Winfried Kretschmann wirbt erneut bei den Bürgern für das Projekt Nationalpark Nordschwarzwald Foto: dpa

Im Streit um den geplanten Nationalpark Nordschwarzwald geht Ministerpräsident Kretschmann noch einmal auf die Bürger zu und wirbt vor allem bei den Projektgegnern um Verständnis.

Stuttgart – Im Streit um den geplanten Nationalpark Nordschwarzwald geht der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) noch einmal auf die Bürger zu und wirbt vor allem bei den Projektgegnern um Verständnis.

Dazu hat Kretschmann einen Brief verfasst, der an 120.000 Haushalte in den Kreisen Freudenstadt, Calw, Rastatt, Ortenau und im Stadtkreis Baden-Baden verschickt wird. „Lassen Sie uns gemeinsam die Chancen, die uns der Nationalpark Schwarzwald für Wirtschaft, Tourismus und Natur bietet, nutzen und Baden-Württemberg damit noch lebenswerter machen“, heißt es dem zweiseitigen Brief. Ein Regierungssprecher bestätigte gegenüber den Stuttgarter Nachrichten die Aktion. „Der Brief geht als Postwurfsendung an alle Haushalte im Suchgebiet für den Nationalpark.“ Grün-Rot hat sich noch nicht entschieden, in welchem der Kreise der Nationalpark ausgewiesen wird.

Kretschmann war in der vergangenen Woche bei einer Informationsveranstaltung zum Nationalpark-Gutachten in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) beschimpft und beleidigt worden. Mehrfach hatten er und der Freudenstädter Landrat Klaus Michael Rückert ihre Reden wegen wütender Zwischenrufe unterbrechen müssen. Kritiker des Nationalparks hatten den Regierungschef als Lügner und Ökodiktator beschimpft.

Es gibt kein Zurück mehr beim Projekt Nationalpark

Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten entschied man sich danach in der Regierungszentrale, noch einmal auf die Bürger in der Region Nordschwarzwald zuzugehen, um vor allem die Gegner zu besänftigen. In dem Schreiben erklärt Kretschmann die Gründe für die geplante Ausweisung. „Für die Bewahrung der Schöpfung, der typischen Lebensräume und der Artenvielfalt wollen wir den Empfehlungen der EU und der Bundesregierung folgen und etwa zehn Prozent unserer Staatswälder aus der Nutzung nehmen und der Natur überlassen.“ Die Errichtung eines Nationalparks sei „eine Ergänzung zu unseren Bannwäldern und anderen Naturschutzflächen“. Da entstehe „ein einzigartiger Erlebnisraum, in dem sich natürliche Wildnis frei entwickeln kann“. Zudem mache der Nationalpark den Nordschwarzwald für Urlauber „noch attraktiver“. Das steigere den Umsatz und schaffe neue Arbeitsplätze.

Der Ministerpräsident verspricht in dem Brief erneut, dass man der Forst- und Holzwirtschaft für die Einnahmeausfälle im Nationalparkgebiet Holz aus anderen Staatswäldern zur Verfügung stellen werde. Zudem werde man die immer wieder diskutierte Borkenkäfergefahr durch „ein professionelles Management kontrollieren und auf ein Minimum reduzieren“.

In dem Brief macht der Regierungschef aber zugleich klar, dass es kein Zurück bei dem Projekt mehr geben wird. „Wir werden noch in diesem Jahr das Nationalparkgesetz auf den Weg bringen.“ Dabei seien die Bürger vor Ort durchaus zur Mitarbeit eingeladen. „Wir werden die Gesetzesvorlage, bevor sie im Landtag beschlossen werden kann, im Internet zur Diskussion stellen. ich würde mich freuen, wenn auch Sie sich aktiv beteiligen.“