Vier Syrer und drei Afghanen arbeiten an einem Pavillon für den Jugendtreff. Foto: Frank Eppler

In Unterweissach eröffnet demnächst der neue Jugendtreff. Bei seiner Gestaltung helfen auch Flüchtlinge mit – die Aktion hat einen Hintergedanken.

Weissach - Besorgte Blicke wandern nach oben. Dort, in etwa fünf Metern Höhe, balancieren zwei junge Männer auf Leitern. Sie schrauben Verstrebungen an das Grundgerüst eines Pavillons – ohne Sicherung oder Helm. Da wird manchem schon beim Zugucken schwindlig. „Ich habe die beiden insgeheim Batman und Spiderman getauft“, verrät der Künstler Fabian Baur mit einem Augenzwinkern. Bislang seien aber – toi, toi, toi – nur Bohrmaschinen, keine Menschen, heruntergefallen. Baur betreut das Projekt, für das insgesamt sieben Asylbewerber gerade unterhalb der Grundschule an der Weissach arbeiten. Dort, in einer ehemaligen Hausmeisterwohnung, ist in den letzten Monaten ein neuer Jugendtreff entstanden.

Die Jungs sollen die Jugendarbeit kennenlernen

Und vor ebendiesem soll ein Pavillon stehen – mit seinen Bögen lehne sich das hölzerne Konstrukt an die Bauwerke der Gotik an, erklärt Baur. Er hat den Teilnehmern aber nichts vorgegeben. Obwohl die meisten kaum Erfahrung in der Arbeit mit Holz haben, tüftelten sie selbst aus, was sie bauen wollen. Noch ist der Unterstand zwar schön anzusehen, aber noch eine relativ wacklige Angelegenheit. „Aber je höher wir bauen, desto stabiler wird er“, verspricht Fabian Baur. Er leitet die Kunstwerkstatt „Klammer“ im Weissacher Teilort Cottenweiler, der Pavillon ist sein drittes Projekt in einer Reihe, die der Verein Kubus und der Kreisjugendring ins Leben gerufen haben. Unter dem Titel „Willkommen in der Jugendarbeit“ wollen sie mit jungen Asylbewerbern in den Tälesgemeinden in Kontakt kommen – die sollen durch die gemeinsame Arbeit deutsch lernen, ein Erfolgserlebnis haben und gleichzeitig mit den Angeboten der Jugendarbeit in Kontakt kommen. „In ihren Herkunftsländern gibt es so etwas wie Jugendtreffs oder Jugendarbeit nicht“, erklärt Jochen Schneider vom Verein Kubus. Dabei seien die Angebote doch für alle da.

Unter den Flüchtlingen, die gerade beim Pavillon anpacken, ist der 18-jährige Syrer Louis. „Die Arbeit macht mir großen Spaß. Jetzt sind Ferien, zuhause wäre mir doch nur langweilig“, sagt er. Louis lebt seit zwei Jahren in Deutschland, geht auf die gewerbliche Schule in Waiblingen. „Bald fange ich mit meiner Mittleren Reife an“, erzählt er, vielleicht komme später auch das Abitur dazu. Denn Louis kann schon recht gut Deutsch – seine Aufgabe beim Projekt ist es nicht nur, Latten zu sägen und das hochzureichen, was gerade gebraucht wird, sondern auch das Dolmetschen. Die Sprachbarriere zwischen den vier Syrern und drei Afghanen ist eine echte Herausforderung – aber irgendwie klappt der Bau offensichtlich trotzdem. Fabian Baur ist von der Arbeit der Jungs richtig angetan: „Sie sind immer pünktlich und räumen sogar hinterher alles auf – ohne dass ich das einfordern musste.“

Ein Name für den Treff fehlt noch

Zusätzlich zum Pavillonbau wartet schon einiges auf die Weissacher Jugendlichen. Der Jugendtreff, der im Oktober eröffnen soll, hat noch keinen Namen, ist frisch gestrichen und gut ausgestattet: Küche, Spielkonsolen, Billardtisch, Tischkicker, Internetanschluss für Besucher und natürlich Sofas laden zum Chillen ein. Die Weissacher Jugendreferentin Jana Kriegel erklärt, dass ein Testbetrieb mit zwei Mädchengruppen schon angelaufen ist. „Es gab schon Abende mit alkoholfreien Cocktails oder Übernachtungsabende – bald kommt der laufende Betrieb dazu.“ Louis aus Syrien ist sich sicher: „Ich werde später wieder herkommen.“ Damit wäre ein Ziel der Aktion erreicht. Auch andere Jugendliche warten schon auf den neuen Treffpunkt: Die alte Einrichtung in Oberweissach ist seit einigen Jahren geschlossen.