Am Eröffnungstag haben viele Kunden im neuen Laden vorbeigeschaut und eingekauft. Foto: Gottfried Stoppel

Fast ein Jahr lang hat es in Beinstein keinen Supermarkt gegeben. Seit Donnerstag hat die Waiblinger Ortschaft wieder einen Lebensmittelmarkt, der Leute in die Ortsmitte lockt.

Waiblingen - Gott sei Dank trifft man jetzt wieder Leute im Flecken“, sagt Wolfgang Sieder zufrieden. „Wenn kein Laden da ist, ist im Ort tote Hose“, bestätigt seine Frau. An diesem Donnerstag ist das Gegenteil der Fall: im Zentrum von Beinstein herrscht reger Betrieb, denn pünktlich um 8 Uhr hat der von vielen ersehnte Lebensmittelmarkt seine Türen geöffnet. Fast ein Jahr mussten die Beinsteiner ohne Supermarkt auskommen, weil der Vorgänger Insolvenz hatte anmelden müssen.

Gegen 10 Uhr geht es im neuen CAP-Markt in der Rathausstraße zu wie im Taubenschlag: alle Einkaufswagen sind in Benutzung und die beiden Kassiererinnen haben alle Hände voll zu tun. Der frischgebackene Mitarbeiter Chris Pietsch erwartet die Kunden direkt nach der Kasse, überreicht ihnen eine grüne Einkaufstasche mit dem CAP-Logo und verabschiedet alle freundlich: „Einen schönen Tag noch!“

Intensive Schulungen für Mitarbeiter

Mit seinem ersten Arbeitstag ist der 27-Jährige aus Rommelshausen, der zuvor als Fachlagerist gearbeitet hat, bislang sehr zufrieden. Er hat wie seine Kolleginnen und Kollegen seit Anfang des Monats diverse Schulungen durchlaufen, beispielsweise zum Thema Hygiene. „Der Rest ist training on the job“, sagt Werner Block, der Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft gfa süd, die sich die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen auf die Fahnen geschrieben hat. „Wir haben eine eigene Schulungsabteilung“, erklärt Block. Drei der elf Mitarbeiter, darunter die Marktleiterin Guiseppina Tomasi, hätten im Vorgängerladen gearbeitet, die übrigen seien über den Integrationsfachdienst oder Mundpropaganda dazu gestoßen.

Mit seinen knapp 350 Quadratmetern Fläche gehöre der neue CAP-Markt zu den kleineren der deutschlandweit 108 Märkte, erzählt Block. Dennoch biete Beinstein mit seinen rund 4000 Einwohnern recht gute Bedingungen, von Vorteil sei auch die Bushaltestelle vor der Tür. Doch erst nach einer Standortanalyse habe man sich für die Eröffnung entschieden, denn: „Auch wir brauchen eine schwarze Null.“

Drei bis sechs neue Märkte im Jahr

Drei bis sechs neue Märkte eröffnet das Integrationsunternehmen laut Block im Jahr: „Das sind drei Prozent der Anfragen, die wir bekommen.“ Der Beinsteiner Markt gilt als Mustermarkt, in dem Neues getestet wird. So sind die Waren mit elektronischen Preisschildern ausgezeichnet, statt Postern preist ein Flachbildschirm Sonderangebote an, der Laden ist barrierefrei und hat eine Kundentoilette samt Wickeltisch. Insgesamt führt der Laden fast 6000 Artikel im Sortiment, Hauptlieferant ist Edeka. „Wir haben aber viele lokale Partner, etwa die Hegnacher Mühle“, betont Block.

Gleich beim Eingang können sich Kunden an einem Vollautomaten einen Kaffee brauen, in der Obst- und Gemüseabteilung gibt es eine Theke mit Salaten und Obstsalat. „Den schnippeln unsere Mitarbeiter hinten in der Küche“, erzählt Werner Block. Ein Regal ist für Bioprodukte reserviert, es gibt Kaffee aus einer Werkstätte für Menschen mit Behinderungen und „eine spanische Linie“ wie Werner Block sagt. Er zeigt auf ein Regal mit Aufstrichen und Oliven: „Wenn Sie diese Oliven gegessen haben, wollen Sie keine anderen mehr.“

Wolfgang Sieder hat einen Einkaufswagen ergattert und stürzt sich ins Getümmel. Eine Sache hat er aber doch zu bemängeln: „Die Stadt müsste sich darum kümmern, dass die Dauerparker auf dem Platz vor dem Laden weg sind. Sonst fahren die Kunden weiter und kaufen woanders ein.“