Mit DB Schenker nimmt der Schwerlastverkehr auf den Fildern zu, wird in den Nachbarkommunen von Neuhausen befürchtet. Foto: DB Systel

Die vom Neuhausener Bürgermeister Ingo Hacker geplante Ansiedlung des Logistikers DB Schenker stößt auf Kritik. Außerdem sollen einige Landwirte nicht bereit sein, ihre dafür benötigten Flächen zu verkaufen.

Neuhausen - Das Vorhaben der Gemeinde Neuhausen, dem Logistikunternehmen DB Schenker eine Fläche in unmittelbarer Nähe zur Autobahn anzubieten, ist nicht nur umstritten – es scheint auch auf tönernen Füßen zu stehen. Denn dem Vernehmen nach wollen jene Filderstädter Landwirte, deren Felder für die Ansiedlung benötigt werden, ihr Land nicht verkaufen. Der Flughafen hingegen, dem ebenfalls Teile des rund vier Hektar großen Areals gehören, befindet sich laut einer Sprecherin „in positiven Gesprächen mit der Gemeinde“ und sei „nicht völlig abgeneigt“, die Flächen zu veräußern.

Der Neuhausener Bürgermeister Ingo Hacker ist auf die Grundstücke anderer angewiesen. Denn das von der Gemeinde ins Auge gefasste Areal gegenüber der Autobahnausfahrt an der Straße nach Scharnhausen/Plieningen liegt außerhalb des Flächennutzungsplans. Deshalb müssen im Vorfeld nicht nur planungs- und baurechtliche Voraussetzungen geschaffen, sondern auch Kaufverhandlungen mit Grundstückseigentümern geführt werden. Wie weit er damit bisher gekommen ist, will Hacker zurzeit nicht kundtun. Die „Grundstückserwerbe sind noch nicht abgeschlossen, die Gespräche laufen noch“, lässt er eine Rathaussprecherin ausrichten. Weitergehend wolle sich der Bürgermeister zu dem Thema „nicht äußern“, sagt sie.

Nachbarkommunen kritisieren Hackers Pläne

Ähnlich wortkarg fällt auch das Statement von DB Schenker selbst aus. Bezüglich eines neuen Standorts in Neuhausen gebe es „keinen aktuellen Stand, nichts, was man momentan kommunizieren könnte“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage.

Bei den Nachbarkommunen macht sich der Bürgermeister mit seinem ehrgeizigen Plan, die Wirtschaft der eigenen Kommune anzukurbeln, keine Freunde. Sie befürchten, er trage das auf den Schultern ihrer Bürger aus. Denn durch die Ansiedlung einer weiteren Spedition nehme der Verkehr auf den ohnehin überlasteten Fildern nochmals deutlich zu, so die Argumentation. Außerdem prangern Hackers Kollegen an, er spiele nicht mit offenen Karten. „Wir sind bis heute nicht offensiv informiert worden“, kritisiert etwa der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay. Er ist der Ansicht, dass eine „Planung dieser Größenordnung im regionalen Umkreis betrachtet und besprochen werden muss“.

Knappe Mehrheit im Gemeinderat

Der Gemeinderat hatte sich im Mai nichtöffentlich mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, mögliche Standorte für eine Ansiedlung des Logistikers zu prüfen. Die Fraktion der CDU hatte sich zwar für das Vorhaben ausgesprochen. Allerdings knüpft sie die Ansiedlung an die Realisierung einer Westumfahrung für Neuhausen, um nicht die eigenen Bürger mit zusätzlichem Schwerlastverkehr zu belasten. In der jüngsten Sitzung hat das der CDU-Gemeinderat Peter Schreck in seiner Haushaltsrede „unmissverständlich“ betont.

Auch die SPD hat DB Schenker in ihrer Stellungnahme zum Etat 2016 thematisiert. Der Vorsitzende Erich Bolich erklärte, seine Fraktion sei nach wie vor mehrheitlich gegen die Ansiedlung an der vorgesehenen Stelle. „Es wäre der falsche Weg, jetzt auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche Tatsachen zu schaffen, bevor eine Gesamtplanung zusammen mit einer zukunftsfähigen Verkehrsentwicklung für das Gewerbegebiet südlich der Autobahn vorliegt“, so Bolich. Rolf Haas ist der Erste stellvertretende Bürgermeister in Neuhausen. Und er ist Gemeinderat der Freien Wähler. „Aber bei diesem Thema denke ich grün“, macht er aus seiner Abneigung gegen eine DB Schenker-Ansiedlung keinen Hehl. Haas ist strikt dagegen, „vier Hektar Fläche total zu versiegeln“.