In Nachbarschaft zum Theaterhaus sollen Wohnungen entstehen. Foto: Torsten Ströbele

Am Pragsattel wollen Investoren gemeinsam mit der Stadt zwischen Theaterhaus und Mercedes-Benz-Bank ein neues Quartier schaffen.

S-Nord/Feuerbach - An der City Prag wird bald gebaut. Die Stadt Stuttgart, eine Investorenfamilie aus Köln und die Privatbank Hauk und Aufhäuser mit Sitz in Frankfurt wollen zwischen Theaterhaus und Mercedes-Benz-Bank 300 bis 350 Miet- und Eigentumswohnungen bauen lassen. Auch für den Einzelhandel sind Flächen vorgesehen. Am vergangenen Mittwoch wurden die Pläne den Bezirksbeiräten aus Feuerbach und Stuttgart-Nord in einer gemeinsamen Sitzung vorgestellt.

Ende des vergangenen Jahres hatten eine Kölner Investorenfamilie und eine Frankfurter Privatbank über die neu gegründete Projekt Maybach Beteiligungs GmbH die Flächen der ehemaligen Teppichhandelsfirma Sabet an der Siemensstraße gekauft. „Auf diesem rund 10 700 Quadratmeter großen Grundstück sollen unter anderem die Wohnungen gebaut werden“, sagte Inge Horn in der Sitzung. Die Geschäftsführerin der Isin und Co. Consultants GmbH soll das Projekt für die Investoren weiterentwickeln. Die Begrifflichkeit „Wohnen im Theaterviertel“ solle zu einer Marke werden, wenn das Quartier erst einmal fertig sei.

Kritik kommt vom Theaterhaus-Chef

Theaterhaus-Chef Werner Schretzmeier sieht die neuen Pläne in seiner direkten Nachbarschaft indes eher kritisch. Das Theaterhaus sei ein 24-Stunden-Betrieb. „Das zeichnet das Haus aus.“ Es lebe von der Dynamik, den Besuchern und dem Erfolg. Doch genau diesen Erfolg sieht er gefährdet, wenn erst einmal wenige Meter vom Theaterhaus entfernt Wohnungen bezogen werden. „Wenn es um 22 oder 22.30 Uhr dann noch laut ist, hört bei vielen Menschen die Toleranz auf“, sagte Schretzmeier. Auch nachts gebe es Anlieferverkehr und würden Lastwagen beladen. Deshalb wisse er nicht, ob Wohnungsbau und Theaterhaus-Betrieb in direkter Nachbarschaft zusammenpassen würden.

Die Stadtverwaltung kennt die Problematik und möchte deshalb auf ihren Flächen direkt ans Theaterhaus grenzend Platz für Gewerbetreibende, Praxen, Büros, Gastronomie und Einzelhändler schaffen, deren Gebäude dann als Lärmschutz für die Anwohner dienen sollen. Weder der Feuerbacher Bezirksbeirat Jochen Heidenwag (Freie Wähler) noch sein Kollege aus Stuttgart-Nord, Timo Haug (CDU), waren aber an dieser Stelle von den geplanten Einzelhandelsflächen begeistert. „Wir schaffen doch hier eine Konkurrenzsituation zu bestehenden Strukturen“, sagte Haug. Heidenwag vermutete, dass Einzelhandel an dieser Stelle eigentlich laut Bebauungsplan ausgeschlossen sein müsste. Dem konnte Karl-Theo Maurer vom Amt für Stadtplanung und -erneuerung widersprechen. Kleinteilig bis zu einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmeter sei Einzelhandel an dieser Stelle erlaubt.

Bezirksbeiräte fordern Verkehrsgutachten

Sorge bereitete den Bezirksbeiräten auch, ob denn die umliegenden Straßen den zusätzlichen Verkehr, der durch die neue Wohnbebauung entstehe, überhaupt verkraften könne. „Wir fordern schon lange ein Verkehrsgutachten für den Pragsattel“, sagte Haug. Immer wieder würde es schon heute zu langen Staus kommen. „Wir wollen wissen, wie sich die Situation verbessern lässt.“ Maurer verwies aber auf den gültigen Bebauungsplan aus dem Jahr 1996. In diesem Zuge habe man schon alle erforderlichen Gutachten erstellt. „Wir können jetzt nicht wieder von vorne anfangen.“ Damit wollten sich die Kommunalpolitiker allerdings nicht zufrieden geben und forderten die Verwaltung einstimmig dazu auf, ein neues Verkehrs- und Parkierungskonzept zu entwickeln.

Ansonsten waren die Bezirksbeiräte im Großen und Ganzen mit dem Konzept für das mit der städtischer Fläche rund 22 500 Quadratmeter große Areal zwischen Theaterhaus und Mercedes-Benz-Bank zufrieden. Unter anderem soll auch eine Kita mit zehn Gruppen auf dem Gelände Platz finden. Wie sich die Gebäude und Wohnungen dann genau anordnen und wie sie aussehen werden, soll im Rahmen eines Wettbewerbs zwischen sechs Architekturbüros geklärt werden. Das Preisgericht soll am 14. Juli tagen. Die Investoren gehen davon aus, dass die Wohnungen um die Jahreswende 2017/18 bezogen werden können.

Mit in den Wettbewerb werden auch Flächen einfließen, die in Privatbesitz sind, wie unter anderem das Grundstück der Akad-Hochschule. „Die Investoren wollen die Flächen nicht erwerben, aber das Areal eben ganzheitlich untersuchen. Die Eigentümer sind darüber informiert worden, dass auch über ihre Grundstücke städtebauliche Überlegungen angestellt werden“, sagte Inge Horn.