Im Jahr 2011 haben Arbeiter das Dach zuletzt erneuert. Ein Kran hatte die Membran zum Teil beschädigt. Foto: Archivbild: Mercedes-Benz-Arena

Einem Stadionbesitzer geht es wie einem Häuslesbauer. Ab und an muss man Geld in die Hand nehmen, reparieren und sanieren. Für 9,75 Millionen Euro wird in der Mercedes-Benz-Arena das Dach getauscht.

Stuttgart - Es wird wieder gebaut in der Mercedes-Benz-Arena. Aufmerksame Besucher werden am Sonntag beim Zweitliga-Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern Gerüste an den Stahlträgern sehen, die das Dach halten. Aber keine Angst, das Stadion wird nicht schon wieder umgebaut. Nach 23 Jahren muss das Dach gewechselt werden. Dies geschieht in der Sommerpause und soll elf Wochen lang dauern.

„Wir beginnen unmittelbar nach dem letzten Punktspiel gegen die Würzburger Kickers am 21. Mai“, sagt Martin Rau, Geschäftsführer der Stadion Neckarpark GmbH & Co KG. Doch bereits jetzt prüft man die Stahlträger auf Schäden durch Kommission und beseitigt diese gegebenenfalls. Bis zur Sommerpause „sollen die Stahlträger entlang der Haupt- und Gegentribüne sowie im Bereich der Untertürkheimer Kurve fertig sein“, sagt Eberhard Becker von asp Architekten Stuttgart, „das sind normale Bauunterhaltungsmaßnahmen.“ Da geht es einem Fußballverein wie dem Häuslebesitzer, ab und an muss die Immobilie aufgefrischt und repariert werden.

Das Dach war vom Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich, Bergermann und Partner geplant und 1993 vor den Leichtathletik-Weltmeisterschaften gespannt worden. Es besteht aus 40 Dachfeldern mit insgesamt 36 000 Quadratmetern Polyestermembran. Beim Umbau der Arena in ein reines Fußballstadion war es durch einen inneren Ring ergänzt worden. Da das Dach in diesem inneren Ring erst sechs Jahre alt ist, muss die Dachfolie dort nicht getauscht werden.

Die Lebensdauer der Folie beträgt 20 bis 25 Jahre

Die Lebensdauer der Folie hatte man beim Umbau 1993 auf 20 bis 25 Jahre geschätzt. Weil man sich dem Ende dieser Frist näherte, hat die Stadiongesellschaft dieses Jahr einen Gutachter mit dem Untersuchen des Dachs betraut. Der stellte laut Rau fest: „Wir können nicht mehr länger warten, die Folie altert.“ Zunächst hat man überlegt das Dach Stück für Stück und über mehrere Jahre hinweg zu tauschen. Nun hat man sich aber entschieden, in dieser Sommerpause alles erledigen zu lassen, um dann wieder für mindestens 20 Jahre Ruhe zu haben.

An der Stadion Neckarpark GmbH sind die Stadt Stuttgart mit 60 Prozent und der VfB mit 40 Prozent beteiligt. Sie war für den Umbau in ein Fußballstadion gegründet worden. Der VfB zahlt derzeit statt der einstmals vereinbarten 5,2 Millionen Euro im Jahr derzeit nur 2,6 Millionen Euro fixe Pacht an die Gesellschaft. Das ist der Zweitligabonus, den die Stadt gewährt. Dazu kommt eine variable Pacht, die an die Zuschauerzahlen geknüpft ist; das waren in der Vergangenheit rund eine Million Euro. Mit dem Großteil der Pacht wird der jährliche Erbbauzins fürs Grundstück an die Stadt in Höhe von 800 000 Euro bezahlt und der jährliche Kapitaldienst für das Stadiondarlehen, der 4,5 Millionen Euro beträgt. Darüber hinaus übernimmt der VfB Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungskosten in Höhe von drei Millionen Euro.

Die Erneuerung des Stadiondachs samt der anderen Arbeiten kostet 9,75 Millionen Euro. Aus Eigenmitteln lässt sich der Umbau nicht bestreiten, dafür reichen die Rücklagen nicht. Rund sieben Millionen Euro werde die Gesellschaft zusätzlich aufnehmen müssen, sagt Rau.