Die niedrigen Zinsen sind Folge des Krisenmanagements der Europäischen Zentralbank Foto: dpa

Die Jahre des Krisenmanagements sind vorbei, die EZB muss ihre Geldpolitik wieder straffen. Doch auf einträgliche Zinsen werden wir noch lange warten müssen. Ersparnisse auf dem Bankkonto liegen zu lassen, reicht nicht mehr.

Frankfurt - Die lockere Geldpolitik bestraft Sparer und entlastet Schuldner. Für viele deutsche Haushalte ist das ein Nachteil. Auch deshalb ist richtig, dass – nachdem die Eurokrise ihren Höhepunkt überschritten hat – nun eine Kehrtwende der Europäischen Zentralbank (EZB) gefordert wird. Die Wirtschaft wächst auch im Süden Europas wieder. Vor diesem Hintergrund können den Bundesbürgern die Minizinsen nicht dauerhaft zugemutet werden. Zumal die lockere Geldpolitik weitere, noch bedenklichere Folgen hat: eine nachlassende Reformbereitschaft und das Risiko neuer Blasen an den Finanzmärkten.

Klar ist aber auch: Die EZB kann nicht einfach das Steuer herumreißen und direkt den Leitzins anheben. Ein solcher kalter Entzug würde die Konjunktur abwürgen. Der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik, so nötig er ist, muss behutsam erfolgen. Die Zinsen werden also nur langsam steigen.

Wer kann, sollte einen Teil seines Geldes umschichten

Sparer sollten sich deshalb nach Alternativen zum Bankkonto umschauen. Man muss weder Zocker noch Experte sein, um in Aktien zu investieren. Wer Anteile an einem breit aufgestellten, börsennotierten Fonds kauft, kann sich die Auswahl einzelner Unternehmen sparen und muss heutzutage auch keine hohen Gebühren mehr zahlen.

Allerdings eignen sich Aktien nur für Anleger, die einen Teil ihres Geldes mehrere Jahre liegen lassen können. Wer seine Ersparnisse nach kurzer Zeit wieder benötigt, läuft Gefahr, die Papiere mit Verlust verkaufen zu müssen. Menschen, die mit Mühe zwei Monatsgehälter gespart haben und diese für den Notfall jederzeit verfügbar halten müssen, bleibt daher kaum eine Alternative zum Tagesgeldkonto. Das ist das eigentlich Bittere an niedrigen Zinsen: Kleine Sparer können ihnen nicht entkommen. Die Politik der EZB, auch wenn sie Schuldnern hilft, ist deshalb ungerecht.