Der Wohnpark Schlossgut schreckt manchen ab. Aber jene, die dort wohnen, berichten von einer angenehmen Atmosphäre und guten Gemeinschaft. Foto: factum/Granville

Eine Kommune ist das, was die Bürger aus ihr machen. Was es in der 7600 Einwohner zählenden Gemeinde gibt, zeigt sich am Samstag in der Gemeinschaftshalle. Es ist die erste Veranstaltung ihrer Art seit Jahrzehnten. Der Anlass ist derselbe.

Hemmingen - Man muss das Rad nicht neu erfinden. Und warum nicht sich an Ideen aus der Nachbarschaft orientieren, wenn man sie für geeignet hält? Der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer hat in dieser Hinsicht keine Berührungsängste. Deshalb sagt er auch offen, dass der Marktplatz der Möglichkeiten angelehnt ist an der Ditzinger Bürgermesse, die es seit 2002 gibt. Der Marktplatz der Möglichkeiten hingegen findet am Wochenende erstmals in der rund 7600 Einwohner zählenden Gemeinde statt.

Die Vereins-Info-Börse, wie die Organisatoren die Veranstaltung im Untertitel genannt haben, soll Neubürger und alt eingesessene Hemminger gleichermaßen ansprechen. Rund 40 Vereine, Organisationen und Kirchen präsentieren sich am Samstag zwischen 13 Uhr und 17 Uhr im Innen- und Außenbereich der Gemeinschaftshalle. Neben diesem Marktplatz soll es auf der Bühne Vorführungen geben, vom Sportverein GSV, der Fasnetgilde und der Jugendmusikschule.

Ein Marktplatz der Möglichkeiten

Die Gemeinde verzeichnet im Schnitt jährlich 700 Zu- und Wegzüge. Doch für das laufende Jahr mag dieser Wert nicht zutreffen. Schließlich hat sich das Neubaugebiet Häldemaßgeblich entwickelt. Allein dort, im Norden der Gemeinde, zogen 300 Personen ein: Neubürger und gebürtige Hemminger, die zunächst gezwungenermaßen weggezogen waren, weil sie über Jahre hinweg keinen Wohnraum fanden.

Noch sind nicht alle 220 Wohneinheiten bezogen. Den Bau der Geschosswohnungen wollten die Organisatoren der neuen Veranstaltung aber noch abwarten, erklärt der Bürgermeister Thomas Schäfer das Veranstaltungsdatum. Dabei hätte die Gemeinde nach wie vor durchaus Interesse daran, mehr als die bisher 8,5 Hektar große Fläche aufzusiedeln, „wenn die Signale da wären“. Würde der Hemminger Großgrundbesitzer Baron Ulrich von Varnbüler ein weiteres Grundstück verkaufen, könnten die Hemminger zu den 8,5 Hektar nämlich über weitere 5,6 Hektar verfügen. „Der Bedarf ist nach wie vor da“, sagt Schäfer. So bleibt den Hemmingern aber bisher nur eine zwei Hektar große Fläche im Süden des Ortes, um größer zu werden.

Keine Signale zum Verkauf

Doch auch ohne das Varnbülersche Areal stellt die Aufsiedlung der Hälde eine vergleichsweise starke Veränderung des Ortes dar. Sie erinnert viele Hemminger an die 1970er Jahre. Damals entstand der Wohnpark Schlossgut in der Ortsmitte. Binnen kurzer Zeit wuchs der Ort rasant an, um eigenständig zu bleiben. Die Aufgabe der Selbstständigkeit hatte im Rahmen der Gemeindereform zur Debatte gestanden. Damals habe es keine Vereins-Info-Börse gegeben, wie sie nun geplant ist, sagt Schäfer. Doch auch damals waren die Vereine einbezogen, um den Neubürgern die Möglichkeit zu eröffnen, schnell Anschluss zu finden.

Auch ein zweiter Aspekt für die Einbeziehung der Vereine wird damals schon eine Rolle gespielt haben: Vereine und Organisationen können um Neumitglieder werben. Ganz gleich, ob es sich dabei um Alteingesessene oder Neubürger handelt.