Gunhild Mayer will einen sozialdiakonischen Schwerpunkt setzen. Foto: Alexandra Kratz

Der Dekan Wolfgang Röhl führt Gunhild Mayer am Sonntag offiziell ihre neues Amt in der evangelischen Gemeinde Stuttgart-Möhringen ein.

Möhringen - Ein Lieblingscafé hat Gunhild Mayer bereits gefunden. Und auch sonst hat die neue Möhringer Pfarrerin schon viele nette Orte im Stadtteil entdeckt, die zum Verweilen und Innehalten, zum Wohlfühlen einladen. So zum Beispiel der Spitalhof. Wenn sie dann wieder in ihr Dienstzimmer bei der Auferstehungskirche an der Widmaierstraße kommt, sieht der Stadtteil ganz anders aus. Große Wohnblöcke und das SI-Centrum dominieren das Bild. „In Möhringen gibt es eine interessante Kombination von dörflichen und städtischen Strukturen“, sagt Mayer.

Für sie ist das genau das Richtige. Denn sie mag das manchmal etwas anonymere Stadtleben genauso wie enge persönliche Beziehungen. Besonders wichtig sind ihr als Pfarrerin aber immer die Menschen. „Kirche muss mitten im Leben sein, sie muss offen sein und sich besonders denjenigen zuwenden, die nicht auf der Sonnenseite stehen“, findet Mayer.

Ein sozialdiakonsicher Schwerpunkt

Sie ist eine gebürtige Stuttgarterin. 1974 begann sie ihr Studium im Tübinger Stift und gehörte damit zur ersten Generation weiblicher Studenten dort. Ihre Vikariatszeit verbrachte sie in Berlin. 18 Jahre lang war sie die Pfarrerin der Martinskirche in Grünbühl-Sonnenberg, einem Stadtteil von Ludwigsburg. Es ist ein sogenannter sozialer Brennpunkt. Mayer entwickelte eine „diakonische Gemeinde“, wie sie es nennt. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern gründete sie einen Tafelladen, einen Chor und die Reihe „Kultur ohne Geld“. Zuletzt war sie in Roßwag und Aurich bei Vaihingen/Enz tätig.

In Möhringen übernimmt Mayer eine 75-Prozent-Stelle. Zunächst vertritt sie auch Pfarrerin Anna Stückle, die sich in Elternzeit befindet. Künftig will sie einen sozialdiakonischen Schwerpunkt setzen, der 25 Prozent ihres Dienstauftrages ausmacht. Was genau ihr Schwerpunkt wird, wollen Team und Gemeinde noch ausloten.

Eine Verknüpfung von Denken und Lieben

Mayer ist nicht die erste Pfarrerin in ihrer Familie. Mit 17 habe sie sich dazu entschieden, Theologie zu studieren. „Ich hatte Lust auf das Thema, wollte forschen und mich philosophisch mit den Dingen auseinander setzen. Und ich wollte die Begegnung mit Menschen“, sagt Mayer. Für sie ist der Pfarrberuf die Verknüpfung von Denken und Lieben, von Kälte- und Wärmestrom. So formulierte es der von ihr geschätzte Sozialphilosoph Ernst Bloch.

Zu diesem Gleichgewicht gehört für die Pfarrerin auch die Musik. Mayer spielt Klavier, Geige und Gitarre und singt leidenschaftlich gern. Sie mag die Romantiker von Schumann über Schubert bis hin zu Chopin. Die Gemeinde muss in ihren Gottesdiensten viel singen. „Das wird mir nachgesagt“, sagt Mayer und lacht.

Die Pfarrerin tritt Detlef Häuslers Nachfolge an. Dieser hatte die Gemeinde zum Jahresende verlassen, um sich ausschließlich seiner Stelle bei der Evangelischen Landeskirche Württemberg zu widmen. Dort ist er für die geistliche Begleitung der Mitarbeitenden zuständig.

Investitur am 5. Juni