Kammerspiel in der Imbissbude: Dittsche (Olli Dittrich, Mitte), Wirt Ingo (Jon Flemming Olsen, re.) Foto: WDR Presse und Information/Bildk

Als Olli Dittrich zum ersten Mal als Verlierertyp Dittsche auf Sendung ging, war das ein Wagnis für den WDR. Heute ist Dittsche Kult. Von Sonntag an laufen sechs neue Folgen. Was sich geändert hat lesen Sie hier.

Hamburg - Sein angestammtes Verbreitungsgebiet ist Ingos Imbissbude, hier läuft Dittsche seit nunmehr zehn Jahren zu großer Form auf. Jetzt kehrt der liebenswerte Biertrinker mit den reichlich bizarren Ansichten an den Wursttresen zurück, um seine Weisheiten über Gott und die Welt zum Besten zu geben: Von diesem Sonntag an zeigt das WDR-Fernsehen immer sonntags um 23 Uhr live aus Hamburg neue Folgen der schrägen und vielgelobten Improvisationscomedy „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“ mit Olli Dittrich in der Hauptrolle.

Seit 2004 treibt die von Olli Dittrich erfundene Figur ihr Unwesen, der blau-grau gestreifte Bademantel und eine Flasche mit angemessen „perlendem“ Bier sind ihr Markenzeichen. Ort der Handlung ist die „Eppendorfer Grill-Station“ in Hamburg, in der sich Imbisswirt Ingo (Jon Flemming Olsen) gutmütig die kruden Ansichten seines Stammgastes Dittsche zu aktuellen Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Sport anhört. Dabei greift der Mann im Bademantel mit Vorliebe zu uralten Vorurteilen, abgegriffenen Klischees und unhaltbaren Thesen.

Live wird keine Wurst mehr gegrillt

In den zehn Jahren hat sich nur wenig verändert: So wird zum Beispiel keine Wurst mehr während der Sendung gebraten, um rutschiges Fett auf den Bodenfliesen zu vermeiden. Doch der Langzeitarbeitslose schwadroniert nach wie vor mit seiner sorgsam aus Boulevardpresse und Dauerfernsehen gespeisten Halbbildung über die große Politik und internationale Beziehungen genauso wie über den Verfallsprozess von Kartoffelsalat oder Tauben, die plötzlich schwul geworden sind.

Untrennbarer Bestandteil der schrägen Szenerie ist der still in einer Ecke sitzende Trinker namens Schildkröte (Franz Jarnach), in mancher Folge schneit außerdem ein prominenter Gast herein, der von Dittsche gerne mal in ein mehr oder weniger absurdes Gespräch verwickelt wird.

Zu den Prominenten, die in der Comedyserie schon einen Auftritt hatten, zählen die Fernsehunterhalter Günther Jauch, Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Anke Engelke, Sänger Marius Müller-Westernhagen, Boxer Wladimir Klitschko und das frühere HSV-Idol Uwe Seeler. Auch Schauspieler Til Schweiger, Schlagerbarde Howard Carpendale, die Scorpions und der Geiger David Garrett wurden schon in der „Eppendorfer Grill-Station“ gesichtet.

Die Serie, für die Olli Dittrich lange keinen Sender finden konnte, ist schließlich Kult, wer hier mitmacht, beweist Humor und kann sich des Beifalls der treuen Fangemeinde sicher sein.

Adiletten-Philosoph gegen Imbissbudenbesitzer

Die halbstündigen Palaverschlachten zwischen dem aufgedrehten Adiletten-Philosophen Dittsche und dem mal genervten, mal amüsierten Ingo, für die es vor ein paar Jahren einen Grimme-Preis in Gold gab, werden live aus einer echten Imbissbude am Eppendorfer Weg in Hamburg übertragen. Sechs auf kleinem Raum perfekt versteckte Kameras filmen das skurrile Geschehen. Nicht zu sehen sind auch die vielen Fans, die sich während der Livesendungen regelmäßig vor der „Eppendorfer Grillstation“ versammeln, um ihr Idol Dittsche zu feiern.

Die Themen der jeweiligen Ausgabe bespricht Dittrich zwar kurz vor der Sendung mit seinen Autoren – es gibt jedoch kein Drehbuch, die Dialoge werden improvisiert. Die Serie zählt zum Lustigsten, was es im deutschen Fernsehen zu sehen gibt. Dittrich erfand die tragikomische Figur des großsprecherischen Versagers schon einige Jahre vor dem Start von „Dittsche“ und baute sie unter anderem in seine ZDF-Show „Olli, Tiere, Sensationen“ ein. Die Idee dazu kam ihm bei Beobachtungen, die er in diversen Imbissbuden und Trinkhallen machte.

Sechs Folgen „Dittsche“ sind bis Mitte Dezember geplant. Kurz danach gibt es dann eine Nachfolge von Olli Dittrichs vielgelobtem „Frühstücksfernsehen“, der großartigen Persiflage auf die Morgenprogramme im deutschen Fernsehen: Am 27. Dezember zeigt der WDR „Das Talk-Gespräch“, in dem sich der 58-jährige Komiker über Talkshows lustig macht. Dafür schlüpft er in fünf verschiedene Rollen. Mit im Boot ist wie schon beim „Frühstücksfernsehen“ seine Comedykollegin Cordula Stratmann.

WDR, sonntags, 23 Uhr