Klaus-Peter Scheuer (hinten) wacht darüber, was der Auszubildende Alexander Holzfeind am Kran-Simulator vollbringt Foto: Gottfried Stoppel

Lasten heben und Löcher graben will gelernt sein. Damit Azubis dies ohne Unfälle und ohne Spritverbrauch üben können, gibt es im Rems-Murr-Kreis jetzt einen High-Tech-Simulator.

Remshalden - Eigentlich hantieren Luca Saputa und Alexander Holzfeind schon seit Längerem mit echten Baggern und Kränen. Dennoch sind die beiden Auszubildenden ganz konzentriert bei der Sache, als sie an den beiden Simulatoren arbeiten. Diese hat die Bauwirtschaft Baden-Württemberg jetzt in ihrem Ausbildungszentrum in Remshalden-Geradstetten aufgestellt.

Dabei haben die beiden jungen Männer, beide im dritten Jahr ihrer Ausbildung, im Moment gar keinen Unterricht. Doch die Faszination durch die beiden Geräte ist einfach zu groß. „Die Simulatoren sind im Moment das Modernste, was es auf diesem Gebiet gibt“, sagt Martin Kleemann, der Leiter des Ausbildungszentrums.

Der Baggersimulator rüttelt sogar, wenn der Löffel auf Widerstand stößt

Rund 100 000 Euro kostet solch ein Gerät, das von einer französischen Firma angeboten wird. Einen Baggersimulator gab es bereits in Geradstetten, doch das alte Modell ist kein Vergleich zum neuen. Bei diesem bewegt sich sogar der Sitz – je nachdem, wohin man mit der simulierten schweren Baumaschine fährt. Es rüttelt sogar, wenn der Baggerlöffel im Erdreich gegen einen Widerstand stößt.

Trotzdem: „Ein richtiger Bagger ist schon besser“, antwortet Luca Saputa auf die Frage, ob denn der Simulator an die Realität herankomme. „Die haben sich schon alle Mühe gegeben“, meint dagegen der Ausbildungsmeister Klaus-Peter Scheuer, der zurzeit dabei ist, sich mit sämtlichen Programmen der Simulatoren vertraut zu machen.

Tatsächlich sieht man außerhalb der Baggerkabine eine Gebirgslandschaft mit allerhand Details. So drehen sich Windräder in einiger Entfernung – und sie tun das auch, wenn man denBagger um 180 Grad schwenkt.Dann sieht man sie in dessen Rückspiegel. Währenddessen fahren Lastwagen auf der Baustelle heran, die beladen werden müssen. Die Aufgabe wird am oberen Bildschirmrand angezeigt. Wie in einem echten Bagger steuern zwei Joysticks den Baggerarm, zwei Fußpedale lassen ihn vorwärts und rückwärts fahren. „Rückwärts ohne eingeschaltete Kamera? Geht gar nicht“, rügt Scheuer sogar im Simulator. „Bei einer Prüfung wäre das das Ende“, sagt der erfahrene Ausbilder.

Auch ein echter Kran steht vor dem Gebäude

Neu ist sowohl die Simulation eines Krans als auch ein echter, der vor dem Gebäude steht. Dieser ist ein Unterdreher, wie Scheuer erklärt, da man ihn vom Erdboden aus mit einer Fernbedienung lenkt. Es ist also nicht notwendig, dass jemand in eine Kabine hinaufklettert und von dort das Steuer übernimmt – was dann als Oberdreher bezeichnet wird. Im Simulator ist beides möglich und so findet sich der „Kranführer“ in – virtueller – luftiger Höhe wieder und soll beim Betongießen mitmischen. Dazu muss erst eine Wanne gefüllt werden, indem diese exakt unter einen Betonmischer bugsiert wird. Ist man dabei zu schnell, beginnt sie zu pendeln. „Das gleicht man aus, indem man die Laufkatze hinter der Pendelbewegung herfährt“, sagt Klaus-Peter Scheuer – und tatsächlich hört das Schaukeln schnell wieder auf.

Nicht nur Azubis dürfen den Simulator benutzen

„Der Kollege würde jetzt eigentlich mithelfen“, sagt er und deutet auf einen virtuellen Bauarbeiter, der neben dem Betonmischer steht. Der Pixelkollege rührt sich zwar nicht, dennoch ist die Wanne bald an der richtigen Position und man sieht den Beton hineinrutschen. Dann gehts weiter, die Schalung wartet bereits. Zu schnelles Drehen führt wieder zu einem Pendeln – also muss der Lehrling entweder langsamer machen, oder das Pendeln ausgleichen.

Neben den Azubis des Zentrums können auch Mitarbeiter von Firmen Schulungen in Geradstetten absolvieren. „In Deutschland braucht man keinen Kranführerschein, nur eine Einweisung. In der Schweiz ist das anders. Mehrere Hersteller bieten die Ausbildung an, auch in Deutschland, wo diese günstiger ist als in der Schweiz“, so Klaus-Peter Scheuer. Für die Lehrlinge, die auf einer Baustelle des Zentrums auf echten Maschinen lernen, ist der Simulator zudem eine Ergänzung, um zu üben, ohne Sprit zu verbrauchen.