Mister Brings testet einen neuen Lieferservice für Innenstadtkunden. Foto: Daimler AG

Daimler testet an der Querspange einen neuen Lieferservice per Elektromobilität und liegt damit im Trend. Die Firma Velocarrier hat inzwischen über 200 Händler in der Stadt als Kooperationspartner für ihre E-Lastenräder.

S-Mitte - Die Sache ist zwar ein wenig gender-kritisch. Aber das Marketing will es so. Von diesem Freitag an fährt „Mr. Brings“ die Einkäufe der Stuttgarter im Stadtgebiet per Elektro-Lieferwagen nach Hause. Genau genommen dürfte auch eine Mrs. Brings für den neuen Lieferservice arbeiten. Womit nicht nur die Gendergerechtigkeit, sondern auch dem Umweltgedanken Genüge getan ist. Besonders in Zeiten erhöhter Feinstaubwerte im Kessel.

„Wir wollen einen Mehrwert für die Allgemeinheit schaffen“, sagt ein Mitarbeiter der Daimler Business Innovation & Future Mobility, die hinter der zweimonatigen Testphase steckt. Ab sofort kann man freitags und samstags in einem Zelt zwischen 10 und 18.30 Uhr seine Einkaufstüten abgeben und vom sogenannten Herr Brings zwischen 19 und 22 Uhr nach Hause liefern lassen. Kosten: sechs Euro. Das ist weniger als so manche Parkgebühr in der Innenstadt kostet.

Einige Händler erhoffen sich Vorteile, wenn sie auf das große E setzen

„Der Preis ist der Knackpunkt“, sagt Dirk Reimelt von der Daimler-Ideenschmiede, die auch die E-Smart-Flotte „Car2Go“ und das Projekt „Moovel“ verantwortet: „Alle Studien sagen, dass Kunden für einen Lieferservice maximal sechs Euro ausgeben wollen.“ Dann lohne es sich, mit der Bahn in die Stadt zu fahren, „ohne Tüten schleppen zu müssen“.

Reimelt hofft, dass sich die Idee in der Pilotphase durchsetzt. „Danach wäre es schön, wenn auch der Einzelhandel den Mehrwert erkennt.“ Mit dieser Erkenntnis meint er, eine Kooperation zwischen Handel und „Mr. Brings“. Ideal sei es, wenn die Kunden ihre gekauften Waren gleich im Laden ließen und „Mr. Brings“ sie dort einsammeln könnte. Reimelt: „So könnten alle, die Händler und die Konsumenten, bewusst etwas gegen die Feinstaubproblematik tun.“

Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin Mitte, sieht das ebenso: „Diese Lieferdienste, die auf Elektromobilität setzen, liegen im Trend.“ Tatsächlich erhoffen sich inzwischen einige Händler Vorteile, wenn sie auf das große E setzen. Die Händler im Gerberviertel sind Vorreiter. Sie bieten ihren Kunden bei Feinstaubalarm sogar einen kostenlosen Lieferservice. „Alle reden negativ über den Feinstaubalarm, wir wollten mit diesem Angebot etwas dagegen setzen“, sagt Hannes Wolf, der Quartiermanager des Gerberviertels, dessen Beispiel Schule macht.

Einige Händler lassen auch frei Haus liefern

Auch das Milaneo, das bisher noch nicht per E-Mobilität liefert, will nach den Worten von Centermanagerin Andrea Poul nachziehen. Das Buchhaus Wittwer geht diesen Schritt schon. Kunden können Bücher bis 16 Uhr telefonisch bestellen und bekommen diese von 17 Uhr an vom E-Bike-Kurier geliefert. „Gerade als Stuttgarter Traditionshaus möchten wir hier auch ein Zeichen für die Zukunft unserer Stadt setzen“, sagt der Wittwer-Geschäftsführer Rainer Bartle, der so sogar Amazon ein Schnippchen schlagen will: „Mit der Auslieferung am selben Tag sind wir schneller als jeder Online-Händler.“ Ein Taschenbuch kostet pro Lieferung zwei Euro, ein gebundenes 2,50 Euro.

Wie Wittwer oder das Gerberviertel arbeiten viele Stuttgarter Händler mit der Transport-Firma Velocarrier zusammen. Sie verlangt für Pakete bis fünf Kilogramm 4,99 Euro. Aber einige Händler lassen auch frei Haus liefern, sobald der Einkauf eine Preisgrenze überschreitet. Das Gerber liefert ab 80 Euro Warenwert kostenlos, Wittwer in einer Testphase ab 50 Euro. „Inzwischen arbeiten wir mit mehr als 200 Händlern zusammen“, sagt ein Sprecher von Velocarrier. „Aber es werden täglich mehr. Vermutlich müssen wir im kommenden Frühjahr unsere bisherige Flotte von bisher 15 Rädern verdoppeln.“ Denn immer mehr setzen auf das große E.