EnBW-Mitarbeiter erklärten den Gästen die neue Übergabestation. Foto: Sandra Hintermayr

Die Netze BW hat ihre neue Gasübergabestation am Parkplatz Bernhartshöhe in Betrieb genommen. Sie übernimmt eine wichtige Funktion für Stuttgart und die Region.

Vaihingen - Die von außen unscheinbare, grüne Übergabestation hat es in sich: Sie entnimmt Erdgas von den überregionalen Leitungen der Terranets BW und verteilt es in Stuttgart, auf der Filderebene, in den Landkreisen Ludwigsburg und Rems-Murr und teilweise bis in den Schwarzwald. Im Stadtgebiet Stuttgart wird das Gas in das nachgelagerte Netz der Stuttgart Netze GmbH eingespeist und gelangt so in die Hausanschlüsse von Privatpersonen und Unternehmen. Wenn es notwendig ist, kann die Station bis zu 200 000 Kubikmeter Gas pro Stunde verarbeiten. Damit ließe sich der 100 Meter hohe Stuttgarter Gaskessel im Stadtteil Gaisburg in anderthalb Stunden komplett füllen.

Die Station reduziert den Druck und verteilt das Gas weiter

Das Verteilen ist aber nicht alles, was die neue Station leistet: „Das Gas kommt mit einem Druck von bis zu 55 bar an. Der wird in der Station zunächst auf 22,5 bar reduziert“, erklärte Martin Konermann, der technische Geschäftsführer der Netze BW, einer Tochtergesellschaft der Energie Baden-Württemberg (EnBW), bei der Inbetriebnahme am Mittwoch. Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat etwas mehr als zwei bar. In den Haushalten kommt das Gas letztlich mit 30 Millibar (0,03 bar) an. Das Erdgas wird zudem in der Station am Parkplatz Bernhartshöhe gefiltert und mit einem Geruchsmittel versehen. „Denn eigentlich ist Gas geruchsfrei. Das Mittel wird zugesetzt, damit Lecks in den Leitungen schneller erkennbar sind“, so Konermann.

2014 haben die Netze BW mit den Planungen der neuen Station begonnen, 2016 starteten die Bauarbeiten. Der Standort im Wald neben der Autobahn ist bewusst gewählt. Es ist der höchste Punkt Stuttgarts, wenn auch nur aufgeschüttet, erklärte Sebastian Röber von der Netze BW. „Der Abstand zu Anwohnern ist sehr hoch, zudem können wir hier die Leitungen der Terranets gut anzapfen.“

Erdgas ist klimafreundlicher als Öl und Kohle

Die Netze BW hat etwa 6,5 Millionen Euro in die Übergabestation und die erforderlichen neuen Leitungen investiert. „Es ist eine sehr bedeutende Anlage“, attestierte Konermann. Denn der Bedarf an Erdgas sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die neue Station, die übrigens die größte der 19 Stationen der EnBW ist, ist somit auch „eine Investition in die Versorgungssicherheit des Standorts Stuttgart“, sagte Arvid Blume, der kaufmännische Geschäftsführer der Stuttgart Netze.

Doch wie passt Erdgas in die aktuelle Debatte zur Energiewende? „Der fossile Energieträger verbrennt fast schadstofffrei und ist klimafreundlicher als Erdöl und Kohle“, erklärte Konermann. Auch, wenn Gas nicht so gut für die Umwelt ist wie erneuerbare Energien aus Wind und Wasser, im Vergleich etwa zum Erdöl sei es eine Verbesserung, ergänzte Blume. Bei der Energiewende gehe es nicht nur um Strom, der leichter mit erneuerbaren Energien hergestellt werden kann. Erdgas hingegen wird hauptsächlich zum Heizen genutzt. „Vielleicht gibt es noch eine Lösung, die wir derzeit noch nicht sehen. Vielleicht fließt irgendwann nicht mehr Erdgas durch unsere Leitungen, sondern etwa Biogas oder erneuerbares Gas“, sagte Blume.