Schöne neue Einkaufswelt – Atrium des neuen Einkaufstempels Mercaden Foto: Simon Granville / factum

Die Mercaden eröffnen am 2. Oktober, derzeit läuft in dem Einkaufszentrum der Endspurt. Handwerker hämmern, schrauben und malern – noch sind längst nicht alle Geschäfte fertig.

Die Mercaden eröffnen am 2. Oktober, derzeit läuft in dem Einkaufszentrum der Endspurt. Handwerker hämmern, schrauben und malern – noch sind längst nicht alle Geschäfte fertig.

Böblingen - Ein Arbeiter besprüht die Decke im Erdgeschoss der Mercaden mit weißer Farbe. „Schauen Sie, meine Jacke ist übersät mit kleinen Spritzern. Die gehen aber wieder weg, wenn sie getrocknet sind“, versichert Erkan Aslan, der Centermanager. Sein Tag beginnt um 7 Uhr morgens und endet in er Nacht oft erst um eins. Aslan ist Ansprechpartner für Ladenbesitzer und Handwerker. „Viele kennen sich nicht aus, finden den richtigen Eingang nicht oder brauchen einen Ratschlag“, sagt er. Überall in dem neuen Böblinger Einkaufszentrum, das am Donnerstag, 2. Oktober, eröffnet wird, ist nun der Endspurt angesagt.

„Es wird inzwischen täglich 24 Stunden gearbeitet. Auch nachts“, sagt Aslan. Freilich dürfe wegen der Ruhestörung dann nicht gebohrt und gehämmert werden. Um rechtzeitig fertig zu werden, füllen fleißige Helfer die Regale in den meisten der hundert Läden rund um die Uhr. Bei der Confiserie Hussel ist Gordana Lössl dabei, Meeresfrüchte aus Schokolade in Tüten zu packen. Im Laden türmen sich die Kartons mit Süßigkeiten. Mehr als 800 Artikel seien im Angebot, sagt die Bereichsmanagerin Brigitte Drmola. Sie müssen in den nächsten Tagen auf eine Verkaufsfläche von rund 65 Quadratmetern verteilt werden.

Auf der anderen Seite im Erdgeschoss baut am Freitagvormittag eine Montagefirma aus dem Hunsrück noch das Rolltor vor dem Schuhladen Tamaris ein. Der Monteur Marcel Michel ist guter Dinge: „Das werden wir heute noch hinkriegen“. Auch das Schloss muss noch installiert werden. Erst danach wird die Ware angeliefert, die Auslagen stehen schon.

Währendessen erledigen die Mitarbeiter bei der Modekette H & M, die auf eine Verkaufsfläche von rund 2500 Quadratmetern kommt, die letzten Handgriffe: Die Schaufenster auf den zwei Ebenen müssen vorbereitet werden. Andere Läden wiederum wie das Bekleidungsgeschäft New Yorker sind längst nicht so weit. „Die sind aber auch am 2. Oktober fertig“, versichert Wolfgang Schumak, der Oberbauleiter der Firma Hochtief. „Die Maße der Läden liegen in 3-D-Darstellungen vor, die Räume sind genau geplant und können rasch ausgestattet werden“, erklärt Schumak die Vorgehensweise. Oft sei die Inneneinrichtung eines Ladens in zwei bis drei Tagen installiert. In aller Ruhe auf die Eröffnung warten kann dagegen das Damen-und Herremodegeschäft K & L Ruppert. Dort sind bereits sämtliche Kleiderständer in Position gebracht, auf den Verkaufstischen liegen fein säuberlich gefaltet Hosen, Blusen und Pullover.

Damit es trotz all der Einzüge und Umtriebe keine Kratzer gibt, werde der Jura-Steinboden im gesamten Gebäude täglich zwei Mal nass gewischt, erklärt Manfred Wendig, der Projektleiter von Hochtief. In den Passagen vor den Läden wimmelt es nur so von Handwerkern und auch von Technikern, die die Anlagen inspizieren. Experten vom TÜV testen die Rauch- und Brandmelder. Ein Mitarbeiter hält einen Prüfstab unter einen Sensor und im nächsten Moment fahren sogenannte Rauchschürzen aus der Decke, in denen sich im Notfall der Qualm auffangen lässt.

„Alles okay“, sagt der Oberbauleiter Schumak, der mit Wendig täglich mehrmals über die Baustelle geht und nach dem rechten sieht. Auch der Investor Herbert Krämer von der Firma HKM aus Bergisch-Gladbach in Nordrhein-Westfalen ist an diesem Vormittag mit von der Partie. „Von der Idee bis zur Fertigstellung hat das Ganze genau sechs Jahre gedauert“, sagt er. Im Jahr 2008 hatte er Ulrike Koch, die Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, auf der Expo Real getroffen. Sie erzählte ihm, dass Böblingen ein Einkaufszentrum bauen wolle. „Daraufhin habe ich mich an der europaweiten Ausschreibung beteiligt.“

Um 10.53 Uhr wirft Aslan einen Blick auf sein Telefon. „Noch genau fünf Tage, 21 Stunden und sieben Minuten sind es bis zur Eröffnung“, stellt er fest. Seine Familie hat er für sechs Wochen zu seinen Schwiegereltern in die Türkei geschickt. „Sie fehlt mir natürlich sehr. Aber so kann ich mich hier auf alles besser konzentrieren.“ In der Zwischenzeit ist sein Jackett wieder makellos. Die getrockneten Farbkleckse sind von alleine abgefallen.