Am 11. Juni hat ein Großbrand das Lager des Sanitär-Fachhändlers Reisser zerstört Foto: dpa

Von der Katastrophenstimmung hat Helmut Reißer genug. „Wir werden aus der Situation gestärkt hervorgehen“, sagt der Chef des Böblinger Sanitär-Fachhändlers. Am 11. Juni hat ein Feuer sein Zentrallager völlig zerstört. Drei Werktage später sei man wieder lieferfähig gewesen, betont der 82-Jährige.

Von der Katastrophenstimmung hat Helmut Reißer genug. „Wir werden aus der Situation gestärkt hervorgehen“, sagt der Chef des Böblinger Sanitär-Fachhändlers. Am 11. Juni hat ein Feuer sein Zentrallager völlig zerstört. Drei Werktage später sei man wieder lieferfähig gewesen, betont der 82-Jährige.

Böblingen - In diesem Tempo will er seine Logistik wieder aufbauen: In rund zwei Jahren soll der Neubau stehen – moderner und leistungsfähiger als sein Vorgänger. „Die Chance werden wir nutzen“, sagt Helmut Reißer. Von der Brandruine soll bald nichts mehr zu sehen sein. Bis Ende August hat die mit dem Abriss beauftragte Firma nach eigenen Angaben das Gebäude abgeräumt.

Es war das größte Feuer in Böblingens Nachkriegsgeschichte, und es richtete einen Millionenschaden an. Die genaue Summe steht weiterhin nicht fest. „Die Brandursache wird man nie erfahren“, sagt Helmut Reißer. Beim Landeskriminalamt wird zwar noch Asche untersucht. Die Hitze sei jedoch so groß gewesen, dass einfach alles geschmolzen sei. Aber der Unternehmer hat einen Trost: „Die Versicherung sagte zu mir, dass ich wirklich gut versichert sei“, erzählt er. Schon um den Abriss musste er sich nicht kümmern, den beauftragte die Versicherung. Und mit den Zahlungen, die er nun für den riesigen Schaden erhält, baut er den Firmensitz wieder auf. Mehrere Millionen Euro will Helmut Reißer in der Hanns-Klemm-Straße im Industriegebiet Hulb investieren, um Ersatz für die zwei abgebrannten Hallen zu schaffen. Das Verwaltungsgebäude und die Badausstellung blieben vom Feuer verschont.

Um die Zeit zu überbrücken, hat der Großhändler ein Provisorium ausgefeilt. An sechs Standorten wurden Leichtbaulagerhallen aufgestellt. Nun werden die Kunden von Fellbach, Heilbronn, Balingen, Neu-Ulm, Karlsruhe und Offenburg beliefert. Bedienungsinseln nennt Helmut Reißer die Außenstellen, die das Böblinger Zentrallager ersetzen, wo bisher rund 30 000 Teile vorrätig waren. Noch vor Sonnenaufgang bringen ein halbes Dutzend gemieteter Kleinbusse etwa 30 Mitarbeiter aus Böblingen dorthin, um die angelieferten Waren zu kommissionieren. Gegen 4 Uhr morgens legen sie los, damit der Installateur um 7 Uhr seine Bad- und Heizungsteile auf der Baustelle hat.

„Wir sind flexibel“, sagt Helmut Reißer. Auch in Böblingen wurde eine Leichtbauhalle aufgebaut, damit Anfang August der Fachverkauf für die Handwerker mit rund 15 000 Artikel wieder läuft. Die Badausstellung ist seit 10. Juli geöffnet. Außerdem hat die Firma eine 8000 Quadratmeter große Lagerhalle in Ehningen gemietet. Im November wird sie einsatzbereit sein, allein der Einbau von Regalen kostet eine Million Euro. Für den Neubau will sich Helmut Reißer bei anderen Unternehmen erst noch schlau machen: „Wir sind in der Entwicklung etwas stehen geblieben“, sagt er über das 1970 errichtete und nun vernichtete Zentrallager, „dabei ist Logistik heutzutage alles.“ Die Abläufe sollen so weit wie möglich automatisiert werden, Mitarbeitervorschläge sind bei den Planungen gefragt.

Gleich im Morgengrauen nach dem Ausbruch des Feuers versprach Helmut Reißer seiner Belegschaft, dass der Betrieb weitergehen werde. „Ich habe meinen Leuten gesagt, wir entlassen niemanden“, erzählt er. Rund 1600 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, davon etwa 350 in Böblingen. Im Südwesten Deutschlands sei Reisser einer der Marktführer, sagt der Vorstandsvorsitzende, der 1952 als 20-Jährgier in die Familienfirma eintrat. An 47 Standorten ist der Großhändler für Sanitärwaren vertreten und bedient mehr als 10 000 Kunden aus dem Handwerk. Helmut Reißers größte Sorge nach dem Brand war, dass ihm die Konkurrenz das Geschäft abnimmt, weil der Installateur Termine einhalten muss. Die Nerven lagen zunächst blank. „Wir mussten sehr schnell reagieren und handeln“, sagt er. Statt über die Katastrophe spricht der Unternehmer mittlerweile aber viel lieber über die Wende, die sein Betrieb geschafft habe – und dass nun in die Zukunft investiert werde.