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Neue Geschichten, neue Strategien der Meditation: James Blake hat „The Colour in anything“, sein drittes Album, herausgebracht.

Stuttgart - „Heulermusik in Vollendung.“ Erstaunlich harsch und mit großem kulturwissenschaftlichen Besteck hat die „Spex“ auf „The Colour in anything“ von James Blake reagiert. Dessen drittes Album erzähle vom „Minnegesang des weißen Hetero-Mannes im Zeitalter der technischen Liebesanbahnung“. Der Blues, aber in ziemlich hellblau. Statt Frauenlob der Hohen Minne die Idealisierung des männlichen Schmerzes. Die funktionalen Bezüge zum basslastigen Underground-Dancefloor namens Post-Dubstep, für die Blake vor ein paar Jahren noch gefeiert wurde, längst gekappt.

Das alles hätte tendenziell auch schon fürs zweite Album „Overgrown“ gepasst. Doch die 17 Tracks von „The Colour in anything“ erzählen auch neue Geschichten. Erzählen vom Umzug aus London ins lichte Kalifornien, erzählen von der Lust auf die Zusammenarbeit mit Seelenverwandten wie Frank Ocean oder Justin Vernon, erzählen von neuen Strategien, bei der Kunst der introspektiven Meditation nicht länger aus dem dunklen Pool von Angst und Depression zu schöpfen.

„The Colour in anything“ ist Selbstbefragung und zugleich eine Feier der menschlichen Stimme, die sich hier der Soul- und Gospelwurzeln des modernen R&B versichert, sie mit Vocoder und Autotune verziert und am Ende doch konsequent beim a capella landet. Längst ist James Blake kein Geheimtipp mehr, sondern arbeitet auf Augenhöhe mit Beyoncé und Kanye West und lässt sich hier teilweise von Rick Rubin produzieren. Von den Live-Qualitäten des Ganzen kann man sich am Samstag, 4. Juni, beim Mannheimer Maifeld Derby überzeugen