An der Möhringer Landstraße entsteht eine Notaufnahmestelle. Foto: Rebecca Stahlberg

Das Jugendamt richtet im ehemaligen Hotel Gambrinus an der Möhringer Landstraße eine Notaufnahmestelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein. Der Vaihinger Bezirksbeirat begrüßt das Vorhaben und bietet Unterstützung an.

Vaihingen - Das Jugendamt der Stadt Stuttgart ist derzeit mit 260 Minderjährigen konfrontiert, die untergebracht werden müssen. Einige sind Stuttgarter Jugendliche, die aus schwierigen Familienverhältnissen stammen. Der überwiegende Teil jedoch sind Flüchtlinge, die ohne Begleitung nach Deutschland gekommen sind. Der Bedarf an Unterbringungsplätzen ist deutlich größer als das Angebot. Es müssen neue geschaffen werden. In der jüngsten Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats informierte Harry Hennig, der Leiter der Dienststelle Notaufnahmebereich beim Jugendamt, zusammen mit drei Kollegen über die neue Einrichtung, die im ehemaligen Hotel Gambrinus entstehen soll.

In Deutschland gibt es die gesetzliche Verpflichtung, Minderjährige in Obhut zu nehmen. „Diese Gesetzgebung nutzen natürlich viele Flüchtlinge“, so Hennig. Da es sowieso schon einen Mangel an stationären Plätzen in der Jugendhilfe gebe, verschlimmere sich die Situation mit den steigenden Flüchtlingszahlen. Die Einrichtung an der Möhringer Landstraße wird jedoch lediglich eine Interimslösung sein. Der Besitzer hat kürzlich verkauft, der neue Eigentümer hat mit der Stadt einen Mietvertrag über 15 Monate abgeschlossen.

Geplant sind 28 Plätze

Entstehen sollen in dem ehemaligen Hotel und Restaurant von Februar an insgesamt 28 Plätze. In der ersten Zeit kommen dort ausschließlich unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter und keine Stuttgarter Jugendlichen. Es wird einen pädagogischen Schichtdienst geben, der die psychosoziale Betreuung übernimmt. „Außerdem werden wir einen Wachdienst engagieren“, sagte Hennig. Der solle für Schutz in beide Richtungen sorgen, erklärte er. Die Notaufnahmeeinrichtung dient als sogenannte „Clearing-Stelle“. Das bedeutet, dass man dort versucht, die Flüchtlinge richtig einzuschätzen, um dann die geeignete Anschlusshilfe zu finden. Es wird freilich auch ermittelt, ob die Aufgenommenen tatsächlich minderjährig sind. Sollte dies nicht der Fall sein, werden sie vom Sozialamt weiter betreut und müssen das normale Asylverfahren durchlaufen.

Des Weiteren gibt es laut Hennig ein mehrgliedriges System an Betreuung. „Wir haben ein hausinternes Schulungsprogramm. Die Jugendlichen lernen zunächst beispielsweise, wie man einen Fahrplan liest, wie man sich zurechtfindet und ähnliches.“ Danach besuchen sie einen Sprachkurs. Die Verweildauer liege im Schnitt bei acht Wochen, manch einer bleibe auch drei Monate, so Hennig. Definitiv solle es sich dort aber um eine Übergangslösung handeln. „Wir verstehen das als Scharnier.“ Im Anschluss geht es für die Flüchtlinge weiter in andere Einrichtungen wie Heime, Wohngemeinschaften oder Kinderhäuser.