Der neue Chef der US-Truppen: Curtis M. Scaparrotti Foto: AP

Am Dienstag wird General Curtis M. Scaparrotti als Befehlshaber der US-Truppen in Europa ins Amt eingeführt.

Stuttgart - Bei seiner Anhörung kürzlich im amerikanischen Senat in Washington wurde US-General Curtis M. Scaparrotti überaus deutlich: „Eine dauerhaft stationierte Panzerbrigade in Europa wäre am besten“, um das wieder aggressivere Russland in Europa in die Schranken zu weisen, sagte der neue Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa (Eucom). Scaparrotti wird am Dienstag im US-Hauptquartier in Stuttgart-Vaihingen im Beisein von US-Verteidigungsminister Ashton Carter und Generalstabschef Joseph Dunford das Kommando von seinem Vorgänger Luftwaffengeneral Philip Breedlove übernehmen.

Am Schreibtisch von General Eisenhower

Von Mittwoch an wird Scaparrotti im militärischen Hauptquartier der Nato im belgischen Mons als Oberbefehlshaber am alten Schreibtisch von General Dwight D. Eisenhower Platz nehmen. Die meiste Arbeitszeit wird er in Mons verbringen, aber in Stuttgart-Vaihingen wird er mindestens einmal im Monat präsent sein.

Anders als seine letzten Amtsvorgänger sieht sich Scaparrotti von Anfang an mit einer turbulenten Lage in Europa konfrontiert: Da sind die Spannungen mit Russland seit der Annexion der Krim und Moskaus Intervention in der Ostukraine. Russland stelle die größte Bedrohung für die USA dar; und Washington sollte klar auf seine Rechte pochen, meinte der Heeresgeneral bei seiner Anhörung mit Blick auf die jüngsten russischen Provokationen durch Flugzeuge etwa in der Ostsee. Und da sind weitere Risiken, die der Vier-Sterne-General in Europa im Auge behalten muss: der islamistische Terror und die Flüchtlingskrise drohen das Bündnis zu zerreißen.

Die USA verstärken ihre Präsenz in Europa

Vor wenigen Jahren noch hatten die Vereinigten Staaten ihre Militärpräsenz in Europa stark abgebaut. Nur noch zwei leichte US-Infanteriebrigaden sind diesseits des Atlantiks stationiert. Doch zuletzt verstärkte Amerika seine Präsenz wieder. Mehr Truppen werden für einige Monate zu Manövern geschickt. Im März folgte die Ankündigung, eine ganze Panzerbrigade mit rund 4500 Soldaten werde von Anfang nächsten Jahres an für neun Monate zu Übungen nach Osteuropa entsandt.

US-Verteidigungsminister Carter pries Scaparrottis „Stärke als soldatischer Staatsmann“ für den Umgang „mit unseren engsten Verbündeten und Partnern in Europa“. Dabei besitzt der 60-jährige Infanteriemann, der aus Logan im Midwest-Staat Ohio stammt, gar nicht so viel Europa-Erfahrung. Zuletzt befehligte er fast drei Jahre lang die US-Streitkräfte in Südkorea. Als Absolvent der Militärakademie West Point, Abschlussjahrgang 1978, kommandierte er Truppen in Bosnien, vor allem aber im Irak, Afghanistan, aber auch in Ruanda und Liberia. 2004 war er stellvertretender Divisionskommandeur der 1. Panzerbrigade in Bagdad, 2008 befehligte er die 82. Luftlandedivision in Afghanistan. Während der von Präsident Barack Obama befohlenen Truppenverstärkung in Afghanistan war Scaparrotti von 2011 bis 2012 dort Kommandeur der Internationalen Unterstützungstruppe der Nato (Isaf). „Er hat viel internationale Erfahrung in Korea und Afghanistan gesammelt“, meint US-Generalleutnant Ben Hodges, Kommandeur des US-Heeres in Europa. „Er versteht, wie das funktioniert.“

Als Nato-Oberbefehlshaber muss er mit einer politisch komplizierten Gemengelage umgehen, in der die unterschiedlichen Bedrohungswahrnehmungen der 27 Verbündeten unter einen Hut zu bringen sind. Derzeit untersucht die Nato, in welcher Form sie ihre Präsenz in Osteuropa ausbauen soll. Die Rede ist von rund 4000 Soldaten, wovon auch Deutschland ein Bataillon mit etwa 1000 Soldaten stellen soll. In diesen Debatten nahm Amtsvorgänger Breedlove meist kein Blatt vor den Mund und prangerte ein „revanchistisches Russland“ an. Scaparrotti trat in Korea nicht so unverblümt in Erscheinung. Er kann aber auch anders: So sprach er sich bei seiner Anhörung im US-Senat klar dafür aus, der Ukraine auch Waffen zu liefern, um sich gegen Russland zu verteidigen. Eine Position, die, sollte sie unter dem nächsten US-Präsidenten Politik werden, völlig konträr zur Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel steht.