Helmut Wirth (r.) gibt den WOGV-Vorsitz nach mehr als drei Jahrzehnten ab. Steffen Wirth wurde bei der Hauptversammlung als sein Nachfolger gewählt. Vize-Vorsitzende Ingrid Hörenberg überreichte Helmut Wirth die Urkunde zum Ehrenvorsitzenden. Foto: Georg Friedel

32 Jahre war Helmut Wirth Vorsitzender des Wein-, Obst- und Gartenbauvereins. Jetzt gab er das Amt ab: „Du musst gehen, solange alles bestens läuft“, sagt er. Sohn Steffen Wirth wird sein Nachfolger.

Feuerbach - Es war alles andere als eine Ad-hoc-Entscheidung, sondern ein Rücktritt mit Ansage: „Du musst gehen, wenn alles bestens läuft. Wenn du erst dann gehst, wenn alles schlecht läuft – wie zuletzt beim VfB – dann ist es zu spät“, sagt Helmut Wirth. Der langjährige Vorsitzende des Wein-, Obst- und Gartenbauvereins (WOGV) wiederholt sein Mantra auf schwäbisch: „Es ist ‚o’gschickt’, wenn du an was klebst. Keiner ist unersetzbar.“ Wirth machte bereits vor zwei Jahren bei der Hauptversammlung des WOGV den Mitgliedern in der Feuerbacher Kelter klar, dass er bei den nächsten Wahlen 2016 nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidieren werde. Am Samstag war dann der Zeitpunkt gekommen: „Um es klarzustellen: Ich bin nicht vereinsmüde, aber nach 32 Jahren finde ich es nötig, dass ein Vorstandswechsel stattfindet“, sagte Wirth und fügte an: „Sofern ich gewählt werde, würde ich noch weiter mein Wissen als Beiratsmitglied in den WOGV einbringen.“

Helmut Wirth hat in seiner Amtszeit viel bewegt

Gesagt, getan. Wirth reiht sich ab sofort ins zweite Glied ein. Den Stab – oder besser gesagt die 85 Jahre alte Metallglocke des Vorsitzenden und Versammlungsführers – reichte er nach dessen einstimmiger Wahl an seinen Sohn Steffen Wirth weiter und machte ihm Platz am Vorstandstisch. Gleichzeitig wurde Helmut Wirth bei der Hauptversammlung zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Die stellvertretende WOGV-Vorsitzende Ingrid Hörenberg überreichte die Urkunde und würdigte das „herausragende Engagement“ des langjährigen Vorsitzenden.

Von 1981 bis 1984 war Wirth Kassier im Vorstand des WOGV. Nach dem Tod des damaligen Vorsitzenden Karl Munz im Jahr 1984 übernahm er dessen Amt. Viele Aktivitäten und Veranstaltungen hat er seitdem aus der Taufe gehoben: Das seit 1987 stattfindende Herbstansingen hat inzwischen ein großes Publikum gefunden, die Kelterführungen für Kita-Kinder und Grundschüler entstanden in seiner Ära. Die Weinausbauberatungen kommen ebenfalls seit den 1980er Jahren den Feierabend-Wengertern zugute. „Helmut Wirth hat auch die Baumpflanzung mit Grundschülern auf Brachflächen im Stadtgebiet Feuerbach ins Leben gerufen“, erinnerte Hörenberg. Nicht zu vergessen seien die Kelterfestkarten: „Es sind sehr viele Stunden, bis der Text und das Motto bis ins Detail fertig sind und auch die Weinauswahl festgelegt ist“, betonte sie.

Steffen Wirth tritt in die Fußstapfen des Vaters

Sobald Wirth den Erhalt und Bestand von Landschaft und Natur in Gefahr sah, erhob der WOGV-Vorsitzende seine Stimme in der Öffentlichkeit: „Die Herausforderung mit den Windrädern ist inzwischen ausgestanden“, sagt er. Der geplante Standort am Tauschwald wurde mittlerweile vom Regionalparlament abgelehnt. Eine weitere Herausforderung, die der Verein zu meistern gehabt habe, sei das Mindestlohn-Gesetz. Egal ob Kelterfest, Brackefest, Frühlingserwachen oder Sichelhenke im Herbst – die WOGV-Familie hält das Ehrenamt hoch: „Wir haben eine gute Mannschaft“, loben der alte und neue Vorsitzende das Team der Helfer.

Mancher ist seit Kindesbeinen dabei und mit dem Verein groß geworden: Schon als Vierjähriger sei sein Sohn Steffen beim alljährlichen Kelterfest des WOGV zwischen den Tischreihen hin- und hergewuselt und habe die Flaschen eingesammelt, erinnert sich der heute 67-Jährige. Mit 16 Jahren übernahm Wirth Junior die PC-Verwaltung des Vereins – was übrigens ein Meilenstein war. Denn früher lief sich der Vorstand noch die Füße wund, um die Mitgliedsbeiträge vor Ort einzusammeln. Bereits 1998 tauchte der WOGV im Internet auf – dank Steffen Wirth. Auch die Gestaltung der Vereinszeitung „D’Grondechte“ fiel schon in jungen Jahren in sein Ressort. „Ich bin da hineingewachsen“, sagt er. Zuletzt war der EDV-Spezialist, der eine Lehre und ein Studium als Mechatroniker absolviert hat, Mitglied im Beirat des WOGV. Den Fachwart für Obst- und Gartenbau hat der 40-Jährige auch absolviert. Übrigens bleibt die Postadresse dieselbe. Steffen Wirth wohnt im elterlichen Haus.

Dass die Fußstapfen seines Amtsvorgängers zu groß sind, ist nicht anzunehmen: „Ich habe Schuhgröße 42/43“, sagt Steffen Wirth. „Und ich habe nur Größe 41“, schmunzelt sein Vater.