Die mächtige Betonplatte wird in Handarbeit glatt gezogen und verdichtet. Foto: Jürgen Brand

Am Urachplatz werden zurzeit neue Trinkwasser-Hochbehälter gebaut, über die künftig ein Teil der Innenstadt und der Neckarvororte versorgt wird. Jetzt ist die Bodenplatte dafür gegossen worden. 106 Betonmischer-Fahrten an einem Tag waren dafür erforderlich.

S-Ost - Wer am Dienstag den Kreisverkehr am Urachplatz passierte, musste richtig aufpassen. Ein Betonmischer nach dem anderen fuhr entweder zur Großbaustelle dort oder von dort wieder zurück in Richtung Betonwerk in Stuttgart-Nord, um neu beladen zu werden. Und an der Haußmannstraße warteten meistens gleich zwei oder drei der schwer beladenen Lkw, um mit Hilfe der großen Betonpumpe von ihrer Last befreit zu werden.

22o Tonnen Bewehrungsstahl

Der Grund für den Großeinsatz der Betonmischer aus der ganzen Region am Dienstag war der nächste wichtige Abschnitt beim Bau der neuen Trinkwasserbehälter Kanonenwegam Urachplatz. Die Bodenplatten für die künftigen Wasserbehälter mussten gegossen werden – und die haben es im wahrsten Sinn des Wortes in sich. Bevor gegossen werden konnte, musste das Bewehrungsstahl vorbereitet werden. 220 Tonnen davon ruhen jetzt allein in den Bodenplatten, damit diese später die bis zu 7500 Kubikmeter Trinkwasser in den neuen Behältern aushalten können.

Der Guss der Platten sollte innerhalb eines Tages erfolgen und ist deshalb eine logistische Herausforderung. Schon am frühen Morgen rollte der erste Betonmischer an, bis zum Abend wurden so insgesamt 106 Ladungen Beton gebracht, insgesamt 620 Kubikmeter.

Betonwerk am Inneren Nordbahnhof

Das Wetter war für den Betonguss perfekt. Wenn die Sonne heiß auf die Bau- und Betonfläche gebrannt hätte, wäre der Beton in der Hitze möglicherweise zu schnell hart geworden und hätte dann per Wasserschlauch gekühlt werden müssen.

Bei dem Beton handelt es sich um eine besonders verdichtete Spezialmischung, die – weil sie künftig in direktem Kontakt zum Trinkwasser sein wird – ganz besonderen Anforderungen genügen muss. So darf die Mischung beispielsweise keine organischen Bestandteile enthalten, die sich später möglicherweise herauslösen und so das Trinkwasser verschmutzen könnten. Produziert wird er in dem Betonwerk am Inneren Nordbahnhof in Stuttgart-Nord, das auch die S-21-Baustellen mit speziellen Betonmischungen versorgt.

Die Bodenplatte ist bis zu 1,40 Meter dick

Die Bodenplatte der Trinkwasserbehälter ist an ihrer dünnsten Stelle 50 Zentimeter, im Bereich der künftigen Pumpen, wo später einmal die größten Kräfte wirken, bis zu 1,40 Meter dick. Dort dauert es auch entsprechend lang, bis der hoch verdichtete Beton getrocknet sein wird, der Projektleiter Steffen Greger spricht von bis zu einigen Wochen.

Die Rohbauarbeiten für die neuen Trinkwasserbehälter sollen bis August 2017 beendet sein. Dann beginnt der Einbau der Technik, der ähnlich lange dauern wird, wie die eigentlichen Bauarbeiten. Die Fertigstellung der Behälter ist für Ende 2018 oder Anfang 2019 geplant. Die Netze BW investiert in das Infrastrukturprojekt insgesamt 10, 5 Millionen Euro.

Die neue Behälter ersetzen die zum Teil mehr als 100 Jahre alten, denkmalgeschützten Trinkwasserbehälter dort. Von dort aus werden rund 100 000 Stuttgarter in den Stadtbezirken S-Mitte und S-Ost sowie in den Neckarvororten mit Trinkwasser versorgt.