Die Stadt und die Region wollen Zuwanderer im Alten Waisenhaus in buntem Ambiente Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Willkommen in Stuttgart – so sollen sich all jene fühlen, die, egal woher und warum, in Stuttgart angekommen sind. OB Fritz Kuhn und Landes-Wirtschaftsminister Nils Schmid haben das als erste Anlaufstelle gedachte Welcome Center am Mittwoch eröffnet.

Stuttgart - Hier der IT-Fachmann aus Indien, der sich Formulare erklären lässt, neben ihm der Syrien-Flüchtling, den die Bundespolizei kurz vorher am Hauptbahnhof aufgegriffen hat – am Empfangstresen im neuen, bunten Welcome Center ist diese Konstellation „durchaus denkbar“, sagt dessen Leiterin Verena Andrei. Sie und ihre Mitarbeiter sollen – kurz gefasst – Neubürgern die ersten Schritte in Stuttgart erleichtern. Den Satz „Wir sind nicht zuständig“ werde sich keiner der Besucher im Alten Waisenhaus am Charlottenplatz anhören müssen.

Nils Schmid (SPD), baden-württembergischer Wirtschafts- und Finanzminister, und Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) haben das Welcome Center am Mittwoch offiziell eröffnet. Tatsächlich betreuen die Mitarbeiter des Gemeinschaftsprojekts der Stadt und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) schon seit dem 2. Oktober Neuankömmlinge. Ausländische Fachkräfte können sich überdies seit Juli auf einer Internetplattform informieren.

Das Welcome Center soll sich zur zentralen Anlaufstelle für Zuwanderer jedweder Couleur entwickeln. „Wir schlagen damit ein neues Kapitel in der Geschichte der Integrationspolitik der Stadt auf“, sagte Kuhn während der Feier. „In diesem Gebäude manifestiert sich Stuttgarter Willkommenskultur.“ Das Welcome Center sei nicht nur Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte, „auch für die, die auf der Flucht sind, ist es ein wichtiger erster Schritt hierherzukommen“.

Im Alten Waisenhaus werde „qualitative Zuwanderung aus dem Ausland organisiert“, sagte Minister Schmid. Das Land bezuschusst insgesamt zehn Willkommenszentren, um dem grassierenden Fachkräftemangel „vom Ingenieur bis zur Pflegekraft“ effektiver begegnen zu können. Für das Stuttgarter Zentrum war hierbei die WRS federführend. Deren Chef, Wirtschaftsförderer Walter Rogg, hat sich dazu die Arbeitsagenturen der Region, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, Arbeitgeber- wie Arbeitnehmervertreter und die Bosch-Stiftung ins Boot geholt.

Die Rolle dieser Partner könnte in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen – wenn es nämlich an die Finanzierung geht. Der Landeszuschuss aus Geldern, die die Europäische Union einmalig zur Verfügung stellt, beträgt für 2014 rund 260 000 Euro. Nils Schmid stellte zwar eine Fortsetzung der Förderung in Aussicht, allerdings nur noch maximal 60 Prozent des Betrags. Wäre das Projekt aus Geldmangel nur von kurzer Dauer, „wäre das eine Blamage“, so Rogg. Er setzt nun auf die Unterstützung seiner Partner, „andernfalls muss es der Verband Region Stuttgart selber bezahlen“. Vorsorglich hat Rogg beim Verband einen jährlichen Zuschuss über 130 000 Euro beantragt.

Das Welcome Center ist im Alten Waisenhaus im übrigen Gast des Instituts für Auslandsbeziehungen. Als Hauptmieter fungiert die Stadt. Der Gemeinderat hat hierfür im Doppelhaushalt 2014/2015 50 000 Euro bewilligt, weitere 100 000 Euro für den Verein Welthaus Stuttgart zur Einrichtung eines Cafés, eines Weltladens und eines sogenannten globalen Klassenzimmers, in dem Jugendliche mehr über fair gehandelte Waren und nachhaltiges Wirtschaften lernen sollen. Für den Vorsitzenden von Welthaus, Olimpio Alberto, setzt die Stadt damit „ein Zeichen, auf das wir lange gewartet haben“.

Das Welcome Center, Charlottenplatz 17, hat montags und freitags von 8.30 bis 13 Uhr, dienstags und donnerstags 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Am Samstag, 25. Oktober, findet dort von 10 bis 22 Uhr ein Tag der offenen Tür statt.