Hinter dem Hauptbahnhof drehen sich die Baukräne im Akkord. Anfang 2015 soll dort die neue Einkaufswelt Milaneo Kunden aus halb Baden-Württemberg nach Stuttgart ziehen. Erstmals werden Namen der Mieter genannt. Quelle: Unbekannt

Hinter dem Hauptbahnhof drehen sich die Baukräne im Akkord. Anfang 2015 soll dort die neue Einkaufswelt Milaneo unzählige Kunden nach Stuttgart ziehen. Erstmals werden Namen der Mieter genannt.

Stuttgart - Auf 43 000 Quadratmetern reiner Handelsfläche soll es im Milaneo mehr als nur Konfektionsware geben. Das größte Einkaufszentrum in der Region Stuttgart mit 200 Shops solle einen „mittleren bis hochwertigen Mieter- und Branchenmix“ bieten, der das Angebot in der Stadt „in Qualität und Vielfalt sinnvoll ergänzen wird“, heißt es in einem Prospekt. Mit ihm wirbt das Unternehmen Hamburg Trust, um Anteilseigner für den Einkaufstempel zu gewinnen. 10 000 Euro Mindesteinlage sind nötig, um sich in den geschlossenen Immobilienfonds einzukaufen.

Es ist nicht das erste Einkaufshaus, das die Hanseaten vermarkten. Alle sieben bisherigen Shopping-Zentren würden mehr Rendite abwerfen als versprochen, dokumentiert der Anbieter die Solidität der Geldanlage. Davor, dass geschlossene Fonds auch ihre Schwierigkeiten haben und Verluste produzieren können, warnen Verbraucherschutzorganisationen immer wieder.

Konzipiert und betrieben wird das Handelshaus vom Hamburger Unternehmen ECE. Der Ableger des Otto-Versands ist europaweiter Branchenkrösus. In Stuttgart und der Region ist der Konzern mit den Breuninger-Ländern Sindelfingen und Ludwigsburg, den Königsbau-Passagen, dem Leonberger Leo-Center und, in Zusammenarbeit mit Metro, dem Rems-Park in Waiblingen und dem Stern-Center in Sindelfingen bereits dick im Geschäft.

Erster Apple-Shop in Stuttgart

In Stuttgart will ECE mit einem Minderheitsanteil von 22 Prozent an der Milaneo Objekt KG dabei bleiben. In 54 000 Quadratmeter Mietfläche und 1200 der 1680 Tiefgaragen-Stellplätze werden insgesamt 395,7 Millionen Euro investiert. Für den Wohnungsbau darüber mit 417 Einheiten, Büros und einem Hotel an der Heilbronner Straße ist die Bayerischen Hausbau verantwortlich. Die pünktliche Fertigstellung der Einkaufswelt im Frühjahr 2015 garantiert der Baukonzern Strabag, besser gesagt dessen Stuttgarter Tochter, die E. Züblin AG.

In dem dreigliedrigen Komplex an der Ecke Heilbronner und Wolframstraße soll der bekannte Mix aus Handel und Gastronomie einziehen. Neu für Stuttgart wäre laut der bisherigen Marken-Liste lediglich ein Apple-Shop, wie ihn das Breuningerland in Sindelfingen vorweisen kann. Ebenfalls aus Kalifornien und bei der jüngeren Kundschaft genauso angesagt wie Apple ist Hollister. Das Bekleidungsunternehmen hat vor wenigen Monaten in der Stiftstraße mit viel Tamtam einen Laden eröffnet.

Tommy Hilfinger, H & M, Peek & Cloppenburg, Gerry Weber, Mango, Esprit, Lacoste und Zara sind Marken, die sich im Milaneo finden werden. Sie sind auf der Einkaufsmeile Königstraße bereits mit mindestens einem Shop oder, wie Peek & Cloppenburg, mit einem eigenen großen Haus präsent. Den Drogeriebereich im Milaneo wird Müller aus Ulm abdecken, für den City-Verbrauchermarkt steht Rewe auf der Liste der Mieter, für Parfümerie das Unternehmen Douglas. 45 Prozent der Flächen seien bereits vermietet, berichtet Hamburg Trust, zahlreiche weitere Verträge mit namhaften Filialisten und Großmietern seien endverhandelt oder lägen bereits zur Unterschrift beim Mieter.

Zur Douglas-Holding gehören auch Hussel und Christ

So soll zum Beispiel ein Discounter (Beispiel: Aldi, Lidl) einziehen, ein großer Unterhaltungselektronikmarkt ebenso. An erste Stelle steht Media-Markt, dessen Standort am Arnuf-Klett-Platz als zu klein gilt. Auch eine namhafte Buchhandlung wird versprochen. In der Branche ist von Thalia die Rede, Marktführer im deutschsprachigen Raum mit 300 Filialen. Thalia zählt zur Douglas-Holding. Wo Douglas sich Mietfläche sichere, heißt es, rückten auch die Töchter nach. Dann würden auch die Confiserie-Marke Hussel und der Schmuck- und Uhrenhändler Christ ihre Zelte aufschlagen.

Im Center sollen jährlich 22,83 Millionen Euro Mieteinnahmen fließen. Für Shopflächen werden 39,50 pro Quadratmeter und Monat fällig, Großmieter („Ankermieter“) mit über 1000 Quadratmeter zahlen 17,90, Lagerraum schlägt mit 9,40 Euro zu Buche. Sonderkündigungsrechte soll es, bis auf 20 Prozent der Einzelhändler, genau so wenig geben wie Konkurrenzschutz (nur für 15 Prozent der Einzelhändler). Die Mieten sollen 2018 für Einzelhändler erstmals um 2,5 Prozent steigen (dann alle zwei Jahre), für Ankermieter 2019 um sieben, dann alle drei Jahre um 5,6 Prozent. Parkplätze sollen nur einmal teurer werden: 2026 um fünf Prozent.

Der neue Handelsmagnet hinter dem Bahnhof wird nicht nur von der City-Initiative, die vor allem die Händler entlang der Königstraße vertritt, und von der IHK mit Argwohn betrachtet. Deren Argument: Der zu verteilende Umsatz werde nicht wachsen, das Center sich abgrenzen. Es sei eine „kleine Stadt in der Stadt“, heißt es im Verkaufsprospekt. ECE aber verspricht, neue Kunden aus dem Umland anziehen zu können. Breuninger greift dieses Argument auf. Da Verkaufsflächen in der Region „massiv ausgeweitet“ würden, wolle man in Sindelfingen mit dem Breuningerland lediglich „unsere Marktstellung sichern, mehr nicht!“, sagt Willy Oergel, Vorsitzender der Breuninger-Unternehmensleitung. Mit 9800 Quadratmeter zusätzlicher Verkaufsfläche würde man zum Milaneo aufschließen.