Maximilian Mergel (kopfüber), Dominic Siegesmund (links) und Marcel Rube (rechts) betreiben das neue Café Kraft. Die Kletterhalle ist mit Matten ausgepolstert und wurde früher. . . Foto:  

An diesem Wochenende eröffnet eine Boulderhalle. Am Samstag schauen Sportler vorbei, am Sonntag laden die Macher des Café Kraft zum Tag der offenen Tür.

Filder - Mit dem Telefon kämpft Marcel Rube gegen das Chaos an. Er tippt auf dem Display herum, koordiniert Termine, winkt Leute umher. Überall liegt Werkzeug, der Maler streicht eine Wand, der Fliesenleger zieht mit einer Kelle Gips glatt, aus der Decke baumeln Kabelbündel, und von irgendwoher dröhnt ein Schlagschrauber. „Bis Samstag muss das fertig sein“, sagt Rube am vergangenen Donnerstag. Er sagt muss – nicht wird. Und er meint Nachtschichten. Denn die Baustelle soll am Samstag, 1. August, eröffnet werden, und zwar mit einem Kaffeekränzchen. Kaffee und Klettern, das gehört zusammen, sagt er. Was auch sonst.

Deswegen heißt die Kletterhalle, die im Gewerbegebiet Vaihingen/Möhringen eröffnet wird, auch Café Kraft. Das hat Gründe, die im Fränkischen liegen, doch dazu später mehr. Jedenfalls ist die Anlage an der Handwerkstraße 21 die dritte ihrer Art in Stuttgart. Aber anders als die anderen, kann man dort nur an Bouldern kraxeln, dafür aber umso ausgiebiger.

In die Wände sind farbige Griffe geschraubt

Boulder ist Englisch und bedeutet Felsbrocken. „Das war früher eine Trainingsmethode für das Klettern“, sagt Rube. Denn während Kletterer hohe Wände erklimmen und sich mit dem Seil absichern, reicht für das Bouldern eine Steinkante in Bodennähe. Eine weiche Matte drunter, und wer abstürzt, landet ein, zwei Meter tiefer sanft. „Und seit einigen Jahren hat sich daraus eine Trendsportart entwickelt“, sagt Rube, der einer der drei Geschäftsführer ist.

In der neuen Halle sieht das so aus: Die Wände wurden mit schrägen und verwinkelten Holzplatten versehen, in die verschieden geformte Haltegriffe geschraubt sind. Der gesamte Boden ist mit einer einzigen, grünen Matte ausgekleidet. Und die maximale Höhe beträgt viereinhalb Meter. Die muss man nur mit der ausgestreckten Hand erreichen. Das heißt, die Beine baumeln in zwei Meter Höhe. Der Turnunterricht in der Schule ist da kaum weniger gefährlich.

Der fränkische Jura gilt hierzulande als das Mekka für Kletterer, und im Pegnitztal trafen sich zur Anfangszeit der Bewegung die Sportler der Szene in einem kleinen Café mit Namen Kraft. Das wurde so berühmt, dass findige Unternehmer aus Nürnberg vor fünf Jahren ihre Halle eben so benannt haben. Und das hiesige Café Kraft ist der erste Ableger dieser Nürnberger Kletteranlage. Die Macher sind neben dem Schorndorfer Marcel Rube die beiden Jugendfreunde Maximilian Mergel und Dominic Siegesmund aus Stuttgart.

Die Kletterfläche beträgt 1600 Quadratmeter

Die Vaihinger Halle ist angemietet und wurde früher von einem Logistikunternehmen als Hochregallager benutzt. 1,9 Millionen Euro und fünfeinhalb Monate später ist daraus die größte Boulderhalle Stuttgarts geworden, verteilt auf zwei Etagen. Die Kletterfläche, also die Fläche der mit Griffen versehenen Holzverkleidungen, beträgt 1600 Quadratmeter. Die schwingt sich mitunter auch in Bögen über den Köpfen der Athleten. „Wir haben acht Farben eingeschraubt, von ganz leicht bis ganz schwer“, sagt Rube.

Er schätzt, dass es im Raum Stuttgart fast 3000 Hallenkraxler gibt. „Wir haben hier eine sehr hohe Dichte an richtig starken Kletterern“, sagt Rube. Und Bouldern als Unterdisziplin wird immer beliebter. „Das ist ein Spielplatz. Wenn man das mal angefangen hat, kommt man nicht mehr los. Das hat hohen Suchtfaktor.“ Denn weil man sich nicht anseilen muss, muss man auch keine Ausrüstung anschaffen und damit üben. Zudem entfällt der Partner, der am Boden das Seil hält und sichert.

Es ist die dritte Anlage dieser Art in Stuttgart

Das Kletterzentrum Stuttgart auf der Waldau war die erste Anlage dieser Art. Derzeit verfügt es über eine Kletterfläche von 4600 Quadratmeter, wobei der Großteil nur mit Seil zugänglich ist. In Zuffenhausen gibt es das Climbmax mit einer Fläche für Seil und Boulder von 2500 Quadratmeter. Die 1600 Quadratmeter im Café Kraft sind fürs Bouldern reserviert, was die Anlage zur größten in dieser Disziplin macht. Die Anlage an der Handwerkstraße 21 hat täglich geöffnet von 11 bis 23 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene neun Euro, ermäßigt acht Euro. Kinder zahlen fünf Euro. Dann kann den ganzen Tag geklettert werden. Tatsächlich geht Anfängern aber schon nach ein, zwei Stunden die Kraft aus. Kletterschuhe können für drei Euro gemietet werden.