Urban Hüter verarbeitet in seinen Skulpturen Kunststoffmüll (links) Ottmar Hörl bringt Außerirdische und ihre Raumschiffe in den Hof der Galerie Abtart (im Hintergrund) und der 1980 geborene Gabriel Bethlen lässt in einer Videoinstallation den die Welt tragenden Atlas von einer Stockpresse zermalmen (rechts). Foto: Sabine Schwieder

In der Möhringer Galerie Abtart eröffnete die Ausstellung „Nürnberg Connection“. Eine Gelegenheit für die Künstler, um „ohne Druck und ohne sich marktkonform verhalten zu müssen, ausstellen zu können“.

Möhringen - Sie sind Kollegen und zugleich Freunde, die Künstlerinnen und Künstler, die sich an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg im Atelier des Hochschulprofessors Ottmar Hörl begegneten. In der Galerie Abtart an der Rembrandtstraße haben sie gemeinsam mit Galeristin Karin Abt-Straubinger eine Ausstellung vorbereitet, für die sich der Titel „Nürnberg Connection“ geradezu anbot. Heute um 19.30 Uhr wird dort mit einer Vernissage die Sommerpause beendet.

Das Ziel ist, den eigenen Stil auszuleben

Ottmar Hörl, Lehrer und Mentor der jungen Künstler, versteht sich nicht als Leiter einer Hörl-Schule, sondern er möchte seinen Studenten ermöglichen, ihren eigenen Stil zu verfolgen. Auf diese Weise ist eine sehr abwechslungsreiche Ausstellung nach Möhringen gekommen, der man den Respekt vor den Arbeiten der Kollegen anmerkt. Darüber hinaus besteht für ihn die wesentliche Aufgabe eines Lehrenden darin, die Künstler auch nach dem Studium zu fördern. „Und dafür braucht man Galerien wie Abtart, in denen sie ohne Druck und ohne sich marktkonform verhalten zu müssen, ausstellen können“, lobt er das Angebot der Möhringer Galerie.

Hörl ist bekannt für seine ironischen Figuren wie goldene Gartenzwerge oder Hasen. Zur Ausstellung Nürnberg Connection hat er die Arbeit „Research Travel“ (Forschungsreise) mitgebracht: Im Hof der Galerie sind vier große, dunkle Wassertanks als Raumschiffe gelandet, kleine Raumfahrer untersuchen alles neugierig – als wollten sie sagen: „Wo sind wir hier eigentlich?“ „Humor muss sein in der Kunst“, sagt ihr Schöpfer.

Humor muss sein in der Kunst

Etwas luftiger geht es im Obergeschoss zu, wo die Bulgarin Elizabeth Thallauer ein großes Mobile aus weißem Schaumstoff gehängt hat, dessen Formen während des Arbeitsprozesses durch Hitze entstanden sind. Janet Eisenreich zeigt daneben Computerzeichnungen, die mithilfe von Adobe Illustrator angefertigt wurden. „Das sieht einfach aus, ist es aber nicht, weil es dabei so viele Möglichkeiten gibt“, sagt dazu Hörl.

Die besonders filigranen Skulpturen von Malika Eilers wirken vor diesem Hintergrund noch sensibler und minimalistischer, so wie die Brücke einer Papplandschaft, eine Stadt auf einem steilen Berg oder eine winzige Leiter, die in die Tiefe führt. Über die Galerie verteilt hat sie zudem weiße Guckkästen gehängt, durch deren Löcher man Modelle von verschiedenen Rauminstallationen erkennen kann.

Kunst mit gesellschaftskritischer Botschaft

Auf Flohmärkten findet Petra Lummer ihr Material , deren Puppeninstallationen einen eher derben Kontrast dazu bieten. Gabriel Bethlens Figuren dagegen sind nur auf Videos zu sehen, denn seine Kunst besteht in der Vernichtung: Eine Atlasfigur aus Keramik wird in einer Stockpresse zusammengedrückt. Atlas, der die Welt trägt, könnte den Menschen in der modernen Arbeitswelt symbolisieren, sagt dazu Gabriel Bethlen. In einer anderen Version wird ein Atlas aus Gießwachs mit einem Schweißgerät zum Schmelzen gebracht. Geht es um den Anstieg der Weltmeere? Der Titel „Liquide“ könnte ebenso auf die Finanzwelt gemünzt sein, in der Manager Suizid begehen.

Ebenso gesellschaftskritisch sind die Skulpturen Mark Hegmanns zu sehen, dessen deformierte Einkaufswagen als Kritik an der Konsumgesellschaft gelten können. Als wahre Materialschlachten bezeichnet Ottmar Hörl die Skulpturen und Leuchtobjekte von Urban Hüter: Autoteile, die üblicherweise unter den Fahrzeugen nicht zu sehen sind, werden zu voluminösen Haufen zusammengestellt. „Das Akzeptieren von Material, das es bereits gibt, das kommt mir am nächsten. Das ist Hörl’sches Denken“, meint der Mentor dazu.

Die Ausstellung in der Galerie Abtart, Rembrandtstraße 18, ist bis zum 30. Oktober dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr zu sehen. An diesem Wochenende (27./28. September) ist die Schau mit dem 15. Art Alarm verbunden, dem traditionellen Galerienrundgang in Stuttgart. In der Zeit von 11 bis 20 Uhr (am Sonntag bis 18 Uhr) pendelt ein Oldtimerbus zwischen der Innenstadt und der Galerie Abtart.