Der erste Neujahrsempfang mit Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Foto:  

Vor 1100 Gästen beim Neujahrsempfang erteilt Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull dem Nord-Ost-Ring eine klare Absage.

Fellbach - Kein Blitzeis, wie vor drei Jahren, stellte heuer die Organisatoren des Neujahrsempfangs vor besondere Herausforderungen. Vielmehr durften die mehr als 1100 Gäste gemütlich durch den des Nachts angewehten sanften Neuschnee zur Schwabenlandhalle stapfen – um im bestens gefüllten Hölderlinsaal die zahlreichen Ehrungen mitzuverfolgen und vor allem um zu erleben, wie sich die neue Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bei ihrer Premiere denn so schlägt.

OB Zull überzeugt mit einem souveränen Auftritt

Das Urteil fällt im Anschluss an die Tour d’Horizon der Rathauschefin eindeutig aus: Großes Lob für den souveränen Auftritt der im kleingemusterten zartrosa Kleid, hellem Blazer und umgehängter Amtskette erschienenen OB. Und ebenso Anerkennung für ihre inhaltlichen Ausführungen. Wobei es sicher von Vorteil war, dass Gabriele Zull im Lutherjahr gleich mehrfach den Reformator zitierte. So etwa mit einem Ausspruch, der eben nicht von „einem unserer geschätzten, wortgewandten Alt-Oberbürgermeister“ stammte, nämlich: „Tritt frisch auf, tu’s Maul auf, hör bald auf.“

Immerhin gut 40 Minuten waren es dann doch, in denen Gabriele Zull nahezu alle Herausforderungen wie auch die anstehenden Großereignisse ansprach: Etwa die derzeit gute Finanzlage mit erfreulichen Gewerbesteuer- und stabilen Einkommensteuereinnahmen, die Städtepartnerschaftsjubiläen oder den Europäischen Kultursommer in Fellbach. Dazu ging’s um bezahlbaren Wohnraum, um die Integration der Flüchtlinge oder die Terrorgefahr.

Die Oberbürgermeisterin spricht sich erneut gegen den Nord-Ost-Ring aus

Kräftiger Beifall war Gabriele Zull sicher, als sie bei einem zentralen Fellbacher Thema der vergangenen und kommenden Jahre klare Kante zeigte: bei der Reanimation des Stuttgarter Nord-Ost-Rings. Nicht nur vor dem Hintergrund der Remstal-Gartenschau 2019 und ihrem Motto „Der unendliche Garten“ sei die neu entflammte Diskussion eine Entwicklung, welche „die mit Abstand größte Gefahr für unsere Heimat bedeutet“. Dies sei, so Zull, „veterinärmedizinisch betrachtet der sehr bemühte Versuch zur Wiederbelebung eines in Wirklichkeit schon lange toten Gauls“.

Wer strebe das eigentlich an, „den unendlichen Garten zu einer idyllischen Schwerlasttransversale umzugestalten?“ Quasi nach dem Motto: „Gleich nach der Gartenschau kommt der Brummi-Stau.“ Fellbach sei belastet mit Verkehrsproblemen – in einer Zeit, in der seit Zulls Amtsantritt kaum ein Tag ohne Feinstaubalarm in der Landeshauptstadt Stuttgart verstrichen ist. Ja, sicher müsste es wirksame Erleichterungen für geplagte Pendler auf der Schiene wie auf den Straßen geben, so Zull. „Aber nein, diese Lösungen wird es nicht über eine vierspurige Autobahn quer über das Schmidener Feld geben, die zusätzlich zum regionalen Verkehr auch noch den überregionalen anzieht.“ Angesprochen fühlen durfte sich dabei speziell einer der Hauptbefürworter des Nord-Ost-Rings, der CDU-Bundestagsabgeordnete und Fraktionschef im Regionalparlament, Joachim Pfeiffer aus Urbach. Er hatte, wie zahlreiche weitere Politiker, Oberbürgermeister, Kreisräte, Wirtschaftskapitäne, Vereins- und Kirchenvertreter den Weg in die Schwabenlandhalle gefunden.

Handel und Gewerbe sind gut aufgestellt

Trotz dieses aktuellen Hauptärgernisses sieht Gabriele Zull Fellbach auf dem besten Weg. „Es ist eine Stadt, in der es sich gut leben und arbeiten lässt.“ Handel und Gewerbe seien gut aufgestellt, viele Fellbacher Unternehmen „sind in ihrem Segment an der Weltspitze“. Die geordneten Finanzen versetzen die Stadtverwaltung in die Lage, auch in den kommenden Jahren vorausschauend zu investieren, um den Standort zu stärken und die Lebensqualität weiter zu verbessern. „Kommune heißt Gemeinschaft“, erinnerte die Stadtchefin. „Und Fellbach – das sind wir alle.“

Ihr Appell an die Bürger: „Lassen wir uns in diesem neuen Jahr auf Neues ein. Und leben wir nicht mit Angst vor dem Morgen. Leben wir mit Mut und Hoffnung im Heute und Hier!“ Und so betonte sie abschließend, in Anlehnung an Luthers Aufforderung, selbst bei einem anstehenden Weltuntergang noch ein Apfelbäumchen zu pflanzen: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie 2017 Freude und Erfüllung spüren beim Pflanzen Ihrer Apfelbäumchen.“