Im Ludwigsburger Rathaus soll künftig intensiv darüber diskutiert werden, welche Qualität bei Neubauten und Sanierungen notwendig und bezahlbar ist Foto: Pascal Thiel

Seit Jahren fordern die Stadträte eine Diskussion darüber, welche Qualität bei Bauvorhaben notwendig und bezahlbar ist. Ein Vortrag im Bauausschuss war nun der Auftakt für eine Debatte über künftige Standards.

Ludwigsburg - Es ist vollbracht. Die Stadt Ludwigsburg hat die Diskussion über Baustandards eingeläutet, die bereits seit Jahren vom Gemeinderat gefordert wird. Immer wieder war moniert worden, dass Projekte wegen unnötig hoher Qualität zu teuer würden. Ein Vortrag über die aktuell geltenden Standards bildete im Bauausschuss am Donnerstag nun den Auftakt für künftige Debatten. Allerdings sahen sich die Stadträte nicht in der Lage, direkt in die Diskussion einzusteigen. Denn die Unterlagen zu dem Vortrag wurden erst in der Sitzung verteilt – das sei zu kurzfristig, so der Tenor.

Immerhin stimmte das Gremium nach minutenlangen Diskussionen zu, sich das Referat von Gabriele Barnert, der stellvertretenden Leiterin des Hochbauamts, anzuhören. Diskutiert werden soll aber erst in einer künftigen Sitzung, die eigens für dieses Thema anberaumt werden soll. Auch der Wunsch nach einer Klausurtagung wurde laut – immerhin handele es sich um enorm wichtige Entscheidungen, hieß es.

Vorgeschmack auf komplexe Materie

Der Vortrag von Gabriele Barnert gab bereits einen Vorgeschmack darauf, um welch komplexe Materie es sich handelt. So führte sie detailliert auf, welche zahlreichen Aspekte bei der Planung eines neuen Gebäudes berücksichtigt werden müssten – und welche Standards das Hochbauamt für sinnvoll oder gar unerlässlich erachte. Deutlich wurde dabei vor allem, dass es in vielen Bereichen wenig Spielraum für individuelle Entscheidungen gibt. Denn neben der Statik und vom Gemeinderat vorgegebenen räumlichen Anforderungen müssen auch zahlreiche gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien beachtet werden.

So zeigte Gabriele Barnert, wo es bei städtischen Bauvorhaben überhaupt Möglichkeiten gebe, günstiger zu bauen. Im Hinblick auf die Größe von Gebäuden verwies sie vor allem auf die Multifunktionalität. Wenn Räume zu verschiedenen Zwecken genutzt werden könnten, etwa vormittags für Schulunterricht und abends für Vereinssitzungen, spare man Flächen – und schließlich gelte: je mehr Fläche, desto teurer. Bei Vorschriften und Richtlinien hingegen gebe es kaum Einflussmöglichkeiten – es sei denn, man setze sich über Vorgaben hinweg, die nicht zwingend eingehalten werden müssten oder aber man erwirke Befreiungen.

Lohnende Investitionen in gute Energiebilanz

Die Energiebilanz von Gebäuden sei ebenfalls ein wichtiges Thema. Nicht zuletzt, weil hier die Vorgaben mit jedem Jahr strenger würden. Allerdings lohnten sich Investitionen in diesem Bereich durchaus: Zum einen, weil diese oft durch Fördermittel kompensiert werden könnten und zum anderen, weil so langfristig Energiekosten eingespart werden könnten. Allerdings müsse hier gut abgewogen werden zwischen teils exorbitanten Investitionskosten und dem späteren Nutzen – und es müsse immer auch die Nutzerfreundlichkeit unter die Lupe genommen werden.

Bei der technischen Ausrüstung von Gebäuden setze die Stadtverwaltung vor allem auf neue Errungenschaften wie LED-Beleuchtung oder intelligente Energie-Regler, um langfristig Kosten zu sparen, sagte Barnert. Ähnlich werde das im Bereich der Materialien und Baustoffe gehandhabt. Man habe die Erfahrung gemacht, dass es sich langfristig rechne, auf langlebige Materialien zu setzen, die im Zweifelsfall teurer in der Anschaffung seien. Bei der Möblierung hingegen könne vor allem durch platzsparende Lösungen Geld gespart werden, ebenso durch den Einsatz von robusten und gut zu reinigenden Oberflächen, die lange ansprechend wirkten.