Die 110 Meter lange Bohrmaschine soll ein Stück des Boßlertunnels graben. Foto: Bahn AG

Bei ihren Arbeiten für die neue, rund 60 Kilometer lange Schnellfahrstrecke von Wendlingen nach Ulm setzt die Bahn beim Albaufstieg erstmals eine riesige Bohrmaschine ein.

Stuttgart - Den Start von Bauarbeiten auf der 3,2 Milliarden Euro teuren Schnellfahrstrecke zwischen Wendlingen und Ulm hat die Bahn bisher prominent besetzt. Zum Baubeginn im Juli 2013 kam Verkehrsminister Peter Ramauser (CSU), zur Taufe des Albabstiegstunnels vor Ulm als Patin Gerlinde Kretschmann, die Frau des Ministerpräsidenten. Am Samstag, 8. November, fehlen prominente Namen. Dafür soll es mit einem Tag der Offenen Baustelle am Boßlertunnel volkstümlich zugehen. Mit je 8,8 Kilometern sind die beiden Röhren das längste unterirdische Teilstück der Strecke.

Erstmals setzt die Bahn für die ICE-Stecke eine Bohrmaschine ein. Bisher sei das wegen der Geologie nicht möglich gewesen, heißt es im S-21-Sprecherbüro. So wird der Steinbühltunnel, der bis zum Scheitelpunkt der Strecke auf 746 Meter Meereshöhe führt, konventionell gesprengt und gebaggert, genauso der Tunnel vor Ulm.

Beim Boßlertunnel sei zumindest auf den ersten 3000 Metern der Maschineneinsatz möglich. Weil damit die Bauzeit verkürzt werden könne lohne sich die Investition in den Bohrer.

Die Maschine, die sich mit einem Schneidrad-Durchmesser von 11,39 Metern bei Aichelberg ins Gestein graben wird, kann von 10.30 bis 16 Uhr besichtigt werden. Im 15-Minuten-Takt pendeln dazu Busse von Ohmden, Zell unter Aichelberg, Aichelberg, Weilheim, Holzmaden und Kirchheim zur Baustelle (genaue Abfahrten unter www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de).

Für den Rohbau des Boßler- und Steinbühltunnels, die durch das Filstal getrennt werden, hat die Bahn 636 Millionen Euro veranschlagt. Für die Brücke – vorbereitende Arbeiten laufen – 53 Millionen, für den Albabstiegstunnel 249 Millionen, für den kurzen Widderstall-Tunnel an der A 8 vor Merklingen 36,7 Millionen Euro. Die Kosten liegen angeblich im erwarteten Rahmen.

Mit dem Boßlertunnel werden 36 der 60 Kilometer Strecke im Bau sein. Ein Auftrag für weitere fünf Kilometer zwischen Kirchheim und Aichelberg soll bald vergeben werden. Holprige Stellen im Zeitplan der Bahn verursachen die Abschnitte Albvorland zwischen Wendlingen und Holzmaden und der Bahnhofsbereich in Ulm. Hier fehlen Genehmigungen. Für die 20 Kilometer Wendlingen-Holzmaden erwarte man die Freigabe im Januar 2015, sagt ein Projektsprecher. Die Genehmigungsbehörde Eisenbahn-Bundesamt will sich darauf nicht festlegen.

Noch nicht entschieden ist, ob im Albvorland auch eine Bohrmaschine eingesetzt werden wird. Es geht um zwei je 8176 Meter lange Röhren. Die Geologie würde es möglich machen, wie beim Boßlertunnel einen Teil der Strecke mit dem Riesenbohrer zu bewältigen. Er setzt Betonfertigteile (Tübbinge) zu Kreisringen und diese zum Tunnel zusammen. Für die Produktion der Tübbinge wurde extra ein Fertigteilwerk aufgebaut.