Zum Neujahrsempfang in Degerloch kamen gut 130 geladene Gäste im Bezirksrathaus zusammen. Foto: Tilman Baur

Man solle sich wieder mehr von der Vernunft und weniger von Emotion und Bauchgefühl leiten lassen: Das sagte der Medienprofessor Andreas König beim Neujahrsempfang in Stuttgart-Degerloch.

Degerloch - Rund 130 geladene Gäste haben am Dienstagabend im vollen Sitzungssaal des Bezirksrathauses am Degerlocher Neujahrsempfang teilgenommen. Dabei kamen sie in den Genuss, den ersten Harmonien des neuen, spendenfinanzierten Klaviers zu lauschen. Der aus dem Bezirk stammende Komponist Frank Federsel weihte das Instrument zum Auftakt der Veranstaltung mit einer Sonate ein, die er schlicht „Degerloch“ nannte.

Bezirksbeirat Götz Bräuer sprach anschließend ein Grußwort in Vertretung von Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold, die noch an einer verschleppten Lungenentzündung laboriert. Kunath-Scheffold hatte das Highlight des Abends organisiert, indem sie Andreas König für die Neujahrsansprache gewinnen konnte. Der Calwer Professor für Medienmanagement und Kommunikation sprach zum Thema „Dialog und Begegnung als Grundlage von Gemeinschaft“.

Eine Verrohung der Umgangsformen sei zu beobachten

Keinen theoretischen Vortrag wolle er halten, sagte König. Ihm liege ganz persönlich daran, dass die Gesellschaft besser werde. „Wir beobachten derzeit eine Verrohung der Umgangsformen“, sagte König. Er plädierte dafür, sich im Alltag wieder mehr von der Vernunft und weniger von Emotion und Bauchgefühl leiten zu lassen. Kritik sei gut, doch müsse sie auch richtig geäußert und immer mit einer positiven Alternative einhergehen.

Tatsächlich lebe man in rauen Zeiten, bestätigte Götz Bräuer. In Degerloch pflege man aber einen guten Umgang. „Das war nicht immer so, aber ich finde, dass wir mittlerweile eine gute Gemeinschaft sind“, sagte er gemünzt auf die Zusammenarbeit im Bezirksbeirat. Schließlich setzte sich Federsel noch einmal ans Klavier und gab zwei weitere Stücke zum Besten. Dann ging’s runter zum Stehempfang mit Degerlocher Wein und Neujahrsbrezeln – „Dialog und Begegnung“ sollte schließlich keine rein akademische Übung bleiben.