Der Beinsteiner Torturm ist ein Wahrzeichen der Stadt – und soll als Außenstelle des Stadtmuseums das Thema Flucht und Migration beleuchten. Foto: Pascal Thiel

Flucht, Vertreibung, Migration – diese Themen sind uralt und brandaktuell. Im Beinsteiner Torturm, dem Sitz der Csávolyer Heimatstube, will die Stadt Waiblingen dazu ein Museum einrichten.

Waiblingen - Flucht, Vertreibung, Migration – diese Themen sind uralt und brandaktuell. Bereits vor einem Jahr hat die Waiblinger Stadtverwaltung erste Pläne für ein kleines Museum darüber vorgestellt. Seinen Sitz soll es im Beinsteiner Torturm haben. Den Mitgliedern des Kulturausschusses haben Tanja Wolf, die Leiterin des Stadtmuseums und -archivs, und der Kulturamtsleiter Thomas Vuk nun eine Konzeption und einen Kostenplan für diesen Ort der Stadtgeschichte vorgestellt.

Kommentierung für Besucher

Im Torturm hatten heimatvertriebene Deutsche aus dem ungarischen Dorf Csávoly bereits im Jahr 1980 Gegenstände aus ihrer alten Heimat zusammengetragen: Möbel, mit denen eine Wohn- und Schlafstube ausgestattet wurden, eine Küche, allerlei Hausrat und Trachtenkleidung. „Wir müssen da nichts neu erfinden“, erklärte Thomas Vuk im Ausschuss: „Wir wollen das, was da ist, erhalten.“ Geplant sei, eine Kommentierung anzubringen, sagte Tanja Wolf. Denn anders als die Vertriebenen, welche die Heimatstuben eingerichtet haben, fehle Besuchern ohne diesen Hintergrund beispielsweise das Wissen, um eine Kopfbedeckung als Brauthaube zu erkennen. Angedacht sei außerdem, mehrere Sinne anzusprechen, etwa durch Geräusche wie Geschirrgeklapper in der Küche.

Neu gestaltet wird der frühere Versammlungsraum der Heimatvertriebenen, der künftig die Historie des Stadtturms zeigen soll. „Da gibt es wunderbare Geschichten zu erzählen“, so Thomas Vuk – „zum Beispiel aus der Zeit, als der Turm ein Amtsgefängnis war.“ Ausgewählte Exponate, etwa Handschellen, könnten dort ausgestellt werden, sagte Tanja Wolf. Auf einem Monitor sollen Fotos des Turms im Wandel der Zeit und eventuell auch Filme zu sehen sein. Eine Hör- und Medienstation ist nach Einschätzung der Ausstellungsmacher nicht nötig – ohnehin sollen die Besucher nur in Begleitung eines Führers in den Turm gelangen. Dass aus Platzgründen nicht mehr als 15 Menschen gleichzeitig in den Turm können, bezeichnete die Gemeinderätin Christina Schwarz (Alternative Liste) als „Wermutstropfen“.

Neue Ausstellung im Dachgeschoss

Im Dachgeschoss wird ein neuer Bereich zum Thema „Flucht, Vertreibung und Migration in Waiblingen“ eingerichtet. Anhand einzelner Biografien können die Besucher erfahren, wohin und warum Waiblinger Bürger auswanderten oder was einen Salzburger einst dazu veranlasste, nach Waiblingen zu ziehen. Dieser Teil der Ausstellung liege ihr besonders am Herzen, sagte Juliane Sonntag (SPD): „Es ist wichtig, dieses Thema gerade auch mit Kindern zu besprechen.“ Die Verwaltung geht davon aus, dass die neue Ausstellung mit 100 000 Euro zu Buche schlägt. Hinzu kommen noch nicht bezifferte Kosten für Umbau- und Sanierungsmaßnahmen.