In die Enge getrieben: Liam Neeson in „Non-Stop“ als US-Marshal an Bord eines Flugzeugs, in dem vieles außer Kontrolle gerät. Foto: Studiocanal

Verwirrspiel: Liam Neeson spielt einen Ordnungshüter an Bord eines Flugzeugs, in dem die Gewalt eskaliert.

Filmkritik und Trailer zu "Non-Stop"

Stuttgart - Die Wahrnehmung des Air-Marshals Bill Marks wackelt – immer wieder verschwimmt die Wartehalle des Flughafens vor den Augen des Bundespolizisten, immer wieder stechen aus der ihn umgebenden Blase Personen scharf hervor. Er wird sie alle wiedersehen an Bord des Fluges, den er schützen soll, und das virtuose Spiel mit der Kamera bleibt durch Krisen und Turbulenzen ein wichtiger Baustein für die hohe Spannung in diesem Film. Regisseur Jaume Collet-Serra hat schon in „Unknown Identity“ (2011) mit Liam Neeson gearbeitet, auch damals in der Rolle eines Mannes mit gestörtem Realitätsempfinden. Dort litt er an Gedächtnisverlust, hier nun ist es biografische Erschütterung, die ihn an den Rand der Zurechnungsfähigkeit bringt.

Und so ist er bald der Einzige, der noch an seine Unschuld glaubt, als an Bord des Flugzeugs die Lage eskaliert, ein Koffer voller Kokain auftaucht und an Marks’ Händen Blut klebt. Auch die Zuschauer kommen ins Zweifeln – handelt es sich bei Bill Marks um einen verwirrten Gewalttäter oder um einen Polizisten mit Vergangenheit, der versucht, das Richtige zu tun?

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Lange weiß man nicht, worauf das hinauslaufen wird. Die Leichen häufen sich, Marks fasst Passagiere hart an, und Neeson durchläuft alle Gefühlszustände eines Mannes, der immer weiter in die Enge getrieben wird. Ominöse SMS-Botschaften eines vermeintlichen Drahtziehers hinter dem Flugzeug-Terror lässt Collet-Serra in Textform auf der Leinwand erscheinen. So eröffnet er eine weitere visuelle Ebene und verschafft den Zuschauern einen Wissensvorsprung vor den Passagieren, der freilich lange kein bisschen mehr Klarheit bringt.

Zwischendurch kommt es zu kniffligen Ausbrüchen an Bord, es wird gerangelt, geboxt und geschossen. Die Nebencharaktere sind allesamt scharf konturiert, ein zynischer Flugkapitän, ein zweiter Marshal in dubiosem Konkurrenzverhältnis, diverse verdächtige Freaks und ein jovialer IT-Spezialist gehören dazu wie auch ein Arzt mit orientalischem Äußerem, der bei Passagieren wie Zuschauern reflexhaft einen Terror-Verdacht hervorruft. Julianne Moore („Don Jon“) hat starke Auftritte als eigenwillige Mitreisende und Nebensitzerin des Marshals, die zu seiner einzigen Verbündeten wird und inmitten der Hysterie als ruhender Pol der Menschlichkeit fungiert.

Die großen, eigentlichen Themen von „Non-Stop“ aber sind der US-amerikanische Homeland-Security-Wahn und die totale Öffentlichkeit des Internet-Zeitalters. Was im Innern der Maschine passiert, braucht nur Minuten, bis es über Smartphones den Weg nach draußen findet, und schon bald ist Bill Marks’ Konterfei in den Fernsehnachrichten zu sehen.

Die bei solchen Thriller-Geschichten immer auftretenden Logikprobleme halten sich in Grenzen, und die Auflösung ist eine handfeste Überraschung, die das übertriebene Action-Ende abmildert. Als Erkenntnis bleibt: Sicherheit wird unter den Bedingungen der Gegenwart eine kaum zu einzulösende Illusion bleiben.

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