Körpersprache eines zweifachen Torschützen: Torjäger Vedad Ibisevic gibt im Pokalduell bei BFC Dynamo Berlin seinen Mitspielern Anschauungsunterricht – schaut her, so klappt’s! Wie es bei den anderen Spielern geklappt hat, erfahren Sie in der Bildergalerie. Foto: dpa

Am Ende stand ein glanzloser Sieg – und die Erkenntnis, dass auf den VfB vor dem Bundesligastart am nächsten Sonntag noch eine Menge Arbeit zukommt. In der DFB-Pokal-Partie beim BFC Dynamo Berlin zeigten sich wieder viele Mängel in der Offensive. Wenigstens auf Angreifer Vedad Ibisevic ist Verlass.  

Berlin - Vieles soll neu werden beim VfB Stuttgart. In der Liga soll Platz fünf oder sechs her, die Heimspiele sollen in der nächsten Saison endlich wieder ein Spektakel werden. Der neue Präsident Bernd Wahler versuchte schon, so etwas wie Aufbruchstimmung zu verbreiten, mit sieben Neuverpflichtungen will der Club aus Cannstatt endlich wieder angreifen – und zwar konstant, in allen drei Wettbewerben. Doch eines scheint bei all den Änderungswünschen beim Alten zu bleiben: Der VfB ist abhängig von Vedad Ibisevic. Der Stürmer war so etwas wie die Lebensversicherung für das Team von Bruno Labbadia – und er scheint es auch zu bleiben. Was sich am Sonntagnachmittag im Berliner Jahn-Sportpark eindrucksvoll zeigte.

Der VfB mühte sich beim Fünftligisten BFC Dynamo Berlin nach Kräften – und es brauchte die Kaltschnäuzigkeit von Ibisevic, um in die zweite Runde des DFB-Pokals einzuziehen. 2:0 hieß es am Ende – und, na klar, Ibisevic schoss beide Tore. Schon drei Tage zuvor, im Europa-League-Qualifikationsspiel bei Botev Plovdiv (1:1) hatte der Bosnier getroffen. Bei Dynamo Berlin war Ibisevic zuerst mit dem Kopf zur Stelle (40.), dann verwandelte er einen Foulelfmeter (76.) und sorgte so für die Entscheidung. „Ich fühle mich gut, ich bin mit meiner Vorbereitung richtig zufrieden“, sagte Ibisevic, „und wenn die Anspiele gut kommen, bin ich ja dafür da, um sie zu verwerten.“

Die Tore des Stürmers waren fast schon die einzigen Höhepunkte im Spiel des VfB, der sich in der Offensive extrem schwertat. Christian Gentner und Moritz Leitner bemühten sich im zentralen Mittelfeld, so etwas wie Struktur ins Angriffsspiel zu bringen – mit mäßigem Erfolg. Oft war der letzte Pass zu ungenau, oft stimmte der Laufweg nicht – und oft war das Aufbauspiel zu langsam und uninspiriert. Phänomene, die bereits in der Partie bei Botev Plovdiv zu sehen waren. „Es fehlt uns noch an Kleinigkeiten“, sagte Trainer Bruno Labbadia.

Torerfolge nach Schreckenssekunden

Und weil die Abstimmung auch in der Abwehr nicht immer funktionierte, wäre der VfB beim Fünftligisten aus der Hauptstadt fast in Rückstand geraten. Dynamo-Kapitän Björn Brunnemann warf den Ball in der 31. Minute in den Fünfmeterraum, wo Christof Köhne freistehend den Pfosten traf. Und später, in Hälfte zwei, brachte Brunnemann den VfB erneut in Not, als er Torhüter Sven Ulreich, der weit vor dem Kasten stand, mit einer Bogenlampe von der Mittellinie überraschte – der Ball ging knapp über das Tor.

Immerhin – nach diesen Schrecksekunden berappelte sich der VfB und kam jeweils zu Torerfolgen. In der ersten Hälfte setzte Angreifer Cacau den Rumänen Alexandru Maxim in Szene, der flankte von links punktgenau auf Ibisevic – 1:0. Und später, in der zweiten Halbzeit fasste sich der eingewechselte Außenstürmer Martin Harnik ein Herz. Er lupfte den Ball über Gegenspieler Philipp Haastrup, sprintete an ihm vorbei und wurde dann von Haastrup im Strafraum gefoult. Vedad Ibisevic trat an – und verwandelte den Strafstoß sicher.

Wenig später wurde der Bosnier ausgewechselt, und nachdem es zuvor ein paar Streicheleinheiten seiner Mitspieler auf dem Platz gegeben hatte, wurde Ibisevic nun an der VfB-Bank weiter beglückwünscht. Von Co-Trainer Eddy Sözer gab’s einen Klaps auf die Wange, von Chefcoach Bruno Labbadia einen Handschlag – und Sportvorstand Fredi Bobic schlug dem Torjäger freundschaftlich auf den Rücken. Sie alle wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. „Vedo arbeitet verdammt gut für die Mannschaft – und er macht halt einfach seine Tore“, sagte Labbadia.

Dank Ibisevic ist der VfB nun eine Pokalrunde weiter – ob die Qualitäten des Knipsers allein aber auch an diesem Donnerstag im Europa-League-Rückspiel gegen Plovdiv (20.20 Uhr/Sport 1) und in der ersten Bundesliga-Partie am Sonntag beim FSV Mainz (15.30 Uhr/Sky) für einen Erfolg ausreichen, ist zumindest fraglich.

Unsere Noten für die Roten finden Sie in der Bildergalerie.

1 - überragend

2 - stark

3 - Durchschnitt

4 - nicht in Form