Kämpft für ein neues Stadion: SC-Präsident Fritz Keller. Foto: Pressefoto Baumann

Bürger stimmen an diesem Sonntag über ein neues Stadion ab – mit weitreichenden Konsequenzen für den Club. Bis dahin kämpft Präsident Fritz Keller gegen Widerstände in der Bevölkerung.

Freiburg/Stuttgart - An diesem Samstag startet der SC Freiburg gegen Eintracht Frankfurt in die Rückrunde, aber irgendwie scheint das niemanden an der Dreisam so recht zu interessieren. Denn am Sonntag geht es für den Sportclub um viel mehr als um Bundesligapunkte – es geht um die Zukunft des Vereins. Am 1. Februar stimmen die Freiburger Bürger darüber ab, ob der SC mit Hilfe der Stadt ein neues Stadion für 35 000 Zuschauer bauen darf.

Der SC will die reinen Stadionkosten in Höhe von 70 Millionen Euro stemmen und dafür 15 bis 20 Millionen Euro Eigenkapital einbringen, die Stadt soll die Infrastrukturkosten in Höhe von 38 Millionen Euro bezahlen. Die Badische Staatsbrauerei Rothaus will als Mitinvestor eine stille Beteiligung in Höhe von 12,78 Millionen Euro in das Stadionprojekt einbringen. „Wir werden am 1. Februar jede Stimme brauchen“, sagt der SC-Vorsitzende Fritz Keller, der in diesen Tagen so etwas wie der Chef-Wahlkämpfer des SC ist.

Keller hockt nicht im Büro – er steht auf der Straße und macht in der Stadt Stimmung für die neue Arena. „Ohne das neue Stadion“, sagt Fritz Keller, „werden wir uns im Haifischbecken Bundesliga nicht halten. Wir brauchen es für die erste, im Falle eines Abstiegs aber auch dringend für die zweite Liga.“

Die Rechnung des Sportclubs ist einfach. Das alte Schwarzwaldstadion mit einem Fassungsvermögen von 24 000 Zuschauern ist marode, es bietet keinen Platz für Logen und damit für Vermarktungsmöglichkeiten. Obendrein ist es verkehrsmäßig ungefähr so gut zu erreichen wie eine einsame Wanderhütte im Schwarzwald. Dazu ist die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nicht mehr bereit, länger beide Augen zuzudrücken und Sondergenehmigungen zu erteilen – das Spielfeld ist mit 101 Meter Länge zu kurz, vorgegeben sind mindestens 105 Meter.

Mit der geplanten neuen Arena am Stadtrand im Westen will der SC mehr Einnahmen generieren und so konkurrenzfähig bleiben. Es ist der Versuch, sich dauerhaft in der Bundesliga zu halten – nicht mehr und nicht weniger. Auch mit dem neuen Stadion bliebe der SC ein kleiner Bundesliga-Verein. Ohne die neue Arena aber drohen den Breisgauern auf lange Sicht die Felle im Vergleich zu ähnlich aufgestellten Clubs wie dem FC Augsburg und dem FSV Mainz davonzuschwimmen. Diese beiden Vereine haben bereits moderne Arenen und damit stark verbesserte Vermarktungsmöglichkeiten. Für DFL-Chef Christian Seifert ist ein neues Stadion in Freiburg „alternativlos“.

Der Präsident und das Volk

Dabei wird der SC, neues Stadion hin oder her, immer ein Exot in der Bundesliga bleiben – denn anders als viele andere Clubs will der SC seine Profiabteilung nicht in eine Kapitalgesellschaft umwandeln. Eine Ausgliederung wollen sie nicht beim SC. „Wir waren immer ein Verein“, sagt Fritz Keller, „und wir wollen es bleiben.“

Bleiben werden in den nächsten Tagen auch die Konflikte zwischen Befürwortern und Gegnern der neuen Arena. Die Kritiker haben sich längst in Stellung gebracht, sie befürchten, dass Steuergelder falsch eingesetzt werden. Die Anwohner aus dem Wolfswinkel, wo die Arena ab 2019 stehen soll, haben sich zudem zu Bürgerinitiativen zusammengeschlossen. Sie verweisen auf Eingriffe in die Natur und darauf, dass Aktive aus den Luftsportvereinen auf dem nahe liegenden Freiburger Flugplatz nicht mehr fliegen können.

Fritz Keller kämpft gegen diese Stimmungen an – in der hitzigen Debatte setzte er sich zuletzt erneut zur Wehr. Er sprach von „Falschinformationen“, die von Gegnern bewusst gestreut worden seien. Unter anderem, so die Gegner, beeinträchtigt der Bau einer Arena in der Nachbarschaft zum Flugplatz die Arbeit der Luftrettung. „Hier werden fahrlässig Ängste geweckt“, sagte Fritz Keller dazu.

Am 1. Februar wird der Präsident wissen, ob sich sein langer Kampf gelohnt hat. Rund 168 000 Freiburger sind dann wahlberechtigt – für einen gültigen Entschluss fürs neue Stadion im Westen der Stadt braucht der Sportclub 42 000 Stimmen. Die Abstimmung ist nur gültig, wenn sich mindestens ein Viertel der Wahlberechtigten für eine der beiden Optionen entscheidet.

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