BMX-Radler finden in Stuttgart eine neue Heimat Foto: EPA

In Münster entsteht ein Mekka des BMX-Radsport. Für rund 711 000 Euro soll eine Bahn mit olympischen Format entstehen. Es wäre die erste in Deutschland in dieser Qualität.

Stuttgart - Für die Crossrad-Leistungssportler ist Stuttgart jetzt schon so etwas wie eine(e) Nabe(l) der Welt. Am Olympiastützpunkt Stuttgart (OSP) trainieren neun Bundes- und 25 Landeskaderathleten. Auch BMX-Bundestrainer Simon Schirle ist dort. Für sie alle könnten die Bedingungen bald sprunghaft verbessern. Der alte Tennenplatz des VfR Cannstatt soll im kommenden Jahr zu einer Super-X-Strecke umgewandelt werden. „Es wäre bundesweit die erste BMX-Strecke im olympischen Format“, sagt OSP-Leiter Thomas Grimminger und erhofft sich dadurch einen Schub für die Sportart, die seit 2008 olympisch ist.

Zusammen mit Simon Schirle und Mitarbeitern des Sportamts hat Grimminger lange nach einem passenden Gelände gesucht, ehe er im vorigen Jahr in Münster fündig und mit dem dortigen Verein handelseinig wurde.

Ergebnis: Die acht Meter hohe Startrampe für die Elitefahrer kann ohne großen Aufwand in die erhöhte Böschung am Kopf des bisherigen Fußballplatzes eingebaut werden. Eine zweite Rampe für Nachwuchsfahrer soll fünf Meter hoch sein. Die Strecke hat vier Geraden zwischen 80 und 90 Metern Länge und drei 180-Grad-Kurven. Alles wird mit verschiedenen Hindernissen so ausgebaut, dass die Bahn den Standards des Weltradsportverbandes UCI entspricht und damit wettkampftauglich ist.

„Der Schwerpunkt ist auf das Training für unsere Kaderathleten ausgerichtet, aber die Infrastruktur lässt es auch zu, dort Veranstaltungen auszurichten. Wir sind dann konkurrenzfähig“, sagt Thomas Grimminger. Der OSP-Chef ist überzeugt davon, dass Stuttgart Anfragen zur Ausrichtung von BMX-Weltcup-Rennen bekommen würde: „Wir haben eine treue und große BXM-Gemeinde in der Region. Da gäbe es sicherlich genügend Organisationspower.“

„Umzäunung wird sich nicht vermeiden lassen“

Die Finanzierung der auf 711 000 Euro geschätzten Baukosten soll zu je einem Drittel durch Bund, Land und Stadt erfolgen. Diese Woche hat der städtische Sportausschuss seine Unterstützung für die Strecke gegeben. Die Zusage der Bezuschussung durch Bund und Land steht noch aus. „Es gibt niemand, der das Projekt blockiert. Es herrscht eine enge Abstimmung zwischen allen Beteiligten. Ich bin sehr zuversichtlich“, sagt Thomas Grimminger. Baubeginn könnte im Frühjahr 2016 sein.

„Wenn wir die Bahn haben, ist Stuttgart endgültige die erste Adresse und das Zentrum für BMX in Deutschland. Wir würden noch einen Schritt nach vorn machen“, ist sich Simon Schirle der Bedeutung des Projekts bewusst. Keine zehn Minuten Fahrzeit vom OSP-Standort entfernt würde die neue BMX-Strecke an der Burgholzstraße die Bedingungen für die Kader-Athleten quasi optimieren. „Und gezielte Nachwuchsgewinnung kann man dort auch betreiben“, schwebt dem Bundestrainer die Zusammenarbeit mit Schulen vor.

Die Bahn anderen als nur Spitzenfahrern zugänglich zu machen, ist auch das grundsätzliche Ziel der Stadt. „Wir wollen mit solch einer Anlage den Spitzensport bedienen, aber auch die Sportvielfalt in der Stadt erweitern“, sagt Günther Kuhnigk. Der Sportamtsleiter ist sich aber ebenso wie OSP-Chef Grimminger darüber bewusst, dass ein komplett unbeschränkter Zugang zu solch einer anspruchsvollen Bahn seine Grenzen hat.

„Eine Umzäunung wird sich nicht vermeiden lassen“, so Kuhnigk. Und eine Nutzung soll nur zu bestimmten Zeitfenstern und unter Aufsicht von Fachpersonal möglich sein. „Dass jeder kommen und gehen kann, wann er will, ist betriebstechnisch und aus Sicherheitsgründen sicherlich nicht möglich“, glaubt Thomas Grimminger.

Als Hausherr der geplanten Anlage ist ein Betreiberverein in Kooperation zwischen Radsportverband und dem VfR Cannstatt angedacht. „Aber wir sind in vielen Bereichen erst am Anfang der Entwicklung“, sagt Günther Kuhnigk.