Im Nebel am Konstanzer Bodenseeufer verfolgt Matteo Lüthi (Roland Koch) einen Mann, den er ein paar Jahre zuvor laufen lassen musste. Foto: SWR

Klara Blum und Kai Perlmann müssen im neuen Bodensee-„Tatort“ gleich zwei Todesfälle aufklären. Dabei wird schnell klar: Die beiden Leichen haben miteinander zu tun.

Klara Blum und Kai Perlmann müssen im neuen Bodensee-„Tatort“ gleich zwei Todesfälle aufklären. Dabei wird schnell klar: Die beiden Leichen haben miteinander zu tun.

Konstanz - Der neue Bodensee-„Tatort“ will viel. Vielleicht zu viel. Gleich zwei Leichen finden die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) am Ufer des Bodensees. Der eine Tote: Markus Söckle, Maschinist auf einer Bodenseefähre. Der Zweite: Beat Schmeisser, der von Blums Schweizer Kollegen Matteo Lüthi (Roland Koch) bei der Verfolgung erschossen wurde. In Notwehr, sagt Lüthi. Doch bei dem Toten wird keine Waffe gefunden - und Blum muss ein Ermittlungsverfahren gegen den Kollegen eröffnen. Das „Erste“ zeigt „Winternebel“ an diesem Sonntag (20.15 Uhr).

Zwei Leichen? An einem Tag? Am beschaulichen Bodensee? Blum und Perlmann wundern sich und schnell kommt der Verdacht auf, dass beide Fälle zusammenhängen. Ab diesem Moment wird es für den Zuschauer kompliziert - nebenher „Tatort“ gucken, das geht jetzt nicht mehr. Denn die Verstrickungen fordern Konzentration: Stöckle wurde zuletzt mit einer jungen Frau gesehen. Die wiederum ist spurlos verschwunden, wahrscheinlich entführt. Ihr Vater ist ein reicher Schweizer Bauunternehmer, in dessen Nähe wiederum Beat Schmeisser gesehen wurde. Aber die Eltern der jungen Frau weigern sich, mit der Polizei zusammen zu arbeiten.

Matte Farben und fahles Licht

Zwei Leichen, eine Entführte, ein nicht sehr durchdacht wirkender Kidnapper, zerstrittene Eltern, eine frustrierte Witwe und dazu noch allerhand Ungeklärtes aus der Vergangenheit von Matheo Lüthi: Autor Jochen Greve und Regisseur Patrick Winczewski haben den „Tatort“ allzu voll gepackt. Das Drehbuch jagt von einer Szene, von einem Fall zum nächsten, die Figuren bleiben dabei leider etwas blass. Allenfalls der Vater der Entführten (Benedict Freitag) bekommt in seiner Zerrissenheit zwischen Sorge, Wut und Arroganz noch etwas Tiefe.

Nebenbei kümmert sich Klara Blum um ihren Schweizer Kollegen, dem ein alter Entführungsfall, in den auch Beat Schmeisser verwickelt war, zu schaffen macht. „Wissen Sie, was einen guten Polizisten ausmacht?“ fragt Lüthi seine deutsche Kollegin? Geduld, Geduld, Geduld, antwortet er sich selbst. „Und die habe ich nicht.“ Klara Blum muss nichts erwidern. Sie setzt ihre charakteristisch-vielsagende Miene auf, schweigt, und bestellt noch ein Bier.

Immerhin: Beide Kommissare kommen in ihrer Beziehung zueinander voran. Von dem Gezänk der letzten Folgen ist nicht mehr viel zu spüren, Lüthi verliert ein wenig von seiner „Ich war mal Superagent“-Haltung und gewinnt stattdessen mehr Menschlichkeit und Sympathie.

Und dann: Dieser unvermeidliche Nebel. Alles ist wie so oft in den „Tatort“-Folgen am Bodensee in matte Farben und fahles Licht getaucht. Fast wirkt es so, als könnten die Macher des Films es einfach nicht glauben, dass auch der Bodensee manchmal in bunten, kräftigen Farben strahlt.