schnell vorgetragenen Spielzug doch einen Weg, die VfB-Verteidigung auszuhebeln. Marcel Schmelzer passte scharf ins Zentrum, Castro spielte den Ball mit der Hacke sehenswert zu Pierre-Emerick Aubameyang, der die Kugel ebenso gekonnt halbrechts im Sechzehner über Tyton ins Tor lupfte (19.) – der nächste Rückschlag.

Mit der Zeit und dem Wissen um die 2:0-Führung wurde Thomas Tuchels Team immer sicherer und spielbestimmender. Vor allem wenn Dortmund das Tempo anzog, wurde es gefährlich. Die beste Chance zum 3:0 hatte Mkhitaryan, dessen Schlenzer von halblinks von Tyton pariert (29.) wurde. Danach schaltete Dortmund einige Minuten vor der Pause einen Gang zurück, was der VfB zu bestrafen wusste.

Erst enteilte Timo Werner seinem Gegenmann Sokratis, dann umspielte der 19-Jährige auch noch BVB-Keeper Roman Bürki und schloss aus der Drehung ab. Piszczek konnte allerdings noch vor der Linie klären. Der VfB setzte jedoch gleich nach. Rupp steckte auf Kostic durch, und der Serbe legte von halblinks quer auf den zweiten Pfosten zu Daniel Didavi, der zum 1:2-Anschlusstreffer einschob (40.). Halbzeit!

BVB erhöht und verwaltet problemlos

Den zweiten Durchgang beging Stuttgart mutiger als den ersten. Jedoch wurden die Roten bei ihren Angriffsbemühungen fast folgenschwer ausgekontert. Marco Reus und Aubameyang rauschten nach einem flachen Pass von Mkhitaryan im Strafraum nur knapp am Ball vorbei (50.).

Der VfB agierte daraufhin wieder defensiver, stand tief in der eigenen Hälfte und ließ die Hausherren anrennen. Diese erhöhten den Druck immer weiter und kamen so zu erneuten Chancen. In der 59. Minute zappelte der Ball wieder im Stuttgarter Tor, doch Reus, der Tyton tunnelte, wurde wegen Abseitsposition zurückgepfiffen. Kurz darauf musste der VfB-Schlussmann gegen Aubameyang parieren (62.), nachdem Castro wie beim schon 2:0 mit der Hacke vorbereitete.

Schließlich geschah, was nur eine Frage der Zeit schien: Reus flankte von der rechten Seite scharf in den Sechzehner, wo Niedermeier klären wollte, den Ball jedoch mit der Fußspitze ins eigene Tor beförderte – das 1:3, an dem Tyton machtlos war, auch wenn der Pole mit den Fingern noch dran war (65.). Und fast kam es noch dicker: Aubameyang ließ halbrechts Baumgartl aussteigen, scheiterte aber am VfB-Keeper. Nach einem Klärungsversuch fand der Ball allerdings wieder umgehend den Weg in die Spitze zu Reus, der knapp am linken Pfosten vorbei zielte (68.).

Das Gefühl, dass Stuttgart noch einmal zurück ins Spiel kommt, kam nicht mehr auf. Borussia Dortmund konnte den Vorsprung weitestgehend problemlos verwalten, während es den vereinzelten Offensivbemühungen der Männer mit dem roten Brustring an nahezu allem fehlte: Tempo, Präzision, Ideen. Den Schlusspunkt setzte Aubameyang, der sich auf halblinks gegen Timo Baumgartl behauptete und sein 17. Saisontor schnürte (90.).

Stimmen zum Spiel

Thomas Tuchel (Borussia Dortmund): „Es war ein ganz hartes Stück Arbeit, weil wir in der ersten Halbzeit nicht so gut waren und der VfB gute Qualität hat. Die zweite Halbzeit war eine sehr, sehr gute und besonders starke. Wir haben gar keinen Torschuss mehr zugelassen und hatten einige Chancen, um höher zu gewinnen. Deshalb war es ein hochverdienter Sieg.“

Jürgen Kramny (Interimstrainer VfB Stuttgart): „Ich denke schon, dass wir ein paar gute Phasen hatten. Das 0:1 nach zwei Minuten war kein guter Start, das war ganz anders. Nach dem 0:2 haben wir eine Reaktion gezeigt, aber nach dem 1:3 hat Dortmund seine Qualitäten ausgespielt. Am Ende haben wir wieder vier Gegentore bekommen, das ist eindeutig zu viel. Ich hätte mir einen besseren Start gewünscht, aber es ist ein kein Wunschkonzert.“