Stolperfalle am S-Bahn-Einstieg Foto: Leif Piechowski

Bei den neuen S-Bahn-Zügen liegt der Einstieg so hoch, dass er für Rollstuhlfahrer kaum zu schaffen ist. Der Einsatz der Züge sei „inakzeptabel“, sagt die städtische Behindertenbeauftragte.

Stuttgart - Der Verband Region Stuttgart (VRS) hat für 470 Millionen Euro 87 neue S-Bahn-Züge beschafft. Damit sei die Region Stuttgart „bundesweit Vorreiter bei den Standards für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste“, sagt die Bahn. Der Einstieg der Züge liegt aber vom S-Bahnsteig aus mit 9,5 Zentimetern um sechs Zentimeter höher als beim alten Modell. Rollstuhlfahrer beklagen daher fehlende Barrierefreiheit.

Der erschwerte Einstieg sei bei den Fahrgästen ein Thema, sagt die Stuttgarter Behindertenbeauftragte Ursula Marx. Ihr sei unverständlich, wie die höher gesetzte Schwelle vom VRS überhaupt zugelassen werden konnte. Von einer „Zumutung und Mobilitätsbremse“ spricht der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel aus Filderstadt.

Der Niveauunterschied kann gemindert werden, wenn ein wegen Fehlfunktionen inzwischen abgeschalteter Schiebetritt – ein automatisch waagerecht ausfahrendes Alublech – unter den Türen wieder aktiviert wird. Das soll laut dem Hersteller Bombardier aber erst Ende 2016 geschehen. Der Schiebetritt muss neu entwickelt und vom Eisenbahnbundesamt abgenommen werden. Der unebene Fußboden im Zug wird aber bleiben. Ein Versenken des Tritts sei technisch nicht möglich, sagt Bombardier.

Der Regionalverband habe in seiner Ausschreibung eine „Spaltüberbrückung“ gefordert, der Höhenunterschied sei kein Thema gewesen, sagt Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler, ein ebenerdiger Einstieg sei im Bahnverkehr „nicht zu erreichen“.

Die Bahn reagiert mit Durchsagen („Achten sie auf die Bahnsteighöhe“) auf das Dilemma und sieht sich nicht in der Verantwortung. Der Hersteller habe „nicht das vertraglich fixierte Fahrzeug geliefert“.