Neues Verwaltungsgebäude: Ein Großteil der Räume entsteht unterirdisch. Foto: Ines Rudel

Neben der Villa Reitzenstein entsteht für 15 Millionen Euro ein neues Verwaltungsgebäude für das Staatsministerium. Für den alten asbestverseuchten Anbau an der Villa Reitzenstein entsteht nun ein sogenannten Energie-Plus-Gebäude.

Stuttgart - Geht man nach Aristoteles, dann ist die Sache schon weit vorangeschritten. „Der Anfang ist die Hälfte vom Ganzen“, bemühte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seinem Grußwort ein sprachliches Bild des griechischen Philosophen. Und dieser Anfang wurde am Montag im Stuttgarter Osten gemacht. Im Beisein von gut 100 Gästen und Anwohnern erfolgte auf dem Parkgelände der Villa Reitzenstein die feierliche Grundsteinlegung zum Ersatzbau des Staatsministeriums.

Landesvater und Hausherr Kretschmann, der Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, Ingo Rust, Stuttgarts Baubürgermeister Matthias Hahn und Architekt Martin Sting klopften zum Abschluss der 45-minütigen Zeremonie mit einem Hammer symbolisch den Deckel auf den großen Steinsockel. Zuvor hatten die vier Redner gemäß dem traditionellen Brauch eine im Grundstein liegende Kassette aus Metall mit Zeitzeugnissen gefüllt. Rust legte ein paar Euro-Münzen mit der Prägung des Jahres 2014 sowie die Montagsausgabe der Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung ein, Hahn fügte das Stuttgarter Amtsblatt dazu, vom Berliner Architekten gab es die Kopien der Baupläne und vom Ministerpräsidenten schließlich ein Glas „Regierungshonig“ von Bienen der Villa Reitzenstein.

Der alte, an das denkmalgeschützte Hauptgebäude (1913 erbaut) direkt angrenzende Erweiterungsbau war im Sommer 2013 abgerissen worden. Eine Generalsanierung des 1974 errichteten, asbestbelasteten Hauses hatte sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gelohnt. An seine Stelle tritt südlich der Villa im Bereich des ehemaligen Lustgartens ein neues Verwaltungsgebäude, das auf rund 1800 Quadratmetern Nutzfläche neben Büros und einer Kantine für die Mitarbeiter auch Schulungs- und Besprechungsräume sowie eine Bibliothek und ein Informationszentrum für Besucher der Villa Reitzenstein beherbergen soll. Für Sommer 2015 ist die Fertigstellung geplant, die Gesamtbaukosten werden auf 15 Millionen Euro geschätzt.

Entgegen dem bisherigen Gebäude hält der Ersatzbau „respektvollen Abstand zur Villa“ (Architekt Sting) und wird stattdessen nur unterirdisch mit ihr verbunden. Überhaupt tritt der Neubau nur zu einem Drittel als „oberirdischer Baukörper“ in Erscheinung. Man nutzt die Topografie des Geländes, um einen Großteil der Räumlichkeiten elegant in der Tiefe auszubreiten. Die begrünten Dachflächen der in der Erde liegenden Gebäudeteile werden Teil der Parklandschaft.

Von „zurückhaltender Architektur“ spricht der Chefplaner. Und das ist ganz nach dem Geschmack des Ministerpräsidenten. „Helene von Reitzenstein, die damalige Bauherrin, würde sich sicherlich freuen, dass auch ihr Rosengarten in seiner ursprünglichen Form wieder hergestellt werden kann“, so Winfried Kretschmann.

Neben der „Wiederherstellung des großen historischen Charms“ der Anlage lobt der grüne Ministerpräsident in gleichem Maß den hohen energetischen Standard des Neubaus. „Es wird das erste Verwaltungsgebäude, das sogar einen Energieüberschuss produziert, ein sogenanntes Energie-Plus-Gebäude“, so Kretschmann. „Wir reden also nicht nur über Energieeffizienz, sondern gehen mit gutem Beispiel voran.“ Das Konzept sieht vor, eine neue Energiezentrale mit Blockheizkraftwerk und Absorptionskältemaschine im Ersatzbau zu errichten, auf dem Dach wird eine Fotovoltaikanlage installiert. Angesichts solch hoher technischer Standards ist die Bezeichnung Ersatzbau für Matthias Hahn ein „gnadenloses schwäbisches Understatement“. Der Bürgermeister lobte wie Staatsminister Rust das „sehr gute Zusammenspiel“ zwischen Land, Stadt und Bezirk in dieser Bauangelegenheit.