Siegfried Janocha krönt seine Laufbahn, der 59-Jährige wird Bürgermeister. Foto: Gottfried Stoppel

Siegfried Janocha tritt am 1. Oktober seine neue Stelle als Erster Bürgermeister in Backnang an. E r will etwa 80 bezahlbare Mietwohnungen bauen lassen.

Backnang - In einer Zeit des Sparens hatte Siegfried Janocha seinen allerersten Arbeitstag bei der Stadt Backnang. Auch die kleinsten Anschaffungen hätten damals vom obersten Chef genehmigt werden müssen, sagt der 59-jährige Diplom-Verwaltungswirt, der am 1. Oktober auf seinen neuen Posten als Erster Bürgermeister der Stadt wechseln wird. Janocha ist zurzeit noch Kämmerer der Kommune, im Juni ist er vom Gemeinderat mit großer Mehrheit gewählt worden (wir berichteten).

Vor 35 Jahren, unmittelbar nach dem Studium, hatte der gebürtige Esslinger als kleiner Sachbearbeiter bei der Stadtverwaltung angefangen. Backnang steckte damals mitten im Strukturwandel. Die meisten Gerbereien hatten bereits geschlossen, und mit der Spinnerei Adolff – dem einst größte Arbeitgeber in der Stadt – ging es auch bergab. Das Geld, sagt Janocha, habe damals „hinten und vorne gefehlt“.

Bei der Betreuung von Kindern seien „Defizite erkennbar“

Ganz anderes heute: Backnang geht es finanziell betrachtet derzeit so gut wie selten. Die Steuereinnahmen sprudeln. Janocha hat als Kämmerer stets darauf geachtet, dass die Gelder gut angelegt werden, dass manche kostspieligen Wünsche aus den Reihen des Gemeinderats nicht erfüllt wurden.

In den nun folgende letzten acht Jahren im Berufsleben, sagt Janocha, wolle er erreichen, dass in der Stadt rund 80 Mietwohnungen gebaut werden, die sich Menschen mit kleineren Einkommen leisten können. Die Stadt werde zudem große Summen ausgeben für die Sanierung und Erweiterung der Schulen und Kindergärten. Speziell bei der Betreuung von Kindern seien „Defizite erkennbar“. Die Kommune werde wohl um den Neubau eines Kindergartens nicht herumkommen.

Die komplette Umgestaltung des Bahnhofs und dessen Umfelds sei ein weiteres Projekt, das ihm besonders am Herzen liege, sagt Janocha, der künftig Chef von rund 300 Mitarbeitern sein wird. Zurzeit ist er Vorgesetzter von etwa 35 Beschäftigten. Die Gesamtinvestitionen der Stadt, die bis 2021 anstehen, beliefen sich auf rund 50 Millionen Euro. Wenn er 2025 in den Ruhestand gehe, dann, sagt Janocha angesprochen auf den Blick in die weitere Zukunft, sollte auch der Neubau der Karl-Euerle-Sporthalle längst stehen, das Umfeld des historischen Rathauses sollte saniert sein, und die Kronenhöfe – ein ehrgeiziges Neubauprojekt mitten in der Stadt – sollten realisiert sein. Aber ganz wichtig: alle Projekte seien nur zu verwirklichen, wenn die Steuereinnahmen nicht wegbrechen. Der neue Bürgermeister bleibt also ein klein bisschen auch Kämmerer, er will keinesfalls, dass Backnang während seiner Amtszeit einen riesigen Schuldenberg anhäuft.

„Ich bin kein Großstadtmensch.“

Siegfried Janocha war seit 1982 nicht ununterbrochen bei der Stadt Backnang beschäftigt. 1990 wechselte er nach Auenwald, wurde bei der Nachbargemeinde Kämmerer und „Mädchen für alles“, wie er sagt. Von 1999 bis 2004 war der Vater von zwei Söhnen beim Landeswohlfahrtsverband Abteilungsleiter für Finanzen und Organisation. Danach kam er zurück zur Backnanger Stadtverwaltung, wurde Kämmerer. Janocha hatte bereits einmal versucht, Bürgermeister in Backnang zu werden. Damals unterlag er indes dem Amtsinhaber Michael Balzer, der jetzt nicht wieder kandidiert hatte. Den Drang, weiter weg zu ziehen, etwa in eine größere Stadt, habe er nie verspürt, erzählt der künftige Schultes: „Das überschaubare Backnang mit den tollen Einkaufsmöglichkeiten und dem guten kulturellen Angebot gefällt mir. Ich bin kein Großstadtmensch.“