Die Nord-Süd-Straße verbindet das Gewerbegebiet Möhringen-Vaihingen mit der Autobahn. Foto: Kai Müller

An der Ecke Nord-Süd- und Breitwiesenstraße wird wild ins Gewerbegebiet abgebogen. Die Polizei verteilt Strafzettel, das bringt aber wenig.

Vaihingen/Möhringen - Morgens, wenn er an der roten Ampel steht und wartet, kreuzt vor ihm ein Auto nach dem anderen seine Fahrbahn. Zehn Fahrzeuge, schätzt der Leser, der sich bei uns gemeldet hat, rutschen in jedem Schwung durch, von der Nord-Süd-Straße aus Richtung Autobahn kommend links in die Breitwiesenstraße. Bloß, das dürfen sie gar nicht. Das Abbiegen ist an dieser Stelle verboten, auch wenn das die Schleichwegfahrer auf ihrem Weg ins Gewerbegebiet nicht kümmert. Und Taxifahrer würden sich noch weniger an die Regeln halten. „Dann kann man das ja auch legalisieren und offiziell machen“, schreibt er in einer E-Mail. Der Abzweig jedenfalls existiere de facto ja schon.

Auch der Polizei ist die Abbiegerei im großen Stil längst bekannt. „Grundsätzlich wissen wir davon, und bei uns sind auch schon viele Beschwerden eingegangen“, sagt Daniela Waldenmaier, die Sprecherin der Behörde. Zudem habe es im Jahr 2014 an dieser Stelle bereits zwei Auffahrunfälle gegeben. Doch aus welchen Gründen ist ihr nicht bekannt. Zumindest ist das „kein Unfallschwerpunkt“, sagt die Polizeisprecherin. Dennoch haben die Beamten an der Stelle den Verkehr bereits mehrfach überwacht, auch einige Verwarnungen wurden ausgesprochen. „Aber nicht sonderlich häufig“, sagt Waldenmaier.

Die Kreuzung ist mit Strichen und Pfeilen zugemalt

Edgar Riester reagiert gereizt. „Ich sehe auf Schritt und Tritt, dass Regeln nicht beachtet werden. Jeder macht, was er will“, sagt der Mann vom Ordnungsamt. Es sei ja nun nicht so, dass man dort aus Versehen abbiegen könnte. Die Kreuzung ist mit Strichen und Pfeilen geradezu zugemalt, hinzu kommen Schilder, die keinen Zweifel daran lassen, was erlaubt ist und was nicht. „Unsere Anordnungen sind ja durchdacht“, sagt er. Aber die Polizei könne sie wegen Personalmangels nur schwer durchsetzen. Und außerdem, meint Riester, „sind unsere Bußgelder so spotthaft niedrig. In Portugal beginnen sie bei 37 Euro und bei uns bei fünf.“ Eine Lösung hat er denn auch nicht parat. So gehe es eben an vielen Stellen in Stuttgart zu, die Kreuzung am Gewerbegebiet steche nicht sonderlich hervor. Weshalb man auch kaum viel Geld verbauen könnte.

Bleibt noch, das Abbiegen tatsächlich zu erlauben. Die Gemeinderats-CDU jedenfalls würde Jubelsprünge machen, schließlich fordert sie das schon eine gefühlte halbe Ewigkeit, um das Gewerbegebiet aufzuwerten. Bei den Verhandlungen der letzten vier Doppelhaushalte, macht zusammen also acht Jahre, fiel das Projekt aber noch jedes Mal der Mehrheitsmeinung zum Opfer.