Die Baumpflanzung durch Fritz Kuhn war eher ein symbolischer Akt: Die Kastanie war bereits eingepflanzt. Foto: Nina Ayerle

Auf dem neu gestalteten Rupert-Mayer-Platz hat die Stadt zehn Bäume pflanzen lassen. Ein Teil der Furtbachstraße ist nun ein Platz zum Aufhalten, keine Straße mehr. Auch für den Österreichischen Platz ist bereits ein Antrag in Planung.

S-Süd - Bäume in der Stadt sind für Oberbürgermeister Fritz Kuhn kein Luxus. „Das ist kein ,Kann man machen, muss aber nicht‘“, sagte der OB am Freitag bei der Einweihung des neuen Platzes an der Furtbachstraße zwischen Karlsgymnasium und der katholischen Marienkirche. Gepflanzt hat der OB natürlich nur symbolisch, die neue Kastanie stand bereits an ihrem dafür vorgesehenen Platz. „Wir wollen mehr Bäume und Pflanzen in der Stadt haben“, sagte Kuhn. Zehn Bäume hat das städtische Garten-, Forst- und Friedhofsamt rund um den neu gestalteten Rupert-Mayer-Platz einsetzen lassen.

Und das soll nur ein Anfang sein in Stuttgart. Im Rahmen der Haushaltsvorlage Mobilität wurde das Programm „Mehr Grün in der Stadt“ ins Leben gerufen. Mit einem Budget von etwa 880 000 Euro wolle man in den nächsten Jahren insgesamt 1000 neue Stadtbäume pflanzen.

Rund 1000 neue Bäume will die Stadt Stuttgart pflanzen

Circa 600 vorhandene Baumstandorte sind derzeit nicht bepflanzt, weil dort kranke Bäume gefällt werden mussten. „Diese 600 hauen wir wieder raus“, sagte Kuhn. Doch das ist nicht sein einziger Plan: „Wir wollen noch möglichst viele solche kleinen Plätze aufbauen wie hier“, so der OB abschließend.

Bisher ist es ja eher so, dass Stuttgart jeden Wettbewerb um die Stadt mit den meisten Plätzen im Namen, die keine sind, locker gewinnen würde. Auch der Rupert-Mayer-Platz war bisher kein Platz im klassischen Sinne, sondern eigentlich nur eine Verlängerung der Furtbachstraße. Er liegt direkt neben seinem Leidensgenossen: dem Österreichischen Platz.

Bei der Umgestaltung des Rupert-Mayer-Platzes, dem sogenannten zweiten Bauabschnitt wie es auf verwaltungsdeutsch heißt, wurde die Straßenverbindung von Tübinger Straße und der Furtbachstraße aufgegeben. „Die Lebensqualität in der Stadt soll durch diese Plätze höher werden“, sagte Kuhn. Denn Stadtraum sei ja Lebensraum. Der Oberbürgermeister denkt dabei auch schon größer: Er sieht Stuttgart bereits in der „Transformation von einer autodominierten Stadt zu einer, in der alle Verkehrsteilnehmer gut leben können“.

Der dritte Bauabschnitt ist schon in Planung, aber die Finanzierung ist noch offen

Rund um die Marienkirche ist der Rupert-Mayer-Platz tatsächlich ein zusammenhängender Ort geworden. Die Maßnahme hat insgesamt circa 560 000 Euro gekostet. Die zehn Robinien, machen dabei etwa 70 000 Euro aus. Noch offen ist der dritte Bauabschnitt, der den Platz unter der Paulinenbrücke betrifft. Der ist laut David Hueber vom Tiefbauamt bisher nicht im Haushalt eingeplant. Die Pläne liegen noch in der Schublade. Angedacht war ein Platz mit Slackline, Freitreppe und Jugendtreff unter der Brücke. In Planung ist auch eine Fahrradservicestation in Kooperation mit dem Sozialunternehmen Neue Arbeit.

Die Fläche unter der Paulinenbrücke galt lange als der härteste Brennpunkt in der Innenstadt. Die „Paule“ war quasi das Wohnzimmer der Alkohol-, Obdachlosen- und Drogenszene. Mit dem Abriss der Shell-Tankstelle, die „mehr Bier als Benzin“ verkauft haben soll und der Eröffnung des Gerber hat sich dies etwas gebessert.

Viele Stuttgarter haben Ideen, was man mit dem Platz tun könnte. Kallipoi Bamiatzi, die Inhaberin der Paulinen-Apotheke, hatte immer einen Markt für Blumen und Heilkräuter im Kopf. Und vor Kurzem hat die Initiative „Stadtlücken“ den Platz unter der Paulinenbrücke unter dem Motto „Wo ist eigentlich der Österreichische Platz?“ mit einem Souvenirkiosk, Kunstaktionen sowie Tee- oder Plätzchenverkauf bespielt. Dabei haben haben die Initiatoren auch eine Bürgerumfrage gestartet. Rund 2400 Bürger stimmten für einen Skatepark unter der Brücke, etwa 1300 wünschen sich ein Kräuter- und Gemüsegärtchen dort. Vielleicht wird ja auch der Österreichische Platz irgendwann noch ein, nun ja Platz.

Das Tor zum Süden bleibt vernachlässigt

Antrag
Nach der Aktion der Initiative „Stadtlücken“ im Oktober, plant nun die Wählervereinigung die Stadtisten im Gemeinderat einen Antrag zur Zukunft des Österreichischen Platzes und der Paulinenbrücke. Die Fläche unter der Brücke, so heißt es dort, „stellt einen der letzten Gestaltungsräume in einem dicht bebauten innerstädtischen Quartier dar“. Weil der Ort Eigentum der Stadt sei, bieten sich nach Ansicht der Stadtisten einmalige Chancen, dort auch mal stadtplanerisch neu Wege zu gehen, ein „kreatives Nutzungskonzept“ wünschen sie sich. Die Stadtverwaltung soll nun bisherige und künftige Pläne vorstellen.

Hintergrund
Seit vielen Jahren bemüht sich die Stadt, die Tübinger Straße aufzuwerten: mit Fahrradstraße, Gerber und Caleido, weiteren Neubauten wurde in Richtung Stadtbezirk Süden schon einiges getan. Lediglich die Fläche unter der Brücke, die Verbindung der Stadtbezirke Mitte und Süd, ist außen vor geblieben.